Aufbruchsstimmung

In der ganzen Welt hört man es: es gibt Krawalle, die Menschen stehen auf. Sie versuchen, sich von ihren schier unzerstörbaren Fesseln zu befreien und rufen zur Gegenwehr.

In der ganzen Welt sieht man es: Regierungen, die ihre Untertanen unterdrücken, sie ausbeuten, ausnehmen, ausnutzen, um den Reichtum der sogenannten Weltelite zu sichern. Die Legitimationen dessen sind längst erloschen. Zu sehr aufgeklärt sind die Menschen, selbst wenn sie klein und unbedeutend gehalten werden, so bricht es doch irgendwann heraus aus ihnen.

In Frankreich hat es schon vor Jahren gebrannt, Tunesien und Ägypten läuteten dieses Jahr mit Krach auf den Straßen ein, Lybien, Jemen, Saudi-Arabien, Bahrain und viele andere arabische Ländern ziehen nach. Sogar Deutschland, wo die Menschen scheinbar alles über sich ergehen lassen und sie sonst nur im stillen Kämmerchen vor sich her schimpfen, steht langsam auf. Aber so wie in unseren warmen Aktionsländern wird es bei uns wohl nie werden. Zu diszipliniert der Deutsche; zu viel Angst vor Sanktionen und Unordnung. Wer noch was hat, der macht sich halt Sorgen. Wer nichts mehr hat, hat nichts mehr zu verlieren. Der kann dann auch mit Steinen schmeißen, Häuser und Autos anzünden und sich Straßenschlachten liefern.

Könnt ihr euch das vorstellen? Soziale Unruhen im eigenen Land? Nichts ist mehr so, wie es war? Ausnahmezustand täglich, Krieg ganz nah – mitten vor der Haustür?
Woran hält man sich fest, wenn der herkömmliche Halt verloren geht? Ist es der Glauben? Ist es die Familie?
Könntet ihr euch in einer solchen Situation auf Nachbarn, auf Freunde verlassen?

Vor 20 oder 30 Jahren noch wäre die letzte Frage mit einem klaren Ja beantwortet worden. Die Menschen, das Volk, rückten zusammen, hielten einander oben. Heute muss jeder selbst sehen, wo er bleibt. Und schafft er es nicht, ist er ein Assi, ein „typischer Hartzer“, ein Außenseiter. Mir könnte das nie passieren. Der ist doch nur faul und dumm. Oder?

Hat man uns denn echt schon so weit, dass wir nicht die Hand ausstrecken, sondern mit dem Finger zeigen und hetzen? Oder wurde uns schon zu oft die ganze Hand genommen, wenn wir doch nur den kleinen Finger hin hielten?

Mich interessiert nicht, warum jemand aufstehen würde. Das ist klar und unübersehbar.
Mich interessiert: warum bleibt jemand sitzen? Warum lässt er sich lieber ausnehmen, als sich zu wehren? Und wo zur Hölle ist unser Zusammenhalt geblieben?
Würden wir alle zusammen in einer Reihe stehen, wäre die Revolte nicht auch schon längst bei uns angekommen?

Ich würde mich über Antworten freuen.

P.S.: Vielen Dank für die Inspiration, mein ewiger Mentor, der doch so weit fort ist. Mein ewiger Messias, der mir das Duchhalten schenkt, wenn ich es am dringensten brauche: Paulo Coelho.
Hier mein heutiger Anstoß zum Schreiben:
http://paulocoelhoblog.com/2011/03/05/filhos-de-gandhi/
Einfach auf das Bild auf Coelhos Blogseite klicken, Boxen aufdrehen, zurücklehnen und genießen.

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