Schneegestöber und Migräne

Schneegestöber und Migräne

Jetzt habe ich hier schon wieder so lange nicht geschrieben. Dabei hatte ich mir doch fest vorgenommen, öfter und halbwegs regelmäßig was von mir hören zu lassen. Die letzten Tage waren jedoch so chaotisch – das Schneegestöber der letzten Tage ist dafür eine wundervolle Versinnbildlichung (ich mag das Wort!) meiner momentanen Lage.

Aber ich will nicht rumheulen über Referate, Essays und Hausarbeiten oder meine bevorstehenden Zitterklausuren. Das kennt ihr ja selber zur Genüge, denke ich. Nein, viel mehr möchte ich hier freudig verkünden, dass ich ab nächstem Monat einen Nebenjob haben werde. Der Schritt dorthin war lange von mir durchdacht und geplant – und dann am Ende doch sehr spontan: am einen Tag von der Stelle erfahren, am nächsten schon das Vorstellungsgespräch. Lange hatte ich mich gewehrt, einen Nebenjob anzunehmen. Ich hatte einfach Angst, nicht mehr in der Uni hinterher zu kommen, da ich schon jetzt manchmal nicht weiß, wo ich anfangen soll, wenn sich die Aufgaben türmen, was hauptsächlich am Prokrastinieren liegen mag. Andererseits gehöre ich leider zu denen, die sich schnell mal zu viel auflasten und übernehmen, statt Aufgaben abzugeben, die man getrost abgeben kann. Ich bin Perfektionist und ehe ich etwas haarklein erkläre, mache ich es lieber selbst. Das muss ich mir nun wohl abgewöhnen.

Und was mache ich bald? Ganz simpel: ich bin Bürogehilfin in einem kleinen Unternehmen, das die Glasteile für Pipetten zur künstlichen Befruchtung herstellt. Ich werde also telefonieren, Emails schreiben, Listen erstellen (ich liebe Listen!), Daten von der Produktion in den Computer eingeben und solche Sachen eben. Und ja, Kaffee kochen werde ich auch, aber damit habe ich kein Problem, denn durch die wenigen Mitarbeiter ist das ganze recht familiär und die Leute dort sind mir bisher sehr sympatisch – und für nette Menschen koche ich doch gerne auch mal Kaffee.

Einen Großteil meiner Zeit dort werde ich Englisch sprechen, denn die meisten Kunden sind im Ausland, der Mutterkonzern ist indisch und der Chef, der zwar Deutsch versteht, aber lieber Englisch sprechen möchte, ist Inder. Ich find das gut, so kann ich mein Englisch endlich mal wieder benutzen, auffrischen und verbessern. Ich habe immer gerne Englisch gesprochen und war in der Schule sehr gut. Seit dem Abitur vor mittlerweile 7 Jahren habe ich nur noch selten Englisch gesprochen und mein Training bestand hauptsächlich aus Postings im Internet oder Mails mit Menschen aus aller Welt.

Einem Fakt sehe ich aber mit gemischten Gefühlen entgegen: Männchen arbeitet dort, er hat mich ja reingebracht. Ich freue mich natürlich, dass ich ihn an 2 oder 3 Tagen mal etwas mehr sehen kann als nur am Abend, wenn er von der Arbeit heim kommt. Andererseits besteht darin ja häufig Konfliktpotenzial. Wir haben uns jedoch schon klare Regeln gesetzt, sowas wie kein „Schatz“ am Arbeitsplatz, keine privaten Dinge auf Arbeit und keine Arbeit Zuhause. Da ich nur 2 bis 3 mal pro Woche dort bin, wird sich das sicher auch in Grenzen halten. Naja, wir werden sehen. Ich bemühe mich natürlich und versuche mich davon nicht beeinflussen zu lassen. Sollte das doch zu problematisch werden, ziehe ich mich dort zurück, das steht für mich fest. Seine richtige Arbeitsstelle ist schließlich wichtiger als mein Nebenjob.

Nachdem ich Ende letzter Woche erfahren hatte, dass ich ab Februar einen Nebenjob haben werde, hat sich meine Planung bezüglich der Uni natürlich etwas geändert. ich versuche nun, meine Aufgaben soweit möglich schon vor Arbeitsbeginn zu erfüllen, um dann nicht so viel auf einmal zu tun zu haben. Das hat diese Woche leider erstmal für Chaos gesorgt, denn es kamen auch noch ein Kurzreferat dazu und eine nicht eingeplante Aufgabe für die Methodik- Übung. Ich musste also ranklotzen – und hab mich direkt verausgabt. Es ist jetzt nicht so schlimm, ich bin kein Wrack oder so. Aber die Tatsache, dass ich seit gestern wieder Migräne habe, die ich sonst nur noch selten habe, zeigt mir, dass es doch ein Tick zu viel war. Aber das ist okay, ich habe daraus gelernt und mir den gestrigen Tag (bis auf das Referat um 8 Uhr) frei genommen. Nun gehe ich es etwas gemächlicher an und steigere mich langsam, statt alles auf einmal machen zu wollen. Das war wohl eine wichtige Anfangslektion.

Nachrichtendiskussion

Und um mal von mir wegzukommen:
Was ist denn nur gerade in der Welt los? Ich kriege ja derzeit nur ein paar Schlagzeilen mit, aber die sind wirklich grausam.

  • Die Vergewaltigungen in Indien. Fürchterlich! Wie kann ein Mensch, beziehungsweise gleich mehrere, nur zu so viel Grausamen fähig sein? Wäre ich in Indien, würde ich jetzt auch durch die Straßen marschieren und protestieren. Ich hoffe wirklich, die Täter bekommen harte Strafen! Nun ist noch ein Fall von einer Vergewaltigung eines 7 Jahre alten Mädchens ans Licht gekommen. Da bleibt mir echt die Sprache weg. Dem Täter wünsche ich ein langes Leben voller Leid und Qualen und in Einsamkeit und Gefangenschaft!
  • Die Schießerei in der Bäckerei in Neukölln. Ein Mann hat die beiden Bäckerinnen erschossen, von denen eine seine Exfrau und die andere deren Schwester war. Beide sind tot, der Täter ist gefasst. Irritiert hat mich der Satz, dass die Polizei eine rechtsextreme Tat ausschließt. Wie passt denn das da rein? Der Mann war türkischer Herkunft und die Frauen scheinbar nicht, aber trotzdem finde ich diese Information für fehl am Platz. Natürlich könnte man jetzt wieder diskutieren, ob das so eine türkische-Ehren-Kiste war, aber meiner Meinung nach war der Mann einfach zu schwach, um die Trennung zu verkraften und gestört genug, um so etwas zu tun. Woher er die Waffe hat, frage ich mich auch, doch an eine ranzukommen ist wohl leider einfacher, als ich hoffe.
  • Die Geiselnahme in Algerien. Eine Gruppe terroristischer Islamisten hat hier eine Gasanlage gestürmt und die Arbeiter als Geiseln genommen. Ein paar wenige konnten wohl entkommen, doch der Großteil wurde umgebracht. Es ist traurig und erschreckend, wenn auch nicht überraschend, dass so etwas mal passiert; schließlich wird Algerien schon lange für seine Rohstoffe ausgenutzt, ohne dafür großartig entschädigt zu werden. Ob es nun noch zu größeren internationalen Konflikten kommen wird, zeigt sich sicher in den nächsten Wochen.
  • Katholische Kliniken in Köln weisen die Behandlung von Missbrauchsopfern ab. Und warum? Weil die ja nach der „Pille Danach“ fragen könnten. Mal ehrlich, wo ist die christliche Nächstenliebe, wo der hypokratische Eid, Menschen in Not zu helfen? Ich sehe es ein, dass ein Katholik nicht unbedingt die Pille danach verschreiben will (auch wenn ich persönlich sowas für dämlich befinde, aber gut, dazu möchte ich mich auch nicht weiter äußern.) Aber man kann doch nicht ernsthaft guten Gewissens jemanden abweisen, der nicht nur verletzt, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch traumatisiert und verängstigt ist? Wenn ihr mich fragt, zeigt sowas indirekt, wenn auch ungewollt, einen bestimmten Hass oder eine gewisse Abneigung gegen Andersdenkende. Und das auch noch aus niederen Gründen (sorry, aber eine Übermoralisierung durch religiöse Ansichten und die Anmaßung, entscheiden zu können, was für Andere richtig und was falsch ist, sind für mich definitiv niedere Gründe.)
  • Die Verurteilung eines Nazigegners zu 1 Jahr und 10 Monaten Haft ohne Bewährung. Er hatte im Februar 2011 bei einem großen Neonaziaufmarsch in Dresden angeblich per Megafon dazu aufgerufen, die Polizeikette zu durchfließen, was dann dazu geführt hat, dass Polizisten verletzt wurden. Klar finde ich persönlich es nicht gut, wenn man etwas tut, das dann dazu führt, dass Menschen verletzt werden. Gewalt ist immer die falsche Lösung. Doch zum einen ist die Strafe ziemlich hoch- gut, das könnte man noch als „abschreckendes Beispiel“ bezeichnen- zum anderen wurde der Täter aber weder durch Zeugen noch durch ein Beweisvideo eindeutig identifiziert. Somit ist eigentlich die Beweispflicht gebrochen. Das wiederrum ist für mich ein allarmierendes Zeichen, des das könnte man jetzt so verstehen, dass a) der Richter stark rechts orientiert ist und/oder b) dass der Widerstand gegen Neonazis nicht nur nicht erwünscht ist, sondern auch bestraft wird. Das Krasseste daran ist ja, dass am gleichen Tag in einem anderen Gericht 5 Neonazis, die wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Gründung einer kriminellen Vereinigung („Sturm 34“) verurteilt wurden, diese aber nur Geld- und Bewährungsstrafen bekamen. So oder so: ich gehe davon aus, dass der Verurteilte in Berufung geht und hoffe, dass die Strafe widerrufen wird, sollte er wirklich nicht der Täter gewesen sein. Und falls doch, sollte auch er Bewährung bekommen, sofern er nicht vorbestraft ist.

Ich könnte da jetzt noch mehr aufzählen, aber um eurer und meiner Nerven Willen unterlasse ich das einfach mal und stürze mich, natürlich ganz langsam und behutsam, wieder in meine Uni-Aufgaben. Schönes Wochenende und bis neuerdings 😉

 

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3 Kommentare zu „Schneegestöber und Migräne

  1. Ja, so lange nichts geschrieben aber alles gut nachgeholt! So manch einer hätte aus Deinem Beitrag 4 postings gemacht:) Aber ich habe es in einem Zug gelesen.

    Hm ja… Prokrastinieren… daran scheitert bei mir auch immer einiges.
    Aufregend so ein neuer (Neben-)Job , oder? Ich werde nächsten Monat auch einen antreten -hoffentlich-. Man wollte sich Mitte Januar bei mir melden, so hieß es, aber ich warte noch.
    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg und Spaß dabei. Und das mit dem Männchen…das klappt schon:)

    LG
    Ayse

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    1. Dankesehr 🙂
      Ich wünsche dir auch viel Erfolg und Spaß, so man sich denn bei dir meldet. Pfft nicht melden trotz Absprache, sowas hasse ich immer wie die Pest. Naja, ist ja noch knapp Mitte Januar 😉
      Bin total gespannt, wie es wird, denn das Vorstellungsgespräch verlief super kurz, es wurden kaum Fragen gestellt, außer wann ich anfangen könne und ob ich schonmal an einem Mac gearbeitet habe. Aber hey, ich lass es auf mich zukommen. Vielleicht ergeben sich dann auch ein paar schöne Geschichten für den Blog, das wär ein toller Nebeneffekt.

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