Wochenrückblick: Die Woche einer Studentin

Die erste Vorlesungswoche ist beendet, daher will ich heute einmal darüber berichten, was so in einer ersten Vorlesungswoche passieren kann. (Bewusst kann, denn das ist nicht nur je nach Uni verschieden, sondern sogar je nach Fach.)

Montag: Meine Montage sind dank Veranstaltungsfreiheit flexibel. Aber bevor jemand etwas dazu sagt: Dass ich keine Veranstaltung habe heißt noch lange nicht, dass das ein gänzlich freier Tag ist. Denn solche Tage nutzt man in lektüreschweren Fächern wie Soziologie und Erziehungswissenschaften dazu, Texte zu lesen, zu exzerpieren und Referate und Co vorzubereiten oder seine Recherchen zu vertiefen. Klar, in der ersten Woche hatte ich noch nix zu tun, deswegen habe ich die Zeit genutzt, um meine Hefter ein bisschen aufzuhübschen. Wenn man Hefter wiederverwendet und sowieso überkleben muss, kann man das ja auch gleich richtig machen. 😉

Mal ehrlich- damit muss das Semester einfach gut werden!
Mal ehrlich- damit muss das Semester einfach gut werden!

Dienstag: Der erste richtige Unitag- und schon haben mehrere Dozenten abgesagt. Nagut, wenn die keine Lust haben, bleibt mehr Freizeit für mich. 😀
Ich hatte ein Seminar zu Weiterbildung bzw. Erwachsenenbildung. Die Dozentin ist sehr jung, scheint alternativ eingestellt zu sein und hat einen schönen Vortragsstil. Ich bin schon gespannt auf die Themen, denn der Bereich der Erwachsenenbildung reizt mich sehr – ich möchte auf diesem Gebiet spätern gern einmal arbeiten. Das zweite Seminar zu Erziehung, Bildung und Gesellschaft ist leider ausgefallen. Nächste Woche werde ich sehen, wie der Dozent sich macht. Das Seminar geht über 4 Stunden und ist hoffentlich nicht zu anstrengend.

Mittwoch: Meine Mittwoche (Mittwochs? Mittwochtage? Wochenmitten? Oh ja, Wochenmitten klingt gut) fangen ziemlich früh an, was mir gar nicht passt, da ich ein absoluter Morgenmuffel bin. Umso schlimmer, wenn es dann draußen noch dunkel ist, wenn ich aufstehen muss. Zum Glück gibt sich das in ein paar Wochen, wenn die Tage eher anfangen. Im Sommer ist es eigentlich ganz schön, so früh schon wach zu sein. Man fühlt sich dann als „Erste“ und Sonnenaufgänge haben immer eine magische Wirkung…
Der Tag war nicht wirklich schön. Die erste Veranstaltung war meine Vorlesung zur Erwachsenenbildung. An sich war es okay, die Dozentin hat einen angenehmen Humor und mein erster Gedanke zu ihr war „irgendwie niedlich.“ Ich kann es auch nicht erklären. Sie ist schon ein bisschen älter und hat so eine „liebe Omi“- Art an sich. Der Raum selber war überfüllt und die Veranstaltung war nach einer halben Stunde und viel Chaos schon zu Ende. Das Chaos lag nicht an der Dozentin, sondern an den Studenten, die einfach durcheinander geredet haben und sich nicht gedulden konnten, ein Vortragsthema zu bekommen. Sehr nervig! Als alle nach vorne stürmten, um sich hier oder dort einzutragen, bin ich gegangen. Das war mir zu albern…
Da ich nun über anderthalb Stunden Zeit hatte, musste ich mich irgendwie beschäftigen, denn zum Heim fahren war die Zeit zu kurz und zum Dableiben zu lang. Also habe ich ein Buch gelesen, das ich mir von einem Freund ausgeliehen habe (Serdar Somuncu: Nachlass eines Massenmörders. Auf Lesereise mit Mein Kampf. Ich kann euch dieses Buch nur wärmstens empfehlen! Es ist hervorragend geschrieben, total fesselnd und überaus interessant, denn es hält einen Moment der Gesellschaft fest, der für uns alle relevant ist.) Damit konnte ich doch recht viel Zeit überbrücken und nach ein bisschen Herumschlendern und einem kleinen Snack war die Zeit auch um.
Weiter ging es mit dem Seminar zu Rechtsextremismus und -terrorismus. Hier wurden Referate verteilt. Ich habe mich bei 4 oder 5 Referaten gemeldet, die ich echt gern gemacht hätte und jedes Mal hat es jemand anderes bekommen. Das war echt frustrierend und zum Schluss hatte ich auch noch das Pech, nächste Woche als Allererste referieren zu müssen. Was war ich sauer! Andererseits hab ich es dann hinter mir und kann mich bei dem Rest vernünftig konzentrieren. Auch diese Veranstaltung war nach 45 Minuten zu Ende. Ohnehin schon genervt musste ich jetzt also wieder sehr viel Zeit verplempern, die ich gerne sinnvoller genutzt hätte, als in der Uni hocken zu müssen. Da ich weder Hunger hatte noch Lust, weiter im Buch zu lesen, bin ich durch die Uni getingelt und habe ein Experiment gefunden, das etwa 45 Minuten dauern sollte. Dazu gab es 3€ Teilnahme-belohnung und eine Tafel Schokolade. Das passte super, also habe ich teilgenommen. Ich war aber schon nach etwa 20 Minuten fertig, war trotzdem so gut, dass ich noch eine zusätzliche Tafel Schokolade bekam. Das hat meine Stimmung ein wenig gehoben, doch hatte ich noch immer so viel Zeit. Zum Glück fand ich noch ein zweites Experiment, das zwar nur 10 Minuten dauerte, doch wieder mit Schokolade lockte. Danach ging ich zum Hörsaal und saß einfach meine verbleibende Zeit ab.
Den Käse hätte ich mich echt sparen können. Der Dozent hat erst einmal lange gebraucht, um das Mikro so einzustellen, dass man halbwegs etwas verstand. Er erklärte dann den Ablauf und machte eine kurze Einführung, aber obwohl ich sehr weit vorne saß, habe ich nur die Hälfte verstanden, weil meine lieben, tollen, großartigen, phantastischen Kommillitonen ihre lieblichen Münder nicht schließen konnten. Das hat mich wirklich so sehr genervt, dass ich mit übelster Laune nach Hause ging und einfach keinen Bock zu gar nix mehr hatte. Ernsthaft: warum zum Geier gehen die in eine Vorlesung, wenn sie eh nicht die Klappe halten können? Das ist so egoistisch! Ich will verdammt nochmal was lernen und mich dabei nicht vn irgendwelchen undisziplinierten Dauerpubertären stören lasen! (Das war übrigens so ein Moment, in dem ich mich alt fühlte und auch meine Erfahrung spürte, denn ich war eine der wenigen, die diese Veranstaltung wirklich ernst genommen haben… Und übrigens: entweder kommt es mir nur so vor, oder Pädagogik- Stundenten sind zumindest an meiner Uni generell extrem anstrengend. Aber in der Soziologie gibt es solch einen Lärm nicht. Allerdings sagen da die Dozenten auch mal was…)

Donnerstag: Simmelseminar. Yeah, ich habe mein Wunschseminar bekommen! Die Dozentin ist so herzerweichend, lustig und großartig, dass sie mir schon in der ersten Sitzung die Angst vor der mündlichen Prüfung genommen hat, denn bei dieser Frau kann einfach nicht sowas schlimmes passieren wie in meiner mündlichen Geschichtsprüfung zum Abitur. In der saß nämlich nicht nur eine, sondern gleich 2 fiese alte Schachteln, die mich zur Auswertung völlig rund gemacht haben und mir eher zeigten, warum es wirklich nötig ist, nicht nur die Lehrerausbildung stark zu verbessern, sondern auch mal nachzuschauen, wie solche Lehrer sich nach 10, 20, 30 Jahren Beruf so machen.
Nein, bei dieser wundervollen Dozentin wird mir die mündliche Prüfung nicht so schwer fallen! Und zu meiner größten Freude habe ich auch mein Wunschreferat bekommen: Philosophie des Geldes. Das Thema ist sehr spannend und ich habe mich schon einmal näher damit befasst und ein Essay dazu geschrieben, das meinem Dozenten damals so gut gefiel, dass er mir eine 1,0 gegeben hätte (menno, warum zählt die Note nur nicht? Die hätte mir sehr geholfen!)
Wie ihr euch denken könnt: auch diese Veranstaltung war eher Schluss als normal, ich habe wieder Zeit verplempert. Es gab kein Experiment, das ich noch nicht gemacht habe, ich hatte keinen Hunger auf mein Pausenbrot und lesen wollte ich auch nicht. Nach langem Rumgammeln dann endlich die letzte Vorlesung zur Familiensozialisation. Der Dozent war leider nicht anwesend, sondern wurde vertreten. Seine Vertretung war eine junge Frau, die selber schon Bücher veröffentlicht hat, war also erfahren und hatte Ahnung. Ihre Vortragsweise war okay, aber ihr Diskussionsstil gefiel mir gar nicht, denn sie war irgendwie sehr aggressiv in ihrem Ton und in ihren Argumenten und absolut nicht kompromissbereit. Als sie keine Lust mehr auf eine Frage hatte, die wirklich gut war, hat sie den Fragenden einfach zerredet und ist vom Thema abgeschweift. Das hat sie auch bei einem zweiten Fragesteler gemacht. Echt ärgerlich! Zum Glück haben wir sonst bei einem sehr ruhigen, älteren Dozenten. Ich bin sehr froh, dass er wieder da ist, denn er hatte im letzten Sommersemester einen Schlaganfall, lag lange im Krankenhaus, war länger in der Reha. Das zu hören hat mich damals schockiert und ich hab fast angefangen zu heulen, als ein Dozent das am Anfang eines Seminars sagte. Ich habe keine persönliche Beziehung zu dem Dozenten, aber er ist einfach didaktisch echt gut und als Mensch sehr liebenswürdig, deswegen hat mich das echt runter gezogen. Ich bin gespannt, ob er noch „der Alte“ ist, oder ob diese Krankheit ihn verändert hat.

Freitag: Huch, das ist ja heute! Freitags hab ich frei. Wie eingangs erwähnt habe ich das nicht wirklich, denn heute etwa bereite ich mein referat vor und war schon auf verschiedenen Ämtern, um der unglaublichen Bürokratie des Studentenlebens zu dienen. Ihr glaubt gar nicht, wie bürokratisch studieren ist! Als hätte man nicht schon genug zu tun….

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4 Kommentare zu „Wochenrückblick: Die Woche einer Studentin

  1. Schick deine Ordner! Da geht man doch gleich motivierter an die Sache ran.
    Die erste Woche klingt ja eher etwas Chaotisch muss ich sagen 😉
    Aber das wird sicher besser, oder man gewöhnt sich dran. g*

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    1. Ja, die erste Woche ist leider immer so. Mehr Rumgammeln als alles andere. Ziemlich nervig, dabei hätte man sich zu Schulzeiten noch über so viel Freizeit gefreut. ^^

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  2. Das hört sich nach einer passablen Woche an. Habe nicht einen Tag frei 😦 muss immer antanzen, auch nur für eine Veranstaltung.

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    1. Frei habe ich auch nicht. Ich habe zwar nur an 3 Tagen Präsenzzeit, aber das sagt nicht wirklich etwas aus. Denn an Texten, Ausarbeitungen usw. sitze ich von Montag bis Sonntag.
      Die Woche kann man übrigens nicht wirklich zählen, weil es ja die erste war und die eh immer völlig aus dem Rahmen fällt.

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