Review: Super High Me

Ich schaue gerne Dokus jeglicher Art. Am Sonntag stieß ich auf eine Doku, die sich „Super High Me“ nennt. Der Titel ist angelehnt an „Super Size Me“, ein Projekt eines Amerikaners, der sich 30 Tage lang von Fast Food ernähren will und alles filmt.

Super High Me sollte so ähnlich sein, aber vom Kiffen erzählen. Es geht darum, dass der Protagonist Doug Benson, sozusagen das Selbstversuchskaninchen, zuerst 30 Tage lang nicht kiffen und im zweiten Teil 30 Tage lang high sein soll. Der Hintergrund ist der, dass er ansonsten schon recht viel kifft, aber nicht so viel wie im Experiment vorgesehen. Während beider Phasen werden verschiedene Tests durchgeführt. Atemchecks, Spermaproben, Blutuntersuchungen, aber auch kurze Intelligenztests gehören dazu. Und am Ende wird eben verglichen: wie verhält sich die Person unter Marijuhanaeinfluss und wie ohne? Welche Auswirkungen hat es auf diesen einzelnen Mann?

Im ersten Teil, dem Teil, wo er gar nicht kiffen darf, merkt man meines Erachtens, wie sehr er seinen Tag sonst eigentlich nach dem Gras gerichtet haben muss (explizit erklärt wird das nicht.) Nicht nur, dass er ständig und überall ans Kiffen denkt. Er wirkt langsam und langweilig. Seine Auftritte als Stand Up Comedian, womit er sich sonst sein Geld verdient, sind einfach nicht lustig -was er aber auch zugibt, genauso wie sein Manager oder Freund oder wer auch immer das sein sollte. Er berichtet selbst, dass seine Aufmerksamkeitsspanne immer mehr nachlässt, was sich auch in einem der Tests zeigt, als er sich drei einfache Worte über ein paar wenige Minuten merken sollte und sich schlicht nur an 2 von 3 erinnern konnte – mit Müh und Not. Für einen Wortjonglierer nicht besonders gut. Positiv war, dass sich seine körperlichen Werte in der Nichtraucherzeit aber verbesserten. Sein Lungenvolumen etwa nahm um 3% in 23 Tagen zu.

Dann kam der zweite Teil. Irritiert hat mich, dass plötzlich ein warmer Filter über die Bilder gelegt wurde, so wie „presiet den Herrn, er darf endlich wieder kiffen!“ Aber gut, der Rest dreht sich dann auch viel darum, wie viel lustiger sein Leben mit dem Gras ist. Seine Auftritte übrigens auch. Interessant waren da doch die Testergebnisse. Der Intelligenztest fiel ein bisschen besser aus als im ersten Teil, obwohl er während des Tests viel herumalberte. Sein Mentalstatus nach 25 Tagen war dafür miserabel. Die drei Worte konnte er sich super merken. Aber rechnen ging gar nicht mehr und er redete und dachte seeeehr langsam. Seine Lungenkapazität nahm ab, seine Spermienanzahl sehr zu, genauso wie er auch an Körpergewicht zunahm.

Noch interessanter war das Drumherum. Es wurde berichtet, warum und wie weit Gras in Kalifornien legal ist, wie sich dennoch dagegen gestellt wird und wie sehr selbst diejenigen zu kämpfen haben, die Cannabis zur Schmerz-, Krebs- oder Depressionstherapie nutzen. Ich hätte mir gewünscht, darüber mehr zu erfahren. Aber nagut, im Vordergrund stand ja, ob Benson Veränderungen bemerken würde oder nicht und wie Marijuhana auf ihn wirkt.

Alles in allem war die Doku okay, ich würde ihr wohl eine 3 geben. Es war informativ, doch irgendwie auch nicht gut zusammengeschnitten. Es gab keinen eindeutigen roten Faden, keine Vergleiche und keine Zusammenfassung. Kurzum: der Doku fehlt es an Tiefe. So ist es, als würde man jemandem ein Fotoalbum irgend eines Menschen hinwerfen und nicht viel dazu erzählen, was die Bilder näher erklärt. Vielleicht ist es auch so eine Doku, die man mehrmals sehen muss, bis man alle Einzelheiten erklärt und mitbekommen hat; das weiß ich nicht.

Also: falls euch interessiert, wie ein Kiffer dreißig Tage ohne und dreißig Tage mit viel Gras so tickt, seht es euch an. Falls ihr dazu wenig Hintergrundinfos braucht, wie es politisch und gesellschaftlich darum bestellt ist, seht es euch an. Alle anderen sind vielleicht mit der Cannabis-Doku von Arte besser beraten, denn die war gut.

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6 Kommentare zu „Review: Super High Me

  1. Ich bin ja auch ein großer Doku-Gucker (von verschiedensten Themen). Manchmal, wenn ich viel Zeit habe, stöbere ich stundenlang bei youtube herum und klicke mich von einer Doku zur anderen. Find ich immer wahnsinnig interessant.
    Das klingt auch sehr interessant, was Du da erzählst…

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      1. Ich hab’s mir mal angeschaut und fand sie auch ok. Wie Du auch schon sagtest, dieser Doku fehlt es an Tiefe. Es war interessant, und zeitweise auch lustig (besonders in der 2. Hälfte):)
        Du hast eigentlich schon alles dazu gesagt, bzw. geschrieben, aber was ich z.B. noch interessant fand, dass seine medialen Fähigkeiten während des Kiffens besser wurden, tse:)

        Diese Doku machte für mich jetzt nicht so einen seriösen und streng wissenschaftlichen Eindruck. Wahrscheinlich auch weil es ziemlich locker und lustig herging, mit all den Comedians (hab sogar „better call Saul“ in einer Szene gesehen. Müsste Dir was sagen, falls Du die Serie „Breaking Bad“ kennst)
        Für den Protagonisten war es bestimmt nicht schlecht, da er viel Erzählstoff hatte, für seine Auftritte.

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      2. Ja, das hat er sicher ziemlich gut auf der Bühne nutzen können. AUs sowas ergibt sich ja unter Umständen eine Show für ein ganzes Jahr. Hat sich also für ihn gelohnt, so oder so.

        Saul kenne ich. S’aul good. 😉

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    1. Wäre doch mal entspanntes Arbeiten. ^^

      „Hey, ruf doch mal….hihihihihihi…den Herr Reimann an….hihihihihi der heißt Reimann, wie Reiern! Hihihihihihihi!“

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