Ich beantworte das Schreibheft der Ausgabe 3 der Zeitschrift flow, in dem 30 Fragen für 30 Tage gestellt werden.
Tag 3: Beschreibe die Rolle, die du im täglichen Leben spielst.
Ich bin Forscherin. Ich beobachte die Menschen um mich, die Natur, lausche den Vögeln. Ich suche nach Neuem, nach Dingen, die mir noch unbekannt sind. Ich lese nach, wenn ich etwas nicht verstehe oder frage nach. Ich sauge Wissen in mich auf. Es ist nicht mehr so schlimm, dass ich vieles wieder vergesse. Vor Kurzem noch machte es mich wahnsinnig, Dinge zu vergessen, die mich doch eigentlich zu einem gewissen Zeitpunkt interessierten. Mittlerweile aber genieße ich es, stets Neues zu lernen und zelebriere den Augenblick, in dem ich lerne. Wissen ist begrenzt. Mein Speicherplatz ist begrenzt. Etwas zu vergessen ist keine Schande. Dafür gibt es einfach zu viel, das ich sehen, verstehen, untersuchen möchte. Zu viel um mir alles zu merken.
Ich erforsche vor allem die menschliche Natur. Sowohl mich selbst als auch andere. Derzeit beobachte ich, wie Menschen reagieren, wenn man sie direkt nach etwas fragt, auf sie zugeht, sie kennenlernt, Fremde anspricht. Wenn man eine scherzhafte Bemerkung über eine ärgerliche Situation macht und sich die Stimmung auflockert. Wie Menschen sich freuen, wenn man ihnen sagt, dass ihre Frisur toll aussieht. Wenn man jemanden im Vorbeigehen einfach anlächelt. Das alles kostet mich viel Überwindung, denn normalerweise bin ich ein Beobachter. Doch ich lerne dadurch auch viel über mich. Dass ich mutig sein kann. Dass ich Dinge tun kann, die ich mir sonst nicht traue zu tun. Und dass es halb so schlimm ist, wie ich immer befürchte. Ich werde nicht ausgelacht, zurückgewiesen, beleidigt oder ähnliches. Ihr glaubt ja gar nicht, wie freundlich die Leute zu einem sind, wenn man es auch ist. Wie harmonisch die Welt sein kann, wenn man ihr mit einem Lächeln begegnet.