Ich beantworte das Schreibheft der Ausgabe 3 der Zeitschrift flow, in dem 30 Fragen für 30 Tage gestellt werden.
Tag 8: Woher kommst du? Hier kannst du etwas über deine Familie und deine Herkunft erzählen.
Ich komme aus einem kleinen Städtchen in Südthüringen. Dort geht alles ganz gemächlich zu, die Leute sind etwas verschlossen aber trotzdem nett. Und stets gastfreundlich! Leider ist meine Heimat eine wirtschaftlich vernachlässigte Gegend, in der die Menschen abartig niedrige Löhne bekommen, was auch ein Grund für mich war zu gehen. Ein anderer Grund ist, dass dort alles länger dauert. Fortschritt kommt erst spät an und wird dann kritisch beäugt. Man geht gern seine immer gleichen Wege und mag Veränderungen nicht so. Dementsprechend waren die Menschen auch nicht sehr begeistert, als die Innenstadt erneuert wurde.
Ja, ich war selber auch skeptisch; das kriegt man nie ganz los. Aber mittlerweile finde ich es gar nicht mal so schlecht. Denn einerseits wurde der Stadtkern erneuert und modernisiert, neue Geschäfte öffneten und Dinge, die ich erst in Jena kennenlernte, sind nun auch endlich Daheim angekommen. Dabei hat man aber nicht die historischen Denkmäler zerstört, die alten Brunnen und den berühmten Weg im Zentrum. Das gefällt mir.
Mir fehlt meine Heimatstadt dennoch und oft wünsche ich mich zurück. Eines Tages werde ich vielleicht auch tatsächlich zurück kommen.
Meine Familie ist das, was man eine Arbeiterfamilie nennen würde. Wir können anpacken, sind geschickt und kreativ. Was wir uns in den Kopf setzen, das machen wir auch (das gilt für alle Lebensbereiche) und wenn wir einmal anfangen, dann müssen wir das auch beenden, denn sonst fühlen wir uns nicht gut. Wissenschaft mag interessant sein, aber wenn man es nicht in die Praxis umsetzen kann, ist es doch eher unwichtig. Dass ich studiert habe und meine Cousine es auch tut ist da schon eine Besonderheit. Mal schauen, ob auch meine jüngste Cousine nachzieht. 😉
In der Familie sehen wir uns nicht sehr oft. Wir sagen immer, wir müssten uns öfter sehen, doch wir setzen es nie in die Realität um. Umso schöner ist es aber, wenn wir uns doch endlich alle zusammen finden, was aber leider nur zu großen Ereignissen wie runden Geburtstagen, Schuleinführungen, Jugendweihen oder ähnlichem geschieht. Ich persönlich leide arg darunter, denn ich liebe meine Familie.
Übrigens überwiegt der Männeranteil ganz stark. Meine Mutter war das einzige Mädchen; neben ihr gibt es noch 4 Brüder. Einer davon ist ihr Zwillingsbruder. Besonders ähnlich sehen sie sich nicht. Und trotzdem erkennt man uns als Familie, denn wir sind alle klein und haben gewisse gemeinsame Gesichtszüge.
Und jemand, der neu in die Runde kommt, wie etwa vor knapp 6 Jahren der Brüllmann, der erlebt uns als lustige, spaßige und trinkfeste Menschen, die kein Blatt vor den Mund nehmen und für jeden Spaß zu haben sind.