Joy II

→ 1. Teil: Der Beginn

Die Geburt

„Sie haben schon gut vorgearbeitet und sind bei stolzen vier Zentimetern! Wir fahren Sie jetzt direkt in den Kreißsaal.“

Kreißsaal, da war es, das Zauberwort. Es würde nun wirklich losgehen. Naja, losgegangen war es schon vor etlichen Stunden. Vom Blasensprung, den ich als solchen nicht erkannte bis zum Notruf waren bereits 10 Stunden vergangen und die Fahrt im Krankenwagen hatte ich unter ziemlich fiesen Wehen erlebt.

Was ich im Geburtsvorbereitungskurs über Wehen und den Beginn der Geburt gelernt hatte traf alles nicht auf mich zu. Ich habe entgegen der Versicherungen der Hebammen und Zweitgebährenden nicht gewusst, als es losging. Es fing nicht langsam an und steigerte sich allmählich.

Vor allem aber waren die Schmerzen für mich persönlich eben nicht aushaltbar. Ich war relativ bald an einem Zeitpunkt angekommen, an dem ich Mr. English anflehte mir zu helfen und der Hebamme entgegenheulte, dass ich jetzt entweder eine PDA oder einen Kaiserschnitt wollte, da ich nicht mehr konnte. Allerdings, das gebe ich zu, ist meine Schmerztoleranz seit jeher recht niedrig.

Zudem hatte ich zwischen den Wehen bald keine Pausen mehr, sondern ging direkt von einer Wehe in die nächste. Das machte es dem Anästhesisten schließlich schwer, mir die herebigesehnte PDA zu legen. Mir musste ein Wehenhemmer gespritzt werden, um an meine Wirbelsäule zu kommen, ohne mich hüftabwärts durch eine abgerutschte Nadel zu lähmen.

Die PDA war dann mein persönliches Paradies auf Erden, erlaubte sie mir in Verbindung mit dem Wehenhemmer sogar, eine halbe Stunde lang zu schlafen!

Als ich dann geweckt wurde und die Geburt weiter ging, war ich guter Laune und es fiel mir leicht, mich durch die Wehen zu arbeiten und auf mein Baby zu freuen. Mein Baby, in wenigen Stunden würde ich es im Arm halten!

Ich versuchte verschiedene Geburtspositionen, atmete, konzentrierte mich und ruhte mich zwischendurch immer wieder kurz aus – die Kraft würde ich noch brauchen. Um den Wehenhemmer aufzuheben und die Geburt voran zu bringen spritzte man mir ein wehenförderndes Mittel. Zwar fing man sehr niedrig dosiert an, doch empfand ich die einsetzende Wirkung als zu plötzlich und zu heftig.

Dennoch biss ich mich durch, bis sich der Saal füllte und neben zwei Hebammen auch eine Ärztin anwesend war, die wir bereits von Sonografien während der Schwangerschaft kannten. Sie sagte schließlich den Satz, auf den ich hingearbeitet hatte: Ich kann das Köpfchen sehen!

Auch wenn ich ihn bisher nur kurz erwähnte, doch Mr. English war mir eine große Hilfe und ohne ihn hätte ich es nicht so gut durchgestanden. Er hielt meine Hand, sprach mir Mut zu, atmete mit mir, wenn ich vor lauter Schmerz die Luft anhielt, reichte mir Wasser und machte in Wehenpausen den einen oder anderen Scherz, um mich zu motivieren.

Als das Ende nahte und ich endlich pressen konnte, hielt er mein Bein in die Luft und gab mir mit seiner Aufregung und Vorfreude die nötige Kraft, auch die letzten und härtesten Minuten durchzustehen.

Am Nachmittag, knapp 19 Stunden nach Blasensprung, wurde mir unser kleines Mädchen auf den Bauch gelegt.

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9 Kommentare zu „Joy II

  1. Klingt nach meinem ersten Sohn, der wurde ja eingeleitet. Eine Wehe ging in die andere über und ich hab dauernd nach Schmerzmittel geschrien. Bekommen habe ich nur einen Tropf, der vermutlich mit was Homöopathischem gefüllt war…wirkte jedenfalls kein Stück. Für ne PDA war es da angeblich schon zu spät :-/
    Zum Glück vergisst man die Schmerzen auch schnell wieder. Euch weiterhin alles Gute 🙂

    Gefällt 1 Person

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