Disclaimer: Das Thema ist sehr kontrovers und ich weiß, dass meine Ansichten dazu recht krass sind. Damit bin ich bereits angeeckt. Dennoch möchte ich sie darlegen, weil ich des öfteren gefragt wurde und meine Gedanken doch auf Interesse stießen – wenn auch nicht immer auf Verständnis. Aufgrund der Kontroversität möchte ich vorab anmerken, dass Kommentare, die einzig darauf abzielen zu beleidigen, zu diffamieren und aufzufallen, werden nicht freigeschaltet bzw. gelöscht. Trolle, versucht es gar nicht erst. Ansonsten freue ich mich über konstruktive Diskussionen.
Schwangerschaft, aufregende Zeit, aber auch Stress und Verzicht und Regeln und Kontrolle von Ärzten und Verwandten und Unbekannten. Ich weiß selbst, wie übergriffig manche Menschen meinen gegenüber Schwangeren sein zu dürfen. Und dennoch kann ich Schwangeren aber auch Angehörigen bloß sagen: Lasst es sein! Lasst die Zigaretten, den Alkohol und sonstigen unnützen Müll weg, wenn ihr Leben in euch tragt!
In meiner eigenen Schwangerschaft war ich recht streng, habe mich an Empfehlungen gehalten und Rücksprache mit Hebamme oder Arzt gehalten, wenn ich mir nicht sicher war. Mir sind ein paar Faux Pas passiert, wie etwa Salami oder ein Stück Kuchen mit Alkohol zu essen, aber das war okay. Von anderen würde ich nicht erwarten, so streng zu sein, ich weiß dass ich da teils über das Ziel hinaus geschossen bin. Aber ich wollte es so, das war es mir wert.
Wo ich nicht wegsehen kann ist, wenn eine Schwangere ihr Ungeborenes bewusst gefährdet, indem sie weiter raucht, trinkt und sonstiges tut, was erwiesenermaßen schlecht ist in einer Schwangerschaft. Besonders bei geplanten Schwangerschaften muss ich mich dann leider fragen, ob das Denken hintenan stand.
Einigen ist dabei gar nicht bewusst, was sie eigentlich machen. Welche Konsequenzen ihr Handeln haben kann. Diese reichen von Entwicklungsverzögerungen und -störungen über Entstellungen/ Behinderungen bis hin zu Früh- und Totgeburten. Dennoch scheint sowas ja immer nur den anderen zu passieren, deshalb macht man eben weiter.
Ein solches viel zu früh geborenes Baby mit gerade einmal 1,5kg (!) und so winzig kleinen Händchen und Füßchen habe ich auf der Säuglingsstation gesehen. Die Mutter konnte auch jetzt nicht aufhören zu rauchen. Wenn ihr denkt, sowas passiert mir nicht, dann schaut euch solche Würmchen doch mal an… Ist das ein Start ins Leben, den man für sein eigenes Baby möchte?
Soweit, so unneu diese Ansichten. Was oft für Verwirrungen sorgt sind meine weiteren Ansichten:
- Ich bin pro Choice, also für die Wahl, das Kind auszutragen oder eben nicht.
- Für mich selbst käme eine Abtreibung niemals in Frage.
- Für andere würde ich mir wünschen, dass sie eine Abtreibung nur bei triftigen Gründen in Betracht ziehen. Diese triftigen Gründe muss die jeweilige Person selber definieren. Jedoch, „kein Bock“ ist keiner.
- Ich bin gegen die Ansicht, dass bei Schwangeren, die ihr Ungeborenes gefährden, nicht eingegriffen werden darf, da das Recht über den eigenen Körper an vorderster Stelle steht.
- An vorderster Stelle steht für mich zwar die Gesundheit der Mutter, gleich dahinter aber die des Kindes.
- Die Unversehrtheit des Kindes steht weit über dem Bedürfnis/ der Lust auf Rauschmittel.
Ich finde also, wenn eine Verhältnismäßigkeit verletzt wird, also etwa das Leben des Kindes gefährdet wird um zu rauchen, zu trinken etc, sollte eingeschritten werden dürfen.
Zunächst sollte versucht werden, möglichst minimal invasiv zu helfen, dem Problem auf den Grund zu gehen. Rauchentwöhnung, Suchtberatung etc.
Als nächsten Schritt würde ich Untersuchungen engmaschiger gestalten, die werdende Mutter öfter zur Kontrolle einbestellen. Sollte sie sich weigern, würde ich das Jugendamt zur Seite nehmen. Nicht drohend, sondern unterstützend und informierend.
Als letzten Schritt – und dieser ist sehr krass, ich weiß – wenn also die Mutter nicht bereit ist zu kooperieren oder wenigstens zu versuchen, clean zu werden, würde ich sie in ein Entzugsprogramm stecken. Ja, gegen ihren Willen und ja, in psychiatrischen Einrichtungen. Das wäre dann aber auch eine Maßnahme bei krasseren Fällen, etwa stetem Alkoholmissbrauch und Kettenrauchen.
Gründe, warum ich so denke, sind sehr vielfältig. Einerseits ist es unverantwortlich, das Risiko einzugehen, Entwicklungsstörungen, Frühgeburt, eine Behinderung oder gar den Tod herbeizuführen, weil man die Finger nicht lassen kann vom täglichen Gift.
Es ist unfair dem Ungeborenen gegenüber, weil es dem schutzlos ausgeliefert ist. Schutzlos derjenigen Person gegenüber, deren oberste Aufgabe es ist, das Kind zu schützen. Auch ein Ungeborenes kann Entzugserscheinungen bekommen.
Neugeborene von Süchtigen gehen zudem erst einmal durch einen kalten Entzug. Das erste, was sie durchmachen, ist ein f*cking Entzug! Das sind auch die Kinder, die besonders intensive Betreuung brauchen und Schwestern mit starken Nerven, da sie in der Regel ununterbrochen schreien.
Last but not least, da es manchen nicht reicht, humane und empathische/ moralische Gründe aufzuführen: es kostet viel Geld, diese Kinder intensiv zu betreuen. Gerade sehr früh geborene Babies sind sehr lange sehr intensiv umsorgt auf Sonderstationen. Die Chancen stehen zudem sehr hoch, dass sie ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen sein werden.
Ja, diese Ansätze sind teilweise sehr radikal. Ich finde aber, wir sollten endlich Unversehrtheit von Ungeborenen über Bock der Mütter stellen. Wer sich aktiv für ein Kind entschieden hat, der soll auch so handeln.
So, jetzt seid ihr dran: völlig Banane, noch zu lasch oder interessant? Was meint ihr? (Seid lieb, ich bin müde!)
Sehr schöner Beitrag und so hart finde ich Deine Meinung nicht.
Die gemeinsame Verantwortung der Eltern fängt eben schon vor der Geburt an. Ganz streng bei der Partnerwahl und jeder (fast-)Vater muss sich eben fragen, soll diese „Rauchende-Süchtige“ die Mutter meiner Kinder werden?
Ist der Nachwuchs einmal am wachsen kann ein Vater nur daran arbeiten, dass die Rahmenbedingungen stimmen, also Fress- und sonstige Gelüste zufriedenstellen, schauen das die Schwangere entlastet wird von Stress im Haushalt etc., aber die Verantwortung für das Brüten trägt einzig und allein die Mutter und leider kann letztlich auch nur diese entscheiden, ob sie Drogen weglässt vor und nach der Schwangerschaft. Im Ergebnis bringt es dem Neugeborenen schließlich auch nichts im Mutterleib ohne Zigaretten gereift zu sein, wenn kaum auf der Welt das Passivrauchen startet.
Im Ergebnis fällt mir die alte Pferdezüchterweisheit ein:
„Wenn etwas mit dem Fohlen nicht stimmt, ist die Stute schuld.“
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Danke! Ich habe ja mit mehr Konter gerechnet, aber so viele positive Kommentare, da bin ich doch positiv überrascht. 😀
Mir hat mal eine Schwangere Drogen angeboten, irgend ein Nasenpulver, und es dann selbst genommen, als ich es nicht wollte. Ihr Partner hat mitgemacht und den Stoff sogar besorgt. Bei solchen armen Kindern weiß man doch von vornherein, dass das mal nix werden kann…
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Bin ganz Deiner Meinung.
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Ich habe keine Kinder, da ich irgendwann mal festgestellt habe, dass Kinder und ich nur ein paar Stunden zusammen gehen können, dann aber beide fröhlich wieder unserer eigenen Wege ziehen sollten. Das klappt bei einer Mutterschaft schwerlich. Und das Risiko „die Liebe kommt mit der Schwangerschaft“ wollte ich nie eingehen. Solche armen Kinder gibt es genug! Jedoch hätte auch ich nie abgetrieben, sollte ein Unfall passiert sein. Genügend Tropis und Trospis laufen ja auch durch unsere Welt. Jedoch hätte ich im Zweifelsfall das Kind dann zur Adoption frei gegeben, damit es in einer Familie aufwachsen kann, die sich verzweifelt ein Kind wünschen und ihm die Liebe und Aufmerksamkeit geben würden, die mir – warum auch immer – fehlt. Dieser Fall ist jedoch nie eingetreten, worüber ich im nachhinein auch sehr froh bin.
Als es mir medizinisch möglich war, habe ich jegliche Unfallmöglichkeiten nachhaltig unterbunden.
Jedoch weiß ich auch um die Schwierigkeiten Rauchen und Schwangerschaft, durch meine Schwägerin. Auch sie musste sich angreifen lassen, weil sie nach wie vor rauchte. Jedoch fiel auch mir auf, dass es allmählich weniger wurde. Sie sagte mir, dass ihre Ärztin ihr geraten hatte, einen langsamen Entzug zu machen, was sowohl für sie als auch für das Kind die gesündere Alternative wäre. Denn sofortiges Aufhören wäre kalter Entzug und somit auch Stress für das Kind.
Um es kurz zu machen, sie hat das 2x so durchgezogen und beide Kinder sind gesund zur Welt gekommen und heute schon jenseits der 18 Jahre. Beide übrigens Nichtraucher.
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Ja, das Ausschleichen ist eine bessere Methode der Rauchentwöhnung in der Schwangerschaft. Was ich hier meinte sind aber Schwangere, die munter in der gleichen Intensität weiter rauchen. Da kriege ich einen an der Waffel, das geht mir nicht in den Kopf. Und das finde ich sch**
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Da gebe ich Dir recht. Und die sollte man wirklich auch zwangsentwöhnen. Das ist mehr als verantwortungslos.
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Ich bin da vollkommen bei dir. Danke für den tollen, ehrlichen Beitrag. Ich denke da bis ins kleinste Detail haargenau so wie du.
Für mich war es sehr schlimm, was ich im Bekanntenkreis beobachten musste. Eine Bekannte war damals schon schwanger, als ich es noch versucht habe (gesundheitliche Hürden standen mir etwas im Weg). Das Kind war geplant und erwünscht und die werdende Mutter hörte einfach nicht auf zu rauchen. Ich habe oft mit ihr und auch ihrem Mann darüber gesprochen und bin daran wirklich verzweifelt. Das einzige, was die beiden dazu sagten war „Das ist ja auch nicht gut für das Kind, wenn es jetzt in der Schwangerschaft einen Entzug machen müsste“. Wenn ich so einen Schwachsinn höre, stellen sich mir wirklich die Nackenhaare hoch.
Das Kind ist inzwischen fast 8 Jahre alt, hat irgendeinen „Defekt“ oder einen Einschränkung im Gehirn, weswegen es diverse körperliche und geistige Einschränkungen hat. Nicht wirklich schlimme, ich glaube, es ist keine Behinderung anerkannt. Aber eben schlimm genug, dass es das Kind im täglichen Leben beeinträchtigt. Ich finde das sehr traurig und es macht mich wütend. Vor allem aber, dass die Eltern immer noch im Glauben sind, dass sie nichts falsch gemacht haben. Zumindest war das deren Glauben noch vor einigen Jahren, ich habe inzwischen nur noch sporadischen Kontakt zu der Familie.
Viele Grüße, Uschi.
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Genau diese gleiche Sache habe ich auch erlebt, eine Bekannte, die auf ein Kind hingearbeitet hat und trotzdem weiter rauchte.
Ich denke, da spielt ein Missverständnis mit rein. Es ist tatsächlich nicht gut, von heute auf morgen aufzuhören, wenn man schwanger ist. Aber man soll es ausschleichen, quasi langsam aufhören, nicht abrupt. Dennoch aufhören. Viele interpretieren das als „ich muss weiter rauchen“
Diese Bekannte hatte bereits ein Kind mit Beeinträchtigungen aus einer Schwangerschaft, in der sie auch geraucht hat. Die typischen Sachen wie Augenfehlstellung, Gaumenspalte etc. Dazu geistige Verzögerung. Aber natürlich war das ja nicht vom rauchen…
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Sehr schöner Beitrag.
Und ich bin ganz deiner Meinung 👍
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Bin tatsächlich ganz bei dir. Auch wenn ich nicht ohne Tadel bin. Ich gab 6 Monate vor geplanter SS aufgehört zu rauchen und bin eh nichtalkoholiker. Aber als starker suchti bin ich auf die e-Zigaretten umgestiegen und mir ist es erst im vierten Monat gelungen liquide ohne Nikotin zu dampfen und ganz einstellen ist mir nicht gelungen. LG 😘 toller Beitrag in übrigen.
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Dankesehr!
Ich habe damit gerechnet, dass mir der Beitrag um die Ohren fliegt. Aber so ist’s natürlich schöner 😀
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Nein. Ich denke du hast zum Teil ausgesprochen was so mancher denkt. Und ich finde nicht, das du es so geschrieben hast, das man beleidigt sein müsste 😊
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Ich habe mich auch sehr zurück gehalten… 😉
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😂
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