So oft ich versucht habe auszumisten, mein Chaos in den Griff zu bekommen, so oft habe ich auch wieder aufgegeben und weiter Unrat gesammelt. Gründe dafür gab es immer: zu beschäftigt, zu überwältigt, zu viel Arbeit, zu wenig Nachfrage bei Sachen die ich verkaufen wollte… Die Liste war lang.
Gescheitert an meinem eigenen Unrat, dachte ich. Ich bin ein unordentlicher Mensch, dachte ich. Werde meinen Kram nie los, obwohl ich doch will.
Aber so war es gar nicht! Und das habe ich in den letzten Tagen erkannt, beziehungsweise habe ich gelernt, dass all meine oben genannten Gründe gar keine Charakterfehler, sondern Prozesse, die nicht nur vielen bekannt, sondern auch langwierig sind.
Meine größte Erkenntnis war aber die: Ich bin ein „emotional hoarder“: ein Mensch, der aufgrund verschiedener Emotionen Schwierigkeiten hat, Gegenstände loszulassen. Mit Menschen, Erinnerungen, Gedanken war mir das längst bewusst. Dass jedoch Traumata und negative Erfahrungen auch dazu führen können, dass man sich an Gegenstände klammert, das war mir neu. Ein Knoten platzte.
Wer mich schon länger liest weiß, dass ich große Probleme mit Verlusten habe, an Verlustangst leide. Der Tod meines Großvaters 2009 hat mich in eine tiefe Depression gestürzt, an der ich teils noch heute, 12 Jahre später, arbeite. Ohne es zu merken hat das dazu geführt, nicht nur Sachen von ihm zu horten, sondern auch völlig Beziehungsloses. Zudem auch Dinge von ihm, die zur Benutzung bestimmt sind, aber unbenutzt verstauben. Wie seine Kochbücher. Ich benutze sie nie, sie sind weder mein Kochstil noch in irgend einer Weise übersichtlich. Aber sie sind von IHM und deswegen habe ich sie noch.
Dazu mischen sich dann noch Probleme wie durch in Armut aufgewachsene erlernte Verhaltensmuster á la „Das könnte ich noch gebrauchen“ oder die Sunk Cost Fallacy, über die ich an anderer Stelle einmal schreiben möchte.
Woran ich beim Ausmisten arbeiten möchte ist das Verständnis, dass meine Erinnerungen und Liebe für Menschen nicht an Gegenständen haftet, sondern in mir leben. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. Die Kochbücher werde ich so schnell nicht aussortieren. Das ist emotionale Arbeit, die einige Zeit und Kraft in Anspruch nehmen wird, wofür ich noch nicht bereit bin. Das ist okay und das erlaube ich mir.
Alles andere aber, das ich nicht brauche, nicht möchte und nicht benutze, wird aber nach und nach aussortiert. Vielleicht schaffe ich es, darüber zumindest hin und wieder zu berichten und ich würde mich freuen, wenn ihr mich auf diesem Weg begleitet.
Hoppla, *Spinnweben entferne*, hier war ich aber lange nicht *Staub wische*, meine Güte.
Tut mir sehr leid, dass ich so sang- und klanglos verschollen bin. Ich bin zwar auf Twitter aktiv, aber nicht alle von hier folgen mir dort, denke ich. Zu sagen es war viel los seit September wäre eine Untertreibung.
Mir geht es soweit gut, keine Sorge. Aber ich will euch mal auf den neuesten Stand bringen und mich versuchen kurz zu halten.
Ich bin schwanger Tadaaa! Oder so. Ja, auch für mich war das eine Überraschung. Ich habe es Mitte September erfahren, hatte absolut null damit gerechnet und ging von einer Magen-Darm-Grippe aus… Tja. Der Ex war erst dagegen, dann dafür, hat sich jetzt für dagegen entschieden und zieht deswegen im Januar wieder nach England. Fragt mich nicht, in seinem Kopf ergibt es Sinn, das eine Kind, das man vorgibt zu lieben zu verlassen, um dem zweiten Kind, das man nicht will, aus dem Weg zu gehen. Es wird hart, aber wir schaffen das, die Maus, das Baby und ich.
2. Ich bin jetzt eine von „denen“ Nämlich von „denen“, die in der Psychiatrie waren. Aufgrund der Situation zuhause, dem dauerstreitenden Ex, der anfing mich psychisch fertig zu machen, dem Verlauf der Schwangerschaft (es drohte ein Abort aufgrund Stress) und meiner zunehmend schlechteren mentalen Verfassung habe ich mich freiwillig einweisen lassen. Ginge es nur um mich, wäre ich länger geblieben als die zwei Wochen, die ich schlussendlich dort war. Aber ich vermisste die Maus und sie mich, sodass ich entschieden habe nach Hause zu gehen und mich um ambulante Hilfe zu kümmern. Gekümmert habe ich mich leider nach wie vor nicht. Depression is a bitch und das Bett so warm und weich.
3. Mein Stiefvater ist gestorben Mit Corona hatte es nichts zu tun. Er hatte ein Gerät in der Brust, das seinem Herz half zu schlagen (keinen Herzschrittmacher), welches versagte. Also musste er operiert werden. Dumm aber, dass er einen Infekt hatte. Nach 5 Wochen im Koma und ständigem auf und ab laut sich widersprechenden Ärzten wurden die Geräte schließlich abgestellt und er ist gestorben. Er weiß nichts vom zweiten Kind. Für mich persönlich, so schlimm es klingt, hält sich der Verlust in Grenzen. Er war einer dieser „Hitler war ein klasse Typ und hat Deutschland nach vorne gebracht“ Typ, stets rassistisch und antisemitisch. Schrecklich unempathischer Mensch. Hat mich, als ich noch dort wohnte, ständig gestänkert, hat meine Mutter oft angeschrien und sie ausgenutzt, war gemein zu den Tieren. Aufgrund der Herzmaschine entwickelte er ähnliche Symptome wie Alzheimer, seine cholerische Art wurde immer schlimmer. Er hat aber auch einiges am Haus gemacht, die „Männerarbeiten“ erledigt, Feuer gemacht und Holz gehackt. Solche Dinge eben. Und die Maus hat ihn sehr geliebt. Meine Mutter trauert, aber ich denke ehrlich gesagt eher, weil sie jetzt allein mit allem ist. Die Maus fragt öfter mal nach ihm und ich erkläre ihr, dass Opa jetzt bei den Sternen ist und er auf sie aufpasst. Sie ist traurig, aber es scheint okay zu sein. Ich kann dafür jetzt endlich wieder meine Mutter besuchen gehen, ohne dieses unwohle Gefühl durch seine Anwesenheit zu haben. Wenn Menschen mit ihr Beileid aussprechen ist das sehr schwierig für mich, denn ja es ist schon komisch, aber andererseits war unser Verhältnis kein Gutes.
Ich denke das reicht wohl für’s Erste. Macht euch keine Sorgen um mich. Ich habe meine Höhen und Tiefen, aber alles in allem kämpfe ich mich durch, wir drei Mädels halten zusammen und wir freuen uns auf das Baby. Wie es dann weiter geht werden wir schon noch sehen. Ein Schritt nach dem anderen.
Ich wünsche euch eine wundervolle Adventszeit, von Herzen schöne Weihnachten, egal ob alleine oder im kleinen Kreis und ein gesundes, munteres Jahr 2021. Bleibt gesund!
Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Semesterstart und damit zum Start meiner BA. Ich mag nicht. Ich hänge so weit hinterher mit der Transkription, dass einfach alles in mir sich dagegen wehrt, in das Semester zu gehen. Und dann noch ein Seminar, eine Vorlesung und damit eine Prüfung und eine Hausarbeit on top. Scheiße.
Aktuell ist die Maus anstrengend. Sie ist vor 4 Wochen innerhalb des Kindergartens umgezogen, ihre Gruppe wurde entzwei geteilt, was eigentlich so nicht sein sollte. Im jetzigen Bereich, in dem die Kinder der Altersstufen 3 bis 6 gemischt sind, ist es laut. Lautstärke kann das Kind, obwohl es selbst ein prima Lautstärkeverursacher ist, oft schlecht aushalten. Aber schon besser als zu Beginn ihrer Kindergartenzeit. Dass sie mal so klein war wie die jetzt neu ankommenden Süßis kann ich mir kaum mehr vorstellen. Aber das ist ein anderes Thema.
Jedenfalls hatte nach nur einer Woche im neuen Bereich mit 2 neuen ErzieherInnen (ja, es ist ein Mann dabei!) und neuen Kindern ausgerechnet ihre Hauptbezugsperson Urlaub, die zweite Erzieherin fing erst einen Monat vorher in der Gruppe an und fehlte in der Woche darauf auch, sodass nur noch neue ErzieherInnen da waren. In der ersten Woche war das Kind noch etwas traurig aber zuhause gut drauf. In der zweiten Woche änderte sich das dramatisch. Sie fing an über alles zu schimpfen, nichts war gut genug, ständig war sie voller Wut. Es war wirklich schlimm und nichts half.
Jetzt ist ihre Erzieherin endlich wieder da und scherzte, dass die Maus nun ihr Schatten sei. Ich erzählte, wie schwer es ihr fiel, dass ihre Lieblingserzieherin nicht da war und betonte, dass ich ihr den Urlaub gönne, es aber einfach doofes Timing war. Die Reaktion? Sie habe ja extra mit dem Urlaub gewartet, damit sie beim Umzug dabei sein konnte. Eine ganze Woche!
Unter anderen Umständen hätte ich das abgehakt. Wer mir aber in einem Gespräch vorwirft das Kindeswohl zu gefährden, weil ich einmal die Jacke vergessen habe und sie doch im Winter mit lauter Schniefnasen um sich herum nur krank geworden sei, weil sie kein Unterhemd getragen habe, an den stelle ich doch etwas andere Ansprüche. Mit dem Urlaub hätte sie *für das Kindeswohl* auch noch zwei Wochen warten können oder ihn -verrückte Vorstellung- vorher genommen. (Sie hat keine kleinen Kinder, ist nicht auf Ferienzeiten angewiesen etc.) Ich weiß, das steht mir nicht zu zu verlangen und das tue ich auch nicht. Aber wer A sagt, muss auch B sagen. Und wer mir mit dem Jugendamt droht, weil das Kind keine Unterhemden trug (nachdem uns gesagt wurde, es sei für Strumpfhosen im Gebäude einfach zu warm), der muss sich selbst ins Zeug werfen, damit ich mich nicht über diese Frechheit beschwere.
Anyway, die Erzieherin ist wieder da, das Kind ist etwas besser drauf, doch nun scheint ein Schub dazwischen zu grätschen. Das habe ich am Kleiderschrank, aber auch am Kühlschrank gemerkt. Wie viel so ein Kleinkind essen kann – es ist erstaunlich. Bei der U7a wurde sie auf 89cm gemessen, das sind 2cm mehr als ich vor einem Monat gemessen habe. Was durchaus falsch gewesen sein kann. Es deckt sich aber in ungefähr mit meiner Kleider-Herumräumerei.
Nächstes Jahr feiert die Herzfreundin Hochzeit. Ich freue mich schon sehr darauf. Allerdings mache ich mir um den Junggesellinnenabschied etwas Sorgen, da die Trauzeuginnen, die ihn planen, kinderlose Akademikerinnen in Arbeit sind, die „was mit Wellness“ planen. Hm. Ich kann nichts zurück legen, also muss ich wohl mal schauen, ob ich überhaupt teilnehmen kann.
In der Zwischenzeit versuche ich, so gut es geht abzunehmen, um in ein bestimmtes Kleid zu passen, das einfach großartig ist und meine Figur -wenn ich wieder abnehme und überhaupt rein passe- wirklich schön umschmeichelt. Darauf Püppis Kleid zu kaufen freue ich mich auch schon. Festliche Kinderkleider sind einfach so süß!
Sorry übrigens, dass ich die Freitagsfragen diese Woche vergessen habe. Es war einfach so viel los, ich habe schlecht geschlafen und naja, meine gewisse Grundverpeiltheit kommt dann ja noch dazu. Nächsten Freitag gibt es wieder Fragen. Ehrenwort!
Chaos. So könnte man die aktuelle Situation im Kinderzimmer beschreiben. Nichts passt zusammen, alles ist zusammengewürfelt, wenig selbst gekauft und ausgesucht. Es ist nicht schön und es ist ein Dorn im Auge. Eigentlich, ja eigentlich, war erst einmal das Badezimmer dran, in dem seit der Woche vor dem Lockdown die Tapete an der Decke fehlt – doch das ist eine ganz eigene Geschichte.
Ganz eigentlich wollte ich ja bloß ein neues Bett für die Maus, denn ihr jetziges fällt auseinander und ganz abgesehen davon ist es nicht schön, wenn man sich zum Gute-Nacht-Geschichte-Erzählen nicht darauf setzen kann, weil es ja eigentlich bloß ein umbaubares Babybett ist und nicht viel mehr als 30kg aushält. Und -so schwer mir fällt das einzugestehen- ein Baby ist die Maus nun wahrlich nicht mehr. Schließlich ist sie im Kindergarten jetzt in der Gruppe der großen Kinder. So ein großes Kind braucht ein großes Bett.
Doch dann ist es irgendwie passiert, dass aus „nur ein Bett“ dann noch eine Kommode und ein Kleiderschrank wurden, schließlich noch dieses und jenes Accessoire, denn wenn schon dann richtig. Zudem nehmen wir Abschied vom Wickeltisch, der seine Funktion bei uns erfüllt hat und bei der nächsten Familie einziehen darf. Finanzieren kann ich das nur, weil meine Mutter einen Großteil der Kosten übernimmt und ich außerdem fleißig aussortiere und verkaufe.
Meine To Do Liste sieht wie folgt aus:
Vorbereitung
alten Schrank ausräumen
✔
alten Schrank abbauen
✔
alten Schrank wegschaffen
✔
Wickeltisch ausräumen
✔
Wickeltisch fotografieren
✔
Wickeltisch bei EBK und FB einstellen
✔
Wickeltisch verstauen
✔
3x Regale weiß streichen: 1. Schicht (Mittwoch)
✔
3x Regale weiß streichen: 2. Schicht (Donnerstag)
✔
3x Regale weiß streichen: Klarlack (Freitag)
✔
Bett fotografieren
x
Bett bei EBK und FB einstellen
x
Bett verstauen
✔
Kleidung sortieren
✔
Eigentliches Aufpimpen
neues Bett aufbauen
✔
LED-Strip installieren
✔
Bettkasten einräumen
✔
Kommode aufbauen
✔
Kommode einräumen
✔
Schrank aufbauen
✔
LED-Strip installieren
x
Schrank einräumen
✔
Dino-Licht kaufen
✔
Dino-Licht anbringen
✔
Teppich besorgen
So aufgeschrieben sieht es doch nach ganz schön viel Arbeit aus. Ich denke aber, dass den alten Schrank abzubauen und den neuen aufzubauen die schwierigsten Arbeiten sind. Die Regale zu streichen und zu dekorieren sollte relativ fix gehen und wirklich Zeit raubt dabei zumindest nur das Trocknen.
Damit Schrank und Kommode schön ordentlich sind und bleiben -und weil es so mehr Spaß macht- habe ich diverse Boxen gekauft, die sich bisher schon in meinem eigenen Kleiderschrank und der Wickelkommode bewährt haben.
Es ist fast ein bisschen schade, dass es nicht an einem Tag klappt und die Maus ihr neues Zimmer sofort fertig sieht, sondern sie die Zwischenschritte sieht. Aber ich denke, alles in allem wird es ihr sehr gefallen. Damit die Möbel schön zusammen passen, habe ich sogar extra Griffe für Kommode und Schrank besorgt. Die Regale bekommen alle die gleichen Farben wie der Rest der Möbel: weiß.
Ich werde über die Zwischenschritte berichten und einen Post über das Ergebnis schreiben. Also: Stay tuned. 🙂
Edit: Das Bett kam überraschend schon heute statt wie angekündigt am Freitag, also habe ich es „kurzerhand“ aufgebaut.
Unter #WMDEDGT trifft sich am fünften eines jeden Monats die Bloggemeinschaft bei Frau Bruellen und schreibt darüber, was wir eigentlich den ganzen Tag machen. (So heißt auch der Hashtag)
Moment, am fünften? Oahr, jetzt wollte ich endlich auch einsteigen und verpasse doch glatt den eigentlichen Tag. Also hoffe ich schlicht und ergreifend auf Nachsicht, die Hitze und so… Sorry!
Der Tag beginnt zwischen 6.30 Uhr und 7.00 Uhr, dann wird Püppi aufgeweckt, sofern sie nicht von selbst aufsteht, gewaschen, befrühstückt und bekuschelt. Ich bleibe dabei meistens noch im Bett liegen, denn da kuschelt es sich einfach am schönsten. Manchmal, aber selten, schauen wir dabei eine Folge einer Sendung, aber eigentlich verzichte ich lieber darauf, weil es ihr sonst schwer fällt, tatsächlich zu gehen.
Der Papa bringt die Maus dann in den Kindergarten, währenddessen mache ich mich gesellschaftsfähig, koche Kaffee, schaue auf Twitter und in mein Emailfach – Freitags gibt es immer eine Wochenzusammenfassung vom Kindergarten. Heute habe ich bei Blinkist das Blink des Tages gelesen: „Passt doch!“ von Roedinger u.a. Super Ding, kann ich nur empfehlen für alle, die in Streit- und Stresssituationen anders reagieren als sie gerne möchten. Vom inneren Kind habe ich in meiner Therapie schon einmal gehört, wir haben das aber nie tiefgehend besprochen. Da war es schön, diese Auffrischung bei Blinkist zu lesen, zumal ich gerade ohnehin gerne etwas mehr an meiner Impulskontrolle arbeiten möchte. Blinkist selbst kann ich auch nur empfehlen.
Nach dem Frühstück und einem Gespräch mit einer Freundin habe ich mich ans Werk gemacht, weiter das Protokollbuch zu transkribieren, über das ich meine Abschlussarbeit schreibe. Dabei bin ich auf eine Stiftung gestoßen, die es so nicht mehr gibt, die aber in eine andere Stiftung eingegliedert wurde, die eigens einen Blog zur Stiftungsgeschichte erstellt hat. Diese Stiftung habe ich direkt angeschrieben, mich und meine Arbeit kurz vorgestellt, um schließlich nach mehr Informationen zu fragen. Wenn das klappen würde, wäre das ziemlich cool! Wenn nicht, dann ist das eben ein Detail, das ich nur kurz in meiner Arbeit beschreiben kann.
Schließlich gab es Mittagessen, danach habe ich aufgeräumt. Nachher hole ich die Maus wieder vom Kindergarten ab und wir schauen mal, was wir heute noch machen. Vermutlich schauen wir bei ihrem Lieblingsspielplatz vorbei und essen zu Hause Eis. Einkaufen müssen wir auch noch. Außerdem will ich einmal schauen, was wir am Wochenende so machen. Die Hitze beschert mir leider gerne einmal Kopfschmerzen, deshalb sind die Aktionen immer etwas begrenzt, wenn es zu heiß draußen wird.
Was heute sonst noch so ansteht ist der gute alte Alltag: Wäsche waschen, Abendessen kochen, aufräumen, Kind baden, aber auch tolle Sachen wie zusammen singen und spielen, vielleicht schauen wir einen Film zusammen und wenn die Sonne vom Balkon verschwunden ist, gießen wir die Blumen. Püppi hat diese Woche ein Lichtlein im Kindergarten gebastelt, das ich gerne heute Abend mit ihr anzünden möchte. Abends geht der Papa mit der Maus spazieren, meistens zwei oder gar drei Mal, bis sie zur Ruhe kommt und schläft. Ich verbringe den Abend dann oft damit zu lesen oder Videos auf Youtube zu schauen; aktuell habe ich meine Liebe zu Ted Talks wiederentdeckt, schaue aber auch Standup Shows und den guten alten WheezyWaiter.
Das ist also der herkömmliche Tag im Hause Brüllmaus.
Wer mir auf Twitter folgt, der hat es ja schon mitbekommen, was mir neulich passiert ist. Sogar in die Twitterperlen habe ich es mit meiner Geschichte geschafft. Trotzdem möchte ich es gern etwas ausführlicher hier erzählen – es wird ein langer Beitrag. Wer es nicht mitbekommen hat, das TL;DR ist: Ich habe Halbgeschwister, von denen ich nie wusste.
Leute, das ist so unfassbar, ich bin gerade völlig baff.
Ich habe einen Blogartikel geschrieben. Über Briefanalysen. Da er recht lang ist dachte ich, mensch, kannst ja mal das Ding mit der Kaffeekasse testen, also einen Paypal-Link angeben, wo man mir einen Kaffee ausgeben kann.
Ich wuchs auf als Einzelkind einer alleinerziehenden Mutter mit abwesendem Vater. Dieser hatte sich schon vor meiner Geburt aus dem Staub gemacht und auch nie Interesse an mir gezeigt, nicht einmal wenn er an meiner Mutter mit Kinderwagen und Klein-Nickel darin zufällig einmal vorbei lief, laut meiner Mutter. An ein Szenario kann ich mich allerdings erinnern; es war an meinem 13. Geburtstag, da klingelte das Telefon und eine Frau war dran. Meine Mutter nahm mir das Telefon aus der Hand, hatte eine kurze Diskussion und sagte „Da hätte der Lutz ja mal selber anrufen können!“
Lutz, das war mein Vater, nicht sein wirklicher Name aber das war auch egal, denn seinen Namen kannte ich damals auch nicht und er war mir recht egal. Leider schlug das Desinteresse meines Erzeugers sich auch im Nichtbezahlen des Unterhalts nieder, sodass ich gezwungen war, das ganze vor Gericht vorzutragen. Dieser Gerichtssaal irgendwo weit weg im hintersten Eck von Hessen war der Ort, an dem ich meinen Erzeuger zum ersten Mal in meinem Leben sah. Ich war 21 Jahre alt und hatte mir extra einen Tag an der Berufsschule frei genommen. An das Gebäude, meinen Anwalt, den Raum, die Richterin, das Wetter, an all das kann ich mich noch erinnern, aber an das Gesicht meines Vaters nicht, denn er wandte es nicht ein einziges Mal zu mir. Stattdessen unterbrach er oft die Richterin und beleidigte meine Mutter, die als Zuhörerin im Saal saß.
Eins gebe ich zu: ein ganz winzig kleines bisschen hatte ich auf ein filmreifes Treffen gehofft, bei dem er Reue zeigen und sich freuen würde, endlich seine Tochter zu sehen, mich in den Arm nähme, wir ein paar Tränchen verdrückten und er selbstverständlich allen Unterhalt von früher nachholen und von nun an immer für mich da sein wolle. Stattdessen schämte ich mich fremd.Selbst seinen eigenen Anwalt stieß er vor den Kopf, indem er diesem verschwiegen hatte, dass er verheiratet war und das Haus, in dem er wohnte, nicht mietete, sondern es ihm gehörte.
An diesem Tag wurde ihm die Frage gestellt, ob es noch andere Kinder oder finanzielle Verpflichtungen gäbe, was er mit nein beantwortete. Das hieß für mich, dass es grundsätzlich keine anderen Kinder von ihm gab und somit war das Thema für mich abgehakt. Auch wenn ich nicht leugnen kann, dass ich mich trotzdem immer wieder gefragt habe, ob es nicht doch Geschwister gibt, immerhin war dieser Mann bewiesenermaßen nicht die zuverlässigste Informationsquelle.
Schließlich hatte ich auf einem Portal, auf dem ich meinen Klarnamen verwende, eine Nachricht. Eine Frau suche dort nach ihrer Halbschwester. Im ersten Moment tat ich das als eloquenten Enkeltrick ab. Doch dann stand da der Name meines Vaters. Sie hatte mich gefunden. Meine Halbschwester!
Ich kontaktierte sie sofort (na gut, zu allererst musste ich ein paar Tränen verdrücken und erst einmal den Schreck herunter schlucken) und wir telefonierten noch am selben Abend für geschlagene vier Stunden, in denen nicht nur klar wurde, dass meine Mutter und ich verdammtes Glück hatten, dass Lutz nie Interesse an uns hatte. Mir wurde auch klar, dass diese Frau, meine Halbschwester, und ich erstaunlich viele Parallelen aufweisen.
Heute bin ich um eine Schwester, einen Neffen, einen Bruder und eine Nichte reicher.
Auf Twitter wurde Interesse gezeigt, an dem was ich so in meinem Studium (und hoffentlich! später im Beruf) mache. Theoretisch kann man in meinem Feld (Ethnologie und Kulturgeschichte) sehr viele verschiedene Dinge machen, doch etwas, das mir sehr am Herzen liegt ist Quellenarbeit. Originale Texte, manchmal handschriftlich, manchmal mit Schreibmaschine gedruckt, auseinander nehmen und analysieren. Mehr über die Menschen erfahren, die hinter den Briefen, Tagebüchern, Protokollen und Co stehen.
Hier werde ich nun einmal exemplarisch zeigen, wie man eine Briefanalyse angeht. Dafür habe ich einen Brief ausgewählt, der Teil eines Konvoluts ist, das ich im Zuge einer Hausarbeit bearbeitet habe. Den Brief selbst kann ich hier nicht posten, daher bitte ich euch, ihn einmal hier zu lesen:
Die erste langwierige und knifflige Arbeit wurde uns abgenommen: zu transkribieren, also die Handschrift zu übertragen. Handschrift kann sehr knifflig sein und furchtbar schwer zu lesen, je nach Person, Zeit, Gemütslage etc. Für meine Abschlussarbeit transkribiere ich ein Buch in Sütterlinschrift (wie im Headerbild), was unsagbar aufwändig und zeitraubend ist. Man wird aber mit der Schrift vertraut (sofern man das Glück hat, dass immer die selben Personen schreiben), muss aber auch damit rechnen, dass einzelne Wörter vielleicht nicht entschlüsselt werden können. Vor allem muss man damit klar kommen, dass das Einlesen mitunter mehrere Arbeitstage dauern kann.
Ein guter Start in die Textarbeit sind zunächst einmal die 5 W-Fragen: Wer (an wen), wann, wo, was, warum? Wer: Julius Lauth (an wen: seine Frau Hedwig Lauth) Wann: Am 13. Januar 1915 Wo: In Tuchel Was: Kind/ Standesamt, Taufe, Vornamen, seine Arbeiten, etc… Warum: Privater Brief
Nun muss man natürlich in diese Punkte jeweils tiefer eintauchen. Dass Herr Lauth an seine Ehefrau Hedwig schreibt steht jetzt schon da. Wüsste man das nicht, könnte man dies jedoch herausfinden, indem man beispielsweise die Anreden und den Schluss analysiert. In diesem Fall „Liebe Hedwig“ und „Herzlichst grüßt und küßt Dich | Dein Julius“, was beides sehr vertraute, sehr intime Ansprachen sind. (Hier spielt nun schon ein bisschen kulturgeschichtliches Wissen ein, dass diese Anreden bis „vor kurzem“ wirklich denen vorbehalten waren, mit denen man eine innige Beziehung führte und Briefe an Freunde u.A. etwas distanzierter gehalten waren.) Auch dann sollte man jedoch vorsichtig sein, denn es könnte sich beispielsweise um eine Geliebte handeln. Die Bestätigungen dafür, dass es sich um ein Ehepaar handelt, finden sich jedoch in den anderen Briefen.
Das Datum des Briefes liegt in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Hier ist Hintergrundwissen gefragt. Analysen müssen immer im Kontext der Zeit geschehen. Wichtig zu wissen ist also etwa wie lange der Erste Weltkrieg ging, wann gegen wen gekämpft wurde, auf welcher Seite der/die Schreiber:in stand, auch dass man davon ausging, dass der Krieg zu Weihnachten 1914 schon vorbei sein würde, etc.
Tuchel ist interessant, da es sich um einen Ort in Preußen handelte, der zur Zeit des Briefwechsels noch zum Deutschen Reich gehörte, nach dem Versailler Vertrag aber an Polen fiel. Der Ort hatte 1910 knapp 34.000 Einwohner; die Bevölkerung war überwiegend katholisch und sprach zu 2/3 Polnisch und zu 1/3 Deutsch. Weniger als 500 Menschen sprachen beide Sprachen.
Das Was ist der größte Punkt und was genau man aus dem Brief heraus zieht kommt ganz auf die Forschungsfrage an. Diese könnte zum Beispiel in die militärische Richtung gehen, also etwa Wie erlebten die Männer den Krieg, Wie war die Stimmung an der Front, Was geschah während des Krieges an spezifischen Orten etc. Was oben über Tuchel steht könnte zum Aufhänger für die letzte Frage genommen werden und als Grundlage dafür dienen herauszufinden, wie Julius Lauth seine Zeit in Tuchel erlebt haben mag. Die Frage meiner Arbeit an den Briefen jedoch ging in die familiäre Richtung, also welche Bedeutung die Familie im Weltkrieg hatte, welche Probleme unter dieser Ausnahmezeit auftauchten und wie damit umgegangen wurde, wie die Frauen (und Kinder) das Geschehen erlebten und was eigentlich aus denen wurde, die an der „Heimatfront“ blieben. (Ich hasse diesen Begriff. Leider taucht er in der Literatur aber immer wieder auf. Bitte verwendet ihn nicht. Danke.)
Und was steht in dem Brief nun?
Nun, um ein wenig in die Tiefe gehen zu können, hier aber keinen zu langen Text zu schreiben, greife ich mir eine Sache heraus: Die Frage um die Anmeldung beim Standesamt. (Vorsicht! Im transkribierten Text steht „abzumelden“, dies ist allerdings ein Transkriptionsfehler. Im handschriftlichen Brief ist zu sehen, dass dort „anzumelden“ stehen müsste. Es ist daher immer empfehlenswert, die Originalquelle selbst zu lesen, mindestens im Zweifelsfall.)
Julius Lauth war in der Zeit des Ersten Weltkrieges (teilweise) in Tuchel stationiert. Dort leitete er eine Kompagnie und arbeitete außerdem als Gerichtsoffizier. Er wurde später tatsächlich zum Hauptmann befördert.
Seine Frau Hedwig, die in Essen wohnte, hatte Anfang 1915 eine Tochter geboren. Zur Zeit des Briefes wurde noch über einen Namen diskutiert. Die Familie hatte bereits zwei Töchter. Frl. Wisdorf war das Kindermädchen der Familie, das ab Mitte des Krieges entlassen werden musste, zunächst aber auf Drängen von Hedwig behalten wurde. In den Briefen Hedwigs wird klar deutlich, wie sehr ihr die Situation zusetzt, dass ihr Mann nicht bei ihr ist. Sie ist schwanger im Krieg, hat außerdem zwei weitere Kinder zu versorgen und nun auch noch sämtliche Aufgaben, die sonst ihr Mann erledigt hat. Er gibt ihr immer wieder Anweisungen und Anleitungen, von der Besorgung von Heizkohle bis zu finanziellen Aufgaben und Erledigungen mit Geschäftspartnern. Noch dazu kommt, dass sie ihrem Mann immer wieder Pakete schickt – dies ist auch im letzten Satz „Sind die Gummischuhe abgeschickt?“ zu erkennen. Aus dieser Frage und auch der (vorwurfsvollen – Achtung mit Interpretationen!) Frage nach der späten Anmeldung des Kindes beim Standesamt kann die Hypothese aufgestellt werden, dass Julius Lauth wenig Empathie für die stressige Lage seiner Frau aufbringt.
Dass diese Hypothese aus einer einzigen Frage abgeleitet wurde mag so erscheinen. Jedoch gehören dazu viele Informationen, die nicht aus diesem Brief hervor gehen und die ich oben aufgeführt habe. Es ist also -nochmal- zu betonen:
Eine Analyse lebt vom Kontext!
Ein Brief aus einem Konvolut kann niemals alleine analysiert werden. Er muss genauso eingebettet werden in die Familiengeschichte, wie auch in Kultur- und Politikgeschichte. Doch was wäre, hätten wir nur diesen einen Brief?
Nun, dann müssten wir stärker interpretieren. Wenn wir zum Beispiel nicht wüssten, dass es sich bei Frl. Wisdorf um das Kindermädchen handelte, müssten wir näher hinsehen: Fräulein waren unverheiratete Frauen. Eine unverheiratete Frau, die nicht zur Familie gehört, aber „hoffentlich […] das Familienstammbuch vorgelegt [hat]“, also intime Erledigungen für die Familie machte, stand höchstwahrscheinlich in einem Beschäftigtenverhältnis. Sie könnte aber auch eine Nachbarin sein (bspw. eine junge Frau, die noch bei ihren Eltern wohnt) oder eine Freundin von Hedwig; solange diese Zweifel nicht ausgeräumt würden, müsste man in der Analyse deutlich machen, dass die Funktion der Person nicht vollständig geklärt ist. So verhält es sich mit allem: was nicht ausdrücklich im Brief steht sondern vermutet/ interpretiert wird, muss als Vermutung/ Interpretation gekennzeichnet werden.
Gelegentlich hat man als Geschichtsmensch das Glück, eine Quelle einer bekannteren Person/ Organisation/etc vorliegen zu haben. In dem Falle kann man dann noch andere Quellen hinzuziehen: Personenregister, über die/den Verfasser:in geschriebene Texte, historische Zeitungen, ja Fotos, Gemälde, Tonbandaufnahmen, Videos und anderes. All das kann helfen, einen spezifischen Text in einen größeren Kontext einzuordnen. Wenn also in 100 Jahren einmal jemand mein Tagebuch analysiert, wäre es ratsam, auch noch meinen Blog, meine Social Media Accounts, Videos und so weiter anzuschauen. 😉
die Freitagsfragen müssen heute ausfallen. Grund dafür ist ein ganz zauberhaftes kleines Mädchen, das heute den dritten Geburtstag feiert.
Drei Jahre! Unfassbar. So lange soll das schon her sein, als ich um 14:40 Uhr endlich fertig war mit gebären und mir das kleine faltige Dingchen erst einmal genüsslich auf den Bauch kackte?
Jedenfalls, heute wird zelebriert. Nicht so wie gehofft (danke Corona du Arschkrampe), aber trotzdem schön. Mit Papageienkuchen und Apfelsaft. Und Muffins, eigens von der Geburtstagspüppi gewünscht.
Gerade sitzt Püppi ganz lieb in ihrer Wanne im Wohnzimmer und spielt leise, was mir ein paar Minuten gibt, um einen kurzen Statusbericht abzugeben.
Seit dem 13. ist das Kind zuhause. Wir versuchen sie so gut wie möglich zu beschäftigen und trotzdem abwechslungsreich zu sein. Das ist ziemlich schwierig, da sie mitten in der Trotzphase steckt und die kleinste Unebenheit zu einem Heul-/Wutausbruch führen kann. Zeitweise hat sie auch einfach keinen Bock auf irgendwas. Zudem scheint sie wohl schlecht zu träumen, denn dieser Tage wacht sie aus ihrem Mittagsschlaf generell schreiend auf. Man kann sie dann gar nicht beruhigen und muss abwarten. Das dauert etwa eine halbe Stunde, dann geht es wieder. Tut dem ohnehin angespannten Nervenkostüm natürlich nicht so gut.
Ich selbst vermeide es, nach draußen zu gehen. Am Montag war ich eine halbe Stunde spazieren, doch war es so kalt, dass es weh tat. (Wortwörtlich: Bei Asthma verengen sich die Bronchien, wenn es zu kalt ist und das ist sehr unangenehm.) Einkaufen geht ausschließlich der Engländer. Ich habe zu große Angst, mich anzustecken. Nach der Pandemie brauche ich wohl eine Therapie gegen meinen neu erworbenen Waschzwang.
Die Uni ist bis auf weiteres geschlossen. Dort gab es mehrere Fälle. Schwierig ist, dass es auch ganz aktuell wohl einen Fall gab, doch das Gesundheitsamt ist nicht zu erreichen, sodass man nicht weiß, wie man verfahren soll. Natürlich hat man nicht die Kontaktdaten für alle, die da waren und weiß auch gar nicht, wer überhaupt wann wo war.
In der KiTa gab es einen Fall, der nicht in Püppis Gruppe war. Allerdings sind Kinder wie ErzieherInnen alle mindestens einmal täglich im Garten zusammen, sodass es leicht wäre für das Virus, sich außerhalb der Gruppe zu verbreiten.
So, das Kind hüpft umher, das war mein kurzes Zeitfenster.