Hallo Eeechoooo!

Hoppla, *Spinnweben entferne*, hier war ich aber lange nicht *Staub wische*, meine Güte.

Tut mir sehr leid, dass ich so sang- und klanglos verschollen bin. Ich bin zwar auf Twitter aktiv, aber nicht alle von hier folgen mir dort, denke ich. Zu sagen es war viel los seit September wäre eine Untertreibung.

Mir geht es soweit gut, keine Sorge. Aber ich will euch mal auf den neuesten Stand bringen und mich versuchen kurz zu halten.

  1. Ich bin schwanger
    Tadaaa! Oder so. Ja, auch für mich war das eine Überraschung. Ich habe es Mitte September erfahren, hatte absolut null damit gerechnet und ging von einer Magen-Darm-Grippe aus… Tja. Der Ex war erst dagegen, dann dafür, hat sich jetzt für dagegen entschieden und zieht deswegen im Januar wieder nach England. Fragt mich nicht, in seinem Kopf ergibt es Sinn, das eine Kind, das man vorgibt zu lieben zu verlassen, um dem zweiten Kind, das man nicht will, aus dem Weg zu gehen. Es wird hart, aber wir schaffen das, die Maus, das Baby und ich.

2. Ich bin jetzt eine von „denen“
Nämlich von „denen“, die in der Psychiatrie waren. Aufgrund der Situation zuhause, dem dauerstreitenden Ex, der anfing mich psychisch fertig zu machen, dem Verlauf der Schwangerschaft (es drohte ein Abort aufgrund Stress) und meiner zunehmend schlechteren mentalen Verfassung habe ich mich freiwillig einweisen lassen. Ginge es nur um mich, wäre ich länger geblieben als die zwei Wochen, die ich schlussendlich dort war. Aber ich vermisste die Maus und sie mich, sodass ich entschieden habe nach Hause zu gehen und mich um ambulante Hilfe zu kümmern. Gekümmert habe ich mich leider nach wie vor nicht. Depression is a bitch und das Bett so warm und weich.

3. Mein Stiefvater ist gestorben
Mit Corona hatte es nichts zu tun. Er hatte ein Gerät in der Brust, das seinem Herz half zu schlagen (keinen Herzschrittmacher), welches versagte. Also musste er operiert werden. Dumm aber, dass er einen Infekt hatte. Nach 5 Wochen im Koma und ständigem auf und ab laut sich widersprechenden Ärzten wurden die Geräte schließlich abgestellt und er ist gestorben. Er weiß nichts vom zweiten Kind. Für mich persönlich, so schlimm es klingt, hält sich der Verlust in Grenzen. Er war einer dieser „Hitler war ein klasse Typ und hat Deutschland nach vorne gebracht“ Typ, stets rassistisch und antisemitisch. Schrecklich unempathischer Mensch. Hat mich, als ich noch dort wohnte, ständig gestänkert, hat meine Mutter oft angeschrien und sie ausgenutzt, war gemein zu den Tieren. Aufgrund der Herzmaschine entwickelte er ähnliche Symptome wie Alzheimer, seine cholerische Art wurde immer schlimmer. Er hat aber auch einiges am Haus gemacht, die „Männerarbeiten“ erledigt, Feuer gemacht und Holz gehackt. Solche Dinge eben. Und die Maus hat ihn sehr geliebt. Meine Mutter trauert, aber ich denke ehrlich gesagt eher, weil sie jetzt allein mit allem ist. Die Maus fragt öfter mal nach ihm und ich erkläre ihr, dass Opa jetzt bei den Sternen ist und er auf sie aufpasst. Sie ist traurig, aber es scheint okay zu sein. Ich kann dafür jetzt endlich wieder meine Mutter besuchen gehen, ohne dieses unwohle Gefühl durch seine Anwesenheit zu haben. Wenn Menschen mit ihr Beileid aussprechen ist das sehr schwierig für mich, denn ja es ist schon komisch, aber andererseits war unser Verhältnis kein Gutes.

Ich denke das reicht wohl für’s Erste. Macht euch keine Sorgen um mich. Ich habe meine Höhen und Tiefen, aber alles in allem kämpfe ich mich durch, wir drei Mädels halten zusammen und wir freuen uns auf das Baby. Wie es dann weiter geht werden wir schon noch sehen. Ein Schritt nach dem anderen.

Ich wünsche euch eine wundervolle Adventszeit, von Herzen schöne Weihnachten, egal ob alleine oder im kleinen Kreis und ein gesundes, munteres Jahr 2021. Bleibt gesund!

Photo by Nikolett Emmert on Pexels.com
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Hört auf, Müttern Angst zu machen!

Liebe Ärzte, liebe Großeltern, liebe Hebammen,

wir müssen reden.

Immer wieder erfahre ich aus meinem Freundeskreis von jungen Müttern, wie gestresst sie sind, weil bestimmte Dinge noch nicht klappen, die doch eigentlich klappen müssten, weil bei allen anderen es doch (gefühlt) auch funktioniert.

Das ist fürchterlich.

Ich habe es selbst ebenso erlebt. Das fängt schon in der Schwangerschaft an: Mama nimmt zu viel oder zu wenig zu, Mama isst nicht ausreichend oder zu viel, das Kind ist zu klein oder zu groß, wenn man nach der Tabelle geht…

Ist das Kind geboren, wird es weiterhin in alle möglichen Tabellen gepresst: Größe, Gewicht, Trinkmenge, Schlafgewohnheiten…

Und immer wieder wird mit Angst gearbeitet: Wenn Du Dein Kind im Bett schlafen lässt, könntest Du es im Schlaf ersticken; wenn es nicht bei Dir schläft, könntest Du Anomalien nicht mitbekommen und dann stirbt es am plötzlichen Kindstod. Wenn es einen Tag zu früh Brei bekommt, wird es krank, wenn es einen Tag zu spät Brei bekommt, bekommt es Ernährungsstörungen. Und WEHE das Kind geht nicht ab einem ganz bestimmten Zeitpunkt selbständig aufs Klo, ABER DANN!

Zum Teufel mit diesen Tabellen, mit diesen ewig aufgedrückten Zwängen! Das Kind trinkt weniger, als es nach Tabelle sollte? So what? Ist es gesund, macht es einen guten Eindruck und ist fröhlich, dann ist es egal, ob es nun ein paar Milliliter mehr oder weniger getrunken hat: dann braucht es einfach nicht mehr oder weniger! Wir Erwachsenen sind so individuell, wie wir es sein wollen. Warum spricht man das den Kindern ab? Eine Freundin sagte mir einmal traurig, dass ihre Zwillinge gar nicht so viel Milch trinken wie sie laut Arzt sollten. Zum einen waren die beiden da noch so winzig, dass ich mich fragte, wie auch noch mehr in sie hinein passen sollte – die Tabellen sind auf Durchschnittswerte ausgelegt, aber wer hat denn schon Durchschnittswerte? Zum anderen waren die beiden so sichtlich gesund, dass ich ein bisschen wütend wurde, dass meiner Freundin, die wirklich hinreißend für ihre Zwerge sorgte, solcher Druck gemacht wurde. Wem soll das helfen?

Meine Mutter hat mich noch zu DDR-Zeiten geboren und aufgezogen. Damals gab es ganz harte Vorschriften: wenn das Kind mit einem Jahr noch nicht trocken war, dann hatte die Mutter versagt! Ich kann mich erinnern, dass die Windel-Kinder in der Krippe/ im Kindergarten morgens erst einmal eine Stunde lang auf den Topf gesetzt wurden. Gott sei Dank ist das heute verboten – zu Recht! Püppi fängt gerade erst an, trocken zu werden. Vor einem Monat feierte sie ihren zweiten Geburtstag. Schon als sie noch nicht einmal richtig sitzen konnte, entwickelte meine Mutter eine ungesunde Obsession für Püppis Töpfchentätigkeiten. Ich kann es verstehen, meine Mutter kennt es so – es ist aber wahnsinnig anstrengend, bei jedem Gespräch gefragt zu werden „Und? Geht sie schon aufs Töpfchen?“ Mit fortlaufender Zeit wandelte sich die Intensität der Fragen: „Und? Geht sie jetzt endlich aufs Töpfchen?“

Auch beim Essen, der Beikost, gab es Druck von mehreren Seiten. Man solle bloß um Himmels Willen mit 5 Monaten, spätestens mit 6, anfangen, Beikost zu geben. Was soll ich sagen, da hat Püppi mich noch angeschaut als sei ich nicht ganz bei Trost mit meinem Löffel voll Möhrchenpampe. Also habe ich ignoriert, dass Ärzte und andere Eltern immer wieder fragten: „wie viel isst sie denn schon? WAS? Noch gar nichts?!“ Dann habe ich es eben mit 8 oder 9 Monaten noch einmal versucht, nach einer Woche festgestellt: Brei ist einfach nicht ihres, aber gekochtes Gemüse geht und siehe da, Püppi isst gerne und ausreichend. Wobei selbst „ausreichend“ schon wieder so subjektiv ist, dass mancher wohl die Augenbraue heben würde, ob der großen und winzigen Portionen, die sie manchmal isst. So wie der Tag eben ist. Aber geht es uns nicht allen so?

Ich selbst muss mich ja auch manchmal zusammenreißen, meine Erfahrungen nicht 1:1 auf die Kinder anderer übertragen zu wollen. Denn auch wenn ich ein paar Dinge gelernt habe im Laufe der Zeit als Mama: diese Erfahrungswerte sind sehr speziell und passen in der Regel auch nur auf ein Kind, nämlich auf meines. Was bei Püppi geklappt hat, kann bei anderen schief gehen und vice versa. Die Herzfreundin fragt mich ab und an um Rat, das freut mich auch sehr, ich komme mir dann vor wie eine Expertin. Dann mache ich ihr aber Vorschläge und sage immer dazu, dass es bei Püppi zwar so klappte, es aber keine Allgemeingültigkeit besitzt. Ich mache Vorschläge und keine Vorschriften.

Liebe Mamas,

hört auf eure Intuition! Lasst euch nicht verunsichern!

Ich weiß selber sehr genau, dass das leichter gesagt ist als getan. Gerade in den ersten Lebensmonaten des Kindes ist man doch sehr verunsichert. Wenn ihr aber das Gefühl habt, dass alles in Ordnung ist und es so klappt, wie ihr es macht, dann ignoriert die Tabellen, ignoriert die strengen Regeln, die an euch heran getragen werden. Ihr macht das schon!

Es ist unendlich anstrengend, immer wieder diskutieren zu müssen, weil etwa eure eigenen Mütter ganz andere Vorstellungen haben als ihr. Ich sag euch eins: spart euch die Energie. Diskutiert nicht. Das ist gar nicht schlimm und ihr seid keine schlechten Mütter oder Töchter. Ihr habt eben einfach eure eigenen Ideen. Das was ihr sagt, ist Gesetz. Niemand anderes kann euch da reinreden. Selbst eure eigenen Mütter nicht. Ja, sie haben ihren Job damals auch gut gemacht. Aber Zeiten ändern sich, Erziehungsstile ändern sich. Aber eure Mütter hatten schon ihre eigene Zeit. Jetzt seid ihr dran.

Und wenn es mal wieder heißt „Das musst Du aber anders machen!“, dann bedankt euch für den Ratschlag, sagt, dass ihr das erst einmal selber versuchen möchtet und dass ihr aber gerne darauf zurück kommt, wenn es nicht funktionieren sollte. So gab es mit meiner Mutter nach monatelangen Dauerdiskussionen auch endlich einmal Frieden.*


*Bisher hat aber fast alles so geklappt, wie ich es versucht habe. Wer kennt schließlich mein Kind besser als ich?

Joy II

→ 1. Teil: Der Beginn

Die Geburt

„Sie haben schon gut vorgearbeitet und sind bei stolzen vier Zentimetern! Wir fahren Sie jetzt direkt in den Kreißsaal.“

Kreißsaal, da war es, das Zauberwort. Es würde nun wirklich losgehen. Naja, losgegangen war es schon vor etlichen Stunden. Vom Blasensprung, den ich als solchen nicht erkannte bis zum Notruf waren bereits 10 Stunden vergangen und die Fahrt im Krankenwagen hatte ich unter ziemlich fiesen Wehen erlebt.

Was ich im Geburtsvorbereitungskurs über Wehen und den Beginn der Geburt gelernt hatte traf alles nicht auf mich zu. Ich habe entgegen der Versicherungen der Hebammen und Zweitgebährenden nicht gewusst, als es losging. Es fing nicht langsam an und steigerte sich allmählich.

Vor allem aber waren die Schmerzen für mich persönlich eben nicht aushaltbar. Ich war relativ bald an einem Zeitpunkt angekommen, an dem ich Mr. English anflehte mir zu helfen und der Hebamme entgegenheulte, dass ich jetzt entweder eine PDA oder einen Kaiserschnitt wollte, da ich nicht mehr konnte. Allerdings, das gebe ich zu, ist meine Schmerztoleranz seit jeher recht niedrig.

Zudem hatte ich zwischen den Wehen bald keine Pausen mehr, sondern ging direkt von einer Wehe in die nächste. Das machte es dem Anästhesisten schließlich schwer, mir die herebigesehnte PDA zu legen. Mir musste ein Wehenhemmer gespritzt werden, um an meine Wirbelsäule zu kommen, ohne mich hüftabwärts durch eine abgerutschte Nadel zu lähmen.

Die PDA war dann mein persönliches Paradies auf Erden, erlaubte sie mir in Verbindung mit dem Wehenhemmer sogar, eine halbe Stunde lang zu schlafen!

Als ich dann geweckt wurde und die Geburt weiter ging, war ich guter Laune und es fiel mir leicht, mich durch die Wehen zu arbeiten und auf mein Baby zu freuen. Mein Baby, in wenigen Stunden würde ich es im Arm halten!

Ich versuchte verschiedene Geburtspositionen, atmete, konzentrierte mich und ruhte mich zwischendurch immer wieder kurz aus – die Kraft würde ich noch brauchen. Um den Wehenhemmer aufzuheben und die Geburt voran zu bringen spritzte man mir ein wehenförderndes Mittel. Zwar fing man sehr niedrig dosiert an, doch empfand ich die einsetzende Wirkung als zu plötzlich und zu heftig.

Dennoch biss ich mich durch, bis sich der Saal füllte und neben zwei Hebammen auch eine Ärztin anwesend war, die wir bereits von Sonografien während der Schwangerschaft kannten. Sie sagte schließlich den Satz, auf den ich hingearbeitet hatte: Ich kann das Köpfchen sehen!

Auch wenn ich ihn bisher nur kurz erwähnte, doch Mr. English war mir eine große Hilfe und ohne ihn hätte ich es nicht so gut durchgestanden. Er hielt meine Hand, sprach mir Mut zu, atmete mit mir, wenn ich vor lauter Schmerz die Luft anhielt, reichte mir Wasser und machte in Wehenpausen den einen oder anderen Scherz, um mich zu motivieren.

Als das Ende nahte und ich endlich pressen konnte, hielt er mein Bein in die Luft und gab mir mit seiner Aufregung und Vorfreude die nötige Kraft, auch die letzten und härtesten Minuten durchzustehen.

Am Nachmittag, knapp 19 Stunden nach Blasensprung, wurde mir unser kleines Mädchen auf den Bauch gelegt.

Joy I

Das Mäusekind ist da!

Nun gut, nächste Woche wird es bereits einen Monat alt, doch wie man sich sicher vorstellen kann, war ich bisher zu beschäftigt für eine Zwischenmeldung. Nun will ich einmal über die Geburt berichten.

Der Beginn

Alles fing damit an, dass an drei aufeinanderfolgenden Tagen ein Storch durch das Viertel flog. Zugegeben, ich würde mir selbst nicht glauben, hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, doch tatsächlich war es genau so und nicht anders.

Am dritten Abend der Storchensichtung also hatte ich nicht nur unglaublichen Hunger, sondern auch wollte das Mäuschen gern geboren werden. So geschah es, dass mir inmitten einer Fressorgie an Pizza mit extra viel Käse nur gesunden Lebensmitteln die Fruchtblase platzte, ohne dass ich es merkte.

Es ist mitnichten so wie im Fernsehen dargestellt, dass es einen Knall gibt auf den ein Schwall Fruchtwasser und innert kürzester Zeit die Geburt folgen. Ausnahmen gibt es, doch manchmal kommt es vor, dass die Blase nur anreißt und statt eines Wasserschwalls ein laues Tröpfeln einsetzt.

Ich war nicht sicher was vorging und verspürte zudem bereits ein leichtes Ziehen, sodass ich beschloss sicherheitshalber ins Krankenhaus zu fahren. Mir war klar dass es noch einige Stunden dauern würde, bis ich das winzige Kindlein im Arm halten könnte, sollte es tatsächlich losgegangen sein. Mr. English war jedoch sofort aufgeregt, packte schnell die restlichen Sachen, die man im Kreissaal gebrauchen könnte und verfrachtete mich ins herbeigerufene Taxi.

Im Krankenhaus angekommen wurden die Wehen langsam stärker, ließen sich jedoch gut veratmen und waren -im Nachhinein betrachtet- nicht der Rede wert. Ich wurde gefragt ob denn schon Fruchtwasser käme und antwortete wahrheitsgemäß, dass ich leider keine Ahnung hatte. Nun muss man wissen, dass es hier einen einfachen Test gibt mit dem sich überprüfen lässt, ob es sich um Fruchtwasser handelt oder nicht. Dieser wurde bei mir nicht gemacht. Warum? Keine Ahnung.

Da ich nur leichte bis mittelstarke Wehen hatte, die eher unregelmäßig waren, beschloss ich wieder nach Hause zu fahren, um dort Vorarbeit zu leisten, statt in einem ungemütlichen Krankenhauszimmer. Hier wollte ich mich eigentlich noch einmal ausruhen und ein wenig schlafen, doch das war leider nicht mehr möglich. Mr. English hatte allerdings kein Problem einzuschlafen.

So atmete ich alleine vor mich hin*, bis ich irgendwann solche starken Schmerzen hatte, dass ich den lieben Mäusepapa eher unsanft aus dem Schlaf holte („Wie kannst Du nur schlafen?!“) und den Krankenwagen rief.

Da war ich bereits bei Wehen alle drei bis vier Minuten.

*(Sorry an meine Nachbarn für das ziemlich laute Atmen und vorgeburtliche Stöhnen.)

Als ich einmal schwanger war

Nein, das Mäusekind ist noch nicht geboren. Aber wir sind jetzt wirklich ganz nah am Ende der Schwangerschaft angelangt und daher möchte ich doch einmal rekapitulieren. Ziemlich langer Beitrag geworden. Dafür habe ich alles „Eklige“ raus gelassen. 😉

Der positive Schwangerschaftstest

Als ich vom Besuch in England zurück nach Jena kam, ging es mir ein wenig komisch. Ich hatte einige PMS-Symptome, aber eben keine Regel. Jedoch dachte ich mir dabei nicht so viel, da dieser ganze Apparat bei mir ohnehin nur hin und wieder mal sporadisch funktionierte, wenn er denn gerade Lust hatte. Nur dieses Ziehen und Drücken in den Brüsten über mehrere Wochen, das war neu und ziemlich unangenehm.

Mr. English hatte noch vor meiner Abreise gefragt, ob es sein könnte, dass ich schwanger bin. Ich habe das abgetan und von mir geschoben. Es würde einmal sehr schwierig werden und ohne Medikamente gar nicht klappen, hieß es von mehreren Gynäkologen. Well…

Irgendwann zermürbte mich Mr. English’s Frage und ich kaufte einen Test in der Drogerie. Beim Bezahlen war ich so nervös, dass ich Unsinn vor mich hin gestammelt habe und mich auch noch verzählte. Zu Hause angekommen atmete ich drei mal durch und dachte mir schließlich „Wenn du es nicht gleich machst, machst du das nie!“

Ich schwöre, der Test zeigte SOFORT zwei Streifen an, doch ich steckte ihn erst einmal weg und stellte einen Timer. Das Ergebnis kennt ihr ja.

Der Anruf – Wie sage ich es ihm?

In dem Moment, in dem ich den positiven Test in den Händen hielt, zerbrach eine Welt für mich. Nein, ich war nicht überglücklich, ich war entsetzt! Ich fing an hysterisch zu weinen und zitterte wie Espenlaub. Bereits zuvor hatte ich überlegt, wie ich es Mr. English im Fall des Falles sagen sollte – und wann. Es war ungewiss, wann wir uns wiedersehen würden, daher fiel Warten auf ein Treffen als Option aus. Ob ich es ihm direkt sagen sollte, darüber war ich mir jedoch uneins.

In dem Moment der Wahrheit jedoch musste ich ihn sofort sprechen. Ich war so erschrocken und ängstlich, dass ich ihn einfach brauchte. Er war gerade auf dem Sprung zur Uni, also schrieb ich ihm schnell, dass ich mit ihm reden müsse und bat um ein Telefonat.

Ich rief ihn an. Es klingelte gefühlt ewig. Gerade hatte ich mich wieder beruhigt, musste ich beim Klang seiner Stimme doch wieder weinen. Was los sei, ob ich ihn bloß vermisse oder ob es etwas anderes gäbe, fragte er mich. Es gäbe da ein Problem, sagte ich und weinte erneut bitterlich. Der arme Kerl wusste nicht was los war und ich konnte nicht antworten, sondern heulte ihm ins Ohr!

Schließlich erzählte ich ihm, was los war und wir hatten ein sehr langes Gespräch, in dem ich dann doch noch lachen konnte und er mir sehr viel Angst nahm. Die Entscheidung war gefallen, wir werden Eltern!

Das erste Trimester

Das erste Trimester fiel genau mit dem Start des neuen Studiensemesters zusammen, was mir doch ein bisschen Probleme bereitete, die ich so nicht kommen sah. Dass einem in der ersten Zeit übel wird, ist ja bekannt. Aber was ich da mitmachte, das war schon nicht mehr normal. Hyperemesis Gravidarum, echt Moppelkotze, das Ganze. So war ich über Wochen nicht in der Lage zu Seminaren und Vorlesungen zu gehen, was am Ende des Semesters dazu führte, dass ich ein paar falsche Entscheidungen traf, etwa mich zu den Prüfungen anzumelden, dann aber nicht in der Lage war, meine Hausarbeiten zu schreiben. Nachprüfungen, Anmeldung zum Drittversuch, psychische Belastungen die man in einer ohnehin schon schwierigen Situation nun wahrlich nicht braucht. Die Klausur zur nur 2 mal besuchten Vorlesung habe ich allerdings mit gut bestanden.

Zweites Semester und Feindiagnostik

Leider hatte sich die Übelkeit nicht wie in Schwangerschaftsforen versprochen nach der 12. Woche gelegt, sondern begleitete mich zuverlässig auch noch bis in den 5. Monat. Ich hatte ziemlich viel abgenommen, doch der Bauch wuchs allmählich und das Mäusekind wuchs und gedieh prächtig.

Etwa in der 20. Woche hatten wir einen Termin zur Feindiagnostik im Klinikum. Mr. English war gerade bei mir – und nach dem Erlebnis dort war ich darüber mehr als froh. Zu den Ultraschalluntersuchungen zuvor war ich bereits aufgeregt; das steigerte sich zur Feindiagnostik noch. Heute glaube ich, dass ich etwas zu naiv heran gegangen bin. Zwar war mir bewusst, dass dort etwas gefunden werden kann, von Lappalien bis hin zu Diagnosen, die eine Schwangerschaft beenden können, ist alles möglich. Doch ich dachte nicht, dass gerade UNSER Kind, das sich bis dato so toll und schnell entwickelt hatte, auffällig sein würde.

Die Untersuchung an sich war sehr unangenehm. Die Ärztin drückte mit dem Ultraschallkopf sehr stark in meine Leistengegend, was enorm schmerzte. Tatsächlich so stark, dass ich noch Tage später blaue Flecken davon hatte. Ich krallte mich an Mr. English’s Hand fest und versuchte den Schmerz wegzuatmen, während ich gebannt auf den Monitor schaute, der unser kleines Wunder in guter Auflösung zeigte.

„Hier habe ich etwas gefunden. Und die Wirbelsäule sieht auch auffällig aus…“ Ein Satz, der mir den Boden unter den Füßen wegzog und mir ein Pfeifen in den Ohren machte. Den Rest habe ich nur noch wie betäubt erlebt. Sie versuchte mehr zu sehen und drückte den Schallkopf weiter in meinen Bauch. In einem kurzen Gespräch musste ich erst einmal weinen und versuchte unter Tränen, das ganze auf Englisch zu übersetzen – die Ärztin konnte oder wollte nicht Englisch sprechen. Wir sollten im Wartezimmer Platz nehmen und auf den Chefarzt warten, der noch einmal schauen wollte.

Im Wartezimmer saßen noch andere werdende Eltern, wir dazwischen. Ich, die einfach nur weinen konnte und Mr. English, der mich versuchte zu trösten. Vermutlich haben wir ihnen leid getan, so kam es mir jedenfalls vor, als sie uns anblickten. Eine Frau telefonierte mit ihrem Vater und sagte, es sei alles gut. Das machte mich so wütend, obwohl ich mich auch für Fremde über solche Nachrichten sonst freuen kann. Aber es war einfach ein derart schlechtes Timing, nach diesen ungewissen Diagnosen, die wir gerade bekamen, dass ich nicht anders konnte als wütend zu werden.

Der Chefarzt war sehr freundlich und ein bisschen wie ein lieber Opa, tatsächlich erinnerte er mich ein klein wenig an meinen. Er tat die Auffälligkeit an der Wirbelsäule schnell als Schatten im Ultraschall ab, was mir einen riesigen Stein vom Herzen purzeln ließ. Die andere Diagnose bestätigte er allerdings. Schließlich wurde eine Fruchtwasserpunktion durchgeführt um genetische Ursachen auszuschließen – zuvor hatte ich mich bewusst gegen die Prozedur entschieden, da mir die Risiken zu groß erschienen, aber so hatte sich die Kalkulation nun eben verschoben. (Zwei Tage später zogen wir um. Einen Umzug während gebotener Bettruhe kann ich NICHT empfehlen!)

Long story short: Gentest unauffällig, späteres MRT verlief erwartungsgemäß und das Ganze ist nicht erfreulich, aber okay. Nicht behandelbar, aber auch nicht lebensbedrohlich.

Drittes Trimester

Während man bis Mitte des 2. Semesters gerade so etwas erahnen konnte, schoss die Babykugel im dritten Trimester geradezu aus mir heraus. Wirklich komisch, wenn einem selbst die weiten Shirts plötzlich zu eng werden und die Hose, die letzte Woche noch passte, auf einmal nicht mehr zu geht. Überhaupt hätte ich es mir nicht so anstrengend vorgestellt, in Kleidung herein und aus Kleidung wieder heraus zu kommen. Oder in Schuhe! Seit ein paar Wochen sind meine Füße so angeschwollen, dass selbst die weiten Slipper kneifen. Meine Finger kann ich an manchen Tagen gar nicht mehr biegen.

Zwischendurch versetzte das die Ärzte dezent in Angst, denn Präeklampsie zeigt neben Bluthochdruck (check), Kopfschmerzen (check) und Wassereinlagerungen (check) ähnliche Symptome. Bluthochdruck hatte ich aber schon vorher und die Kopfschmerzen kamen von dem Stress, den ich hatte, weil ich allein auf mich gestellt war, den Haushalt hochschwanger allein schmeißen musste und nebenbei noch Hausarbeiten und Referate anstanden, die mich teils die Nächte durchmachen ließen.

Kurzzeitig versetzte mein Gyn mich in Panik, weil er meinte, dass er zum Geburtstermin einleiten lassen würde, da mein Bluthochdruck langsam kritisch würde. Das hat er sich aber mittlerweile zum Glück wieder anders überlegt.

Fazit

Es gibt viele schöne Momente in einer Schwangerschaft. Das erste Strampeln, das man fühlt. Die Ultraschallbilder, die einem zeigen, dass da tatsächlich ein kleines Wunder wächst. Die Liebe, die man vielleicht schon fühlt, obwohl das Kindchen noch gar nicht geboren ist. Die Freude, die man erleben kann, wenn man Freunden und Verwandten die Botschaft überbringt. Die Fürsorge, die man erhält. Ja, all das waren tolle Erlebnisse, über die ich sehr dankbar bin.

Jedoch, die Schwangerschaft werde ich großteils wohl nicht vermissen. Ich fühlte mich die meiste Zeit über unwohl bis hundeelend, hatte so viele Sorgen und Probleme, die mich manchmal an den Rande des Aufgebens drängten. Dazu fällt mir die Decke auf den Kopf, da ich kaum noch etwas unternehmen kann, kaum laufen und stehen. Es reicht jetzt eben einfach.

Ich freue mich auf das Mäusekind, auf Mr. English als Daddy Cool und auf das Abenteuer Mama.

Vorbereitet unvorbereitet

Gestern schon war der letzte Geburtsvorbereitungskurs und ich bin ein bisschen wehmütig, ziemlich erstaunt über das Rasen der Zeit und sehr froh, teilgenommen zu haben. Jeder Schwangeren, die Sorgen und Ängste hat -oder einfach nur Schiss, so wie ich, als der Kurs begann- kann ich nur ans Herz legen, sich zu einem Kurs anzumelden. Wir haben viel gelernt, auch was man nicht in Ratgebern oder Internetportalen findet. Wir haben viel gelacht, auch über Dinge, die man wohl nur als Schwangere versteht. Und wir haben gesehen, dass wir weder mit unseren Zipperlein noch mit unseren Befürchtungen allein sind. Das beruhigt!

Zum Schluss der Sitzung trugen wir schließlich zusammen, was wir glauben, das uns erwarten wird – sowohl positiv als auch negativ. Und das fand ich doch so toll, dass ich hier einmal „laut“ darüber nachdenken möchte.

Kennenlernen: Da ist ein ganz neuer Mensch mit ganz eigenem Charakter entstanden und ich werde die Ehre, das Privileg, aber auch die Pflicht haben, das Mäuschen beim Wachsen und Gedeihen zu begleiten, zu erziehen und zu unterstützen. Wie wird es sein? Welche Interessen wird es haben? Welche Talente und welche Schwächen? Weiterlesen „Vorbereitet unvorbereitet“

Fluch und Segen moderner Technik

Schon wieder ein Monat rum seit dem letzten Beitrag. Time flies!

Was gibt es Neues im Mäuseheim?
Nun, zum einen ist Mr. English seit letztem Wochenende wieder in England, um seinen Abschluss zu machen. Er ist etwa anderthalb Monate lang weg und wenn er wieder kommt, dann bleibt er für immer. Das ist eine tolle Aussicht. Und doch leide ich sehr unter der Trennung auf Zeit. Er fehlt mir sehr, ich bin bis auf wenige Stunden in der Woche alleine und der Alltag mit großer Kugel ist alleine auch echt schwer zu wuppen. Nach einem langen tränenreichen Gespräch mit der Therapeutin geht es mir allerdings sehr viel besser und ich kann mich endlich wieder aufraffen, statt im Bett zu sitzen und zu heulen. Ist gar nicht so lange, eigentlich. Und ich bin mächtig stolz auf Mr. English, denn was er jetzt in kurzer Zeit geschafft hat ist wirklich bewundernswert. Zudem hat er bald einen Uniabschluss und das ist wirklich toll!

Ich hoffe allerdings inständig, dass das Kind sich geduldet, bis Daddy wieder hier ist. Weiterlesen „Fluch und Segen moderner Technik“

Schönen Dank auch

Neulich auf einem Amt. Als das Offizielle erledigt ist, stelle ich noch eine Frage zu Behördengängen nach der Geburt, die mir auch einfach und freundlich beantwortet wird. Ich bin zufrieden, wir verabschieden uns höflich voneinander und ich bin gerade dabei, meine langsam aber sicher enger werdende Jacke anzuziehen, als die Bearbeiterin fragt:

„Wann ist es denn soweit?“

„Ach, dauert noch dreieinhalb Monate“ sage ich und ziehe den Reißverschluss zu.

WOW!“ entfährt es ihr, während sie auf meinen Bauch starrt.

Ich bin völlig perplex ob dieser Reaktion. Es passiert nicht oft, doch mir fällt absolut nichts ein, was ich sagen könnte, also glotze ich wie ein Reh ins Scheinwerferlicht.

Es ist nur”, setzt sie an, „heute war schon eine Schwangere da, die im gleichen Monat Termin hat und da sah man NIX!

„So ein Stuss!“ sage ich nicht, denke ich aber und schweige weiter mit einem skeptischen Lächeln und hochgezogener Augenbraue. Wie sie sich da jetzt herauszuwinden versucht bin ich gespannt.

„Naja…“ sagt sie weiter, ich lausche gespannt, „Hauptsache es ist gesund, nicht wahr?“

Wäre ich an dieser Stelle nicht sofort gegangen, hätte sie mein zur Faust geballtes Gesicht wohl noch gesehen.

Bis dahin habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wie „normal“ die Kugel eigentlich für den entsprechenden Zeitabschnitt aussieht. Ist ja auch Unsinn. Eigentlich.

tribal, Trennung, Absatz

Zwei Wochen später, in der Straßenbahn. Ich habe einige Wege in der Stadt erledigt und möchte nur noch nach Hause. Mir tut der Rücken weh und noch einiges mehr, was nach längerem Umherlaufen vorkommt.

Ich will mich auf einen gekennzeichneten Sitzplatz setzen, die für solche Fälle in den Bahnen angebracht sind.https://i0.wp.com/www.bekaverlag.de/media/catalog/product/cache/1/image/9df78eab33525d08d6e5fb8d27136e95/2/0/20380_g.jpg_1.jpg

Ich sitze schon fast, als sich eine Frau vor mich schiebt, mich anblickt und kackdreist grinst. Ich starre sie an mit meinem „Echt jetzt?!?“-Blick und kann nicht fassen, dass die gerade wirklich tun will, was ich glaube dass sie tun wird.

Wir starren uns ein wenig gegenseitig an, es scheint wie einer dieser Staring Contests. Mir liegt ein Spruch auf den Lippen, doch ich bin müde und habe auch gar keine Lust, eigens zu diesem Zweck eingeatmete Luft durch meine Luftröhre zu pressen, meine Stimmbänder zur Vibration zu bringen, mit meinem Mund verschiedene Laute zu formen und das alles nur, um sie darauf hinzuweisen, dass sie gerade dabei ist, sich wie eine blöde Kuh zu verhalten. Hätte ich so nicht gesagt, sondern einen Spruch gebracht wie etwa „Ich bin schwanger, ich gewinne!“ Aber wie gesagt, all die Mühe?

Mein Bauch ist ja offensichtlich genug, denke ich an die Begegnung im Amt zurück und bewege mich Richtung Sitz, als sie ihre Taschen dorthin wirft und sich hinsetzt.

Im Vorbeigehen schüttele ich den Kopf bis mir schwindelig wird und lasse mich auf einen engen Sitz fallen, der glücklicherweise noch frei war (zu ihrem Glück jedoch, nicht zu meinem!) und muss über die mir gegenüber sitzende Frau schmunzeln, die das alles mitbekommen hat und mich nun ungläubig mit geöffnetem Mund anschaut.

Ja, das habe ich mir auch gedacht.