[Blogparade] Nachhaltigkeit im Alltag

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EDIT: Hier geht es zu den Beiträgen.


 

Nachhaltigkeit ist ein großes Thema. Zurecht, haben moderne Gesellschaften in den letzten Jahrzehnten doch so viel Müll produziert, dass keiner mehr weiß, wohin damit. Die Ozeane sind voller Abfall, die Luft ist verpestet.

Umso besser, dass dieses Thema zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt und auch internationale Politik erreicht hat. Es muss noch viel getan werden, um globale Veränderungen zu erreichen oder zumindest den aktuellen Verfall ökologischer Grundlagen aufzuhalten.

Wir als private VerbraucherInnen* jedoch können auch im Kleinen etwas bewirken und uns nachhaltige Verhaltensweisen aneignen. Unter diesem Motto soll diese Blogparade stehen:

Nachhaltigkeit im Alltag

Dazu möchte ich Beiträge sammeln, die am Ende der Parade in einem eigenen Post gesammelt und hier im Blog veröffentlicht werden.

Wer mitmachen möchte, kann das ganz einfach tun und drauf los schreiben, malen, filmen, dichten, tanzen, basteln oder singen. Einzige Bedingung ist, dass ihr hier her verlinkt, damit ich eure Beiträge auch finden kann. Wer keinen eigenen Blog hat, kann auch gerne per Social Media Kanälen mitmachen: Twitter, Instagram, Youtube, Tumblr, you name it. In dem Fall wird mir dann allerdings kein Pingback angezeigt, weswegen ihr bitte einen Link zu euren jeweiligen Postings in die Kommentare unter diesen Beitrag schreibt.

Eurer Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Probiert Dinge aus und berichtet darüber, schreibt zu diversen Themen wie Rechtliches, Soziales/ Soziologisches, Privates, …

Mögliche Fragen, die ihr beantworten könnt, sind beispielsweise

  • Was bedeutet Nachhaltigkeit für Dich?
  • Wie setzt Du Nachhaltigkeit in Deinem Alltag um?
  • Wo sind persönliche Grenzen?
  • Was könntest Du noch verändern?
  • Bist Du auch am Arbeitsplatz nachhaltig oder versuchst, nachhaltige Konzepte einzubringen?

Annahmeschluss ist der 31.10.2019.

Da ich vorher verhindert bin, verlängere ich die Frist bis zum 6.11.

Ich bin gespannt und freue mich auf eure Beiträge! Teilen erwünscht, denn hier gilt: je mehr, desto besser.

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Warum die #10JahreChallenge auf Facebook problematisch ist

Es geht mal wieder ein Trend auf FB umher. In der aktuellen #10JahreChallenge oder #10yearchallenge oder abgekürzt #10years zeigen User Fotos von sich vor 10 Jahren und heute.

Zunächst fand ich das eine witzige Idee und überlegte, ob ich noch irgendwo Bilder von mir aus dem Jahre 2009 habe, um auch daran teilzunehmen. Doch dann schaltete sich meine Datenschutz-Aufmerksamkeit ein. Warum diese Challenge problematisch ist, möchte ich knapp erläutern.

Facebook ist eine Datenkrake – darüber brauchen wir nicht mehr zu diskutieren. Sie sammelt wütig alles ein, was sie kriegen kann: Vorlieben, Herkunft, Lebenslauf und Bilder. An Facebook werden auch Softwares getestet, ganz oft sind das Werbeprogramme, um Werbung noch besser und gezielter zu personalisieren.

Wenn euch das nun bekannt ist, fragt einmal weiter: was könnte man auf Facebook -ganz theoretisch- noch testen? Netzwerktechniken (Verknüpfungen einzelner Personen und von Personengruppen untereinander), Spracherkennung (inklusive Umgangssprache und Slang) – Gesichtserkennungssoftware!

Facebook dementiert eine Beteiligung an der Challenge zu haben:

„This is a user-generated meme that went viral on its own. Facebook did not start this trend, and the meme uses photos that already exist on Facebook. Facebook gains nothing from this meme (besides reminding us of the questionable fashion trends of 2009). As a reminder, Facebook users can choose to turn facial recognition on or off at any time.”
(Deutsch: „Das ist ein benutzergeneriertes Meme, das von selbst viral ging. Facebook hat diesen Trend nicht gestartet und das Meme nutzt Fotos, die auf Facebook bereits existieren. Facebook profitiert von diesem Meme nichts (außer eine Erinnerung an die fragwürdigen Modetrends von 2009). Als Erinnerung, Facebook User können die Gesichtserkennung jederzeit an- oder ausschalten.“ Übersetzung von mir.) 

Ja, die Bilder gibt es schon auf Facebook. Aber spinnen wir einmal weiter.

  • Um an diese Bilder zu gelangen, müsste man einen sehr großen Datensatz durchwühlen, sichten und sortieren.
  • Viele Nutzer haben keine Bilder ihrer Gesichter zum Profilbild: viele nutzen Comics, Landschaftsfotografien, verzerrte Bilder etc.
  • Die Bilder, die Gesichter zeigen, sind nicht zwangsläufig aus dem Jahr des Hochladens. Die Metadaten zu Bildern sind ebenfalls nicht immer verfügbar.

Durch das Hochladen zweier Bilder von sich in einem gesetzten Zeitfenster fügt man all diese sonst fehlerhaften, fehlenden oder unsicheren Daten wieder ein und gibt unter Umständen noch weitere Informationen dazu, etwa zum Ort des Geschehens oder einer Anekdote des Tages etc.

Was man damit machen kann ist vor allem, Gesichtserkennungssoftware in Alterserkennung zu trainieren. Die #10yearchallenge auf Facebook ist dazu ideal: sichere Daten, gesetzter Zeitrahmen, viele Teilnehmer.

Das ist nicht zwangsläufig etwas Schlimmes. In Neu Delhi fand man mithilfe von Gesichtserkennungssoftware 3000 vermisste Kinder in nur 4 Tagen. Mit Software, die das Alter als Variable mit einrechnen kann, hätten es vielleicht sogar noch mehr sein können. Diese Technologie könnte man etwa bei anderen vermissten Kindern einsetzen auch dann, wenn kein aktuelles Foto vorhanden ist.

Wir sollten uns aber dessen bewusst sein, dass auch solche Challenges, so lustig oder schön sie sein mögen, abgewägt werden sollen. Ist es sinnvoll oder vertretbar solcherart Daten preis zugeben? Weiß man, was mit diesen Daten geschieht? Die größten Gewinne machen wohl Werbefirmen aus solchen neuen Technologien. Es kann aber auch passieren, persönliche Nachteile zu erfahren. Wer schneller sichtbar altert als der Durchschnitt könnte ein Risiko für Lebens- und Krankenversicherungen sein und entsprechend mehr bezahlen.

Wer sagt, das sei Schwarzmalerei und Paranoia, der sei an die Massensammlung von Daten US-amerikanischer Facebook-User durch Cambridge Analytica erinnert.


Titelbild von LoboStudioHamburg @ Pixabay

Tag der Deutschen Einheit

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Alkohol und Rauchen in der Schwangerschaft

Disclaimer: Das Thema ist sehr kontrovers und ich weiß, dass meine Ansichten dazu recht krass sind. Damit bin ich bereits angeeckt. Dennoch möchte ich sie darlegen, weil ich des öfteren gefragt wurde und meine Gedanken doch auf Interesse stießen – wenn auch nicht immer auf Verständnis. Aufgrund der Kontroversität möchte ich vorab anmerken, dass Kommentare, die einzig darauf abzielen zu beleidigen, zu diffamieren und aufzufallen, werden nicht freigeschaltet bzw. gelöscht. Trolle, versucht es gar nicht erst. Ansonsten freue ich mich über konstruktive Diskussionen.

Schwangerschaft, aufregende Zeit, aber auch Stress und Verzicht und Regeln und Kontrolle von Ärzten und Verwandten und Unbekannten. Ich weiß selbst, wie übergriffig manche Menschen meinen gegenüber Schwangeren sein zu dürfen. Und dennoch kann ich Schwangeren aber auch Angehörigen bloß sagen: Lasst es sein! Lasst die Zigaretten, den Alkohol und sonstigen unnützen Müll weg, wenn ihr Leben in euch tragt!

In meiner eigenen Schwangerschaft war ich recht streng, habe mich an Empfehlungen gehalten und Rücksprache mit Hebamme oder Arzt gehalten, wenn ich mir nicht sicher war. Mir sind ein paar Faux Pas passiert, wie etwa Salami oder ein Stück Kuchen mit Alkohol zu essen, aber das war okay. Von anderen würde ich nicht erwarten, so streng zu sein, ich weiß dass ich da teils über das Ziel hinaus geschossen bin. Aber ich wollte es so, das war es mir wert.

Wo ich nicht wegsehen kann ist, wenn eine Schwangere ihr Ungeborenes bewusst gefährdet, indem sie weiter raucht, trinkt und sonstiges tut, was erwiesenermaßen schlecht ist in einer Schwangerschaft. Besonders bei geplanten Schwangerschaften muss ich mich dann leider fragen, ob das Denken hintenan stand.

Einigen ist dabei gar nicht bewusst, was sie eigentlich machen. Welche Konsequenzen ihr Handeln haben kann. Diese reichen von Entwicklungsverzögerungen und -störungen über Entstellungen/ Behinderungen bis hin zu Früh- und Totgeburten. Dennoch scheint sowas ja immer nur den anderen zu passieren, deshalb macht man eben weiter.

Ein solches viel zu früh geborenes Baby mit gerade einmal 1,5kg (!) und so winzig kleinen Händchen und Füßchen habe ich auf der Säuglingsstation gesehen. Die Mutter konnte auch jetzt nicht aufhören zu rauchen. Wenn ihr denkt, sowas passiert mir nicht, dann schaut euch solche Würmchen doch mal an… Ist das ein Start ins Leben, den man für sein eigenes Baby möchte?

Soweit, so unneu diese Ansichten. Was oft für Verwirrungen sorgt sind meine weiteren Ansichten:

  • Ich bin pro Choice, also für die Wahl, das Kind auszutragen oder eben nicht.
  • Für mich selbst käme eine Abtreibung niemals in Frage.
  • Für andere würde ich mir wünschen, dass sie eine Abtreibung nur bei triftigen Gründen in Betracht ziehen. Diese triftigen Gründe muss die jeweilige Person selber definieren. Jedoch, „kein Bock“ ist keiner.
  • Ich bin gegen die Ansicht, dass bei Schwangeren, die ihr Ungeborenes gefährden, nicht eingegriffen werden darf, da das Recht über den eigenen Körper an vorderster Stelle steht.
  • An vorderster Stelle steht für mich zwar die Gesundheit der Mutter, gleich dahinter aber die des Kindes.
  • Die Unversehrtheit des Kindes steht weit über dem Bedürfnis/ der Lust auf Rauschmittel.

Ich finde also, wenn eine Verhältnismäßigkeit verletzt wird, also etwa das Leben des Kindes gefährdet wird um zu rauchen, zu trinken etc, sollte eingeschritten werden dürfen.

Zunächst sollte versucht werden, möglichst minimal invasiv zu helfen, dem Problem auf den Grund zu gehen. Rauchentwöhnung, Suchtberatung etc.

Als nächsten Schritt würde ich Untersuchungen engmaschiger gestalten, die werdende Mutter öfter zur Kontrolle einbestellen. Sollte sie sich weigern, würde ich das Jugendamt zur Seite nehmen. Nicht drohend, sondern unterstützend und informierend.

Als letzten Schritt – und dieser ist sehr krass, ich weiß – wenn also die Mutter nicht bereit ist zu kooperieren oder wenigstens zu versuchen, clean zu werden, würde ich sie in ein Entzugsprogramm stecken. Ja, gegen ihren Willen und ja, in psychiatrischen Einrichtungen. Das wäre dann aber auch eine Maßnahme bei krasseren Fällen, etwa stetem Alkoholmissbrauch und Kettenrauchen.

Gründe, warum ich so denke, sind sehr vielfältig. Einerseits ist es unverantwortlich, das Risiko einzugehen, Entwicklungsstörungen, Frühgeburt, eine Behinderung oder gar den Tod herbeizuführen, weil man die Finger nicht lassen kann vom täglichen Gift.

Es ist unfair dem Ungeborenen gegenüber, weil es dem schutzlos ausgeliefert ist. Schutzlos derjenigen Person gegenüber, deren oberste Aufgabe es ist, das Kind zu schützen. Auch ein Ungeborenes kann Entzugserscheinungen bekommen.

Neugeborene von Süchtigen gehen zudem erst einmal durch einen kalten Entzug. Das erste, was sie durchmachen, ist ein f*cking Entzug! Das sind auch die Kinder, die besonders intensive Betreuung brauchen und Schwestern mit starken Nerven, da sie in der Regel ununterbrochen schreien.

Last but not least, da es manchen nicht reicht, humane und empathische/ moralische Gründe aufzuführen: es kostet viel Geld, diese Kinder intensiv zu betreuen. Gerade sehr früh geborene Babies sind sehr lange sehr intensiv umsorgt auf Sonderstationen. Die Chancen stehen zudem sehr hoch, dass sie ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen sein werden.

Ja, diese Ansätze sind teilweise sehr radikal. Ich finde aber, wir sollten endlich Unversehrtheit von Ungeborenen über Bock der Mütter stellen. Wer sich aktiv für ein Kind entschieden hat, der soll auch so handeln.

So, jetzt seid ihr dran: völlig Banane, noch zu lasch oder interessant? Was meint ihr? (Seid lieb, ich bin müde!)

PETA

Triggerwarnung: einige der Links enthalten verstörende Bilder und Erläuterungen.

Wisst ihr noch,

 

Ich weiß es noch und ich will nicht, dass man es vergisst.

Erster Mai: Tag der Arbeit

Der Erste Mai ist ein Feiertag in Deutschland, Teilen der Schweiz, in Österreich, Belgien, Liechtenstein, China und anderen Staaten ein gesetzlicher Feiertag.

Ein bisschen Geschichte

Seinen Ursprung hat der Maifeiertag in den Massendemonstrationen in Australien 1856 und den Generalstreiks der nordamerikanischen Arbeiterbewegung von 1886. Beide forderten die Einführung des 8-Stunden-Tags. In einer Chicagoer Fabrik für landwirtschaftliche Geräte galt bis dahin meist der 12-Stunden-Tag bei einem durchschnittlichen Tagesverdienst von $3. Die Fabrik versuchte die durch den Streik unbesetzten Stellen durch neue Einwanderer zu besetzen, was aber durch Kampagnen der sozialistischen Arbeiterzeitung unterbunden werden konnte. Der Chefredakteur hielt am 1. Mai 1886 eine Rede, es wurde bis zum 3. Mai gestreikt und es führte schließlich zum Haymarket Riot. Den Opfern sollte mit der Einführung des Ersten Mai ab 1889 als Kampftag der Arbeiterbewegung gedacht werden.

In Deutschland gab es ihn erstmals 1919, als die Weimarer Republik eigens für diesen Tag ein Gesetz erlassen hatte – allerdings auch nur in diesem Jahr. Die bürgerlich- rechten Parteien waren dagegen, die sozialistische USPD wollte das Gesetz noch ausbauen und den 9. November als Revolutionstag zusätzlich einführen.

Unter Hitler wurde der Maifeiertag ab 1933 wiedereingeführt, wo er für propagandistische Zwecke benutzt wurde. Er wurde damals von so vielen Menschen besucht, da diese nicht nur um ihre Arbeitsstellen bangen mussten, hielten sie sich fern, sondern auch nur dann ihren Lohn bekamen, wenn sie teilnahmen. Nach dem II. Weltkrieg wurde der Maifeiertag durch die Alliierten bestätigt und besteht bis heute. Mittlerweile scheint er gerade in der Hauptstadt aber eher zu einem Tag zum Randalieren und Steinewerfen verkommen zu sein. Wie das die Situation der Arbeiterschaft verbessern soll entzieht sich meiner Kenntnis.

Fun Fact: Während man in (Ost-)Deutschland rote Nelken verteilt, bekommt man in Frankreich Maiglöckchen in die Hand gedrückt – als Symbol des Frühlings und für Glück.

In Österreich kennt man den Maifeiertag bereits seit 1890. In jenem Jahr gab es im Wiener Prater eine derart große Kundgebung, dass sie dort bis heute ohne Vergleich bleibt. Jedoch war er kein offizieller Feiertag, was sich etwa darin äußerte, dass der Tag nur in 62% der Kollektivverträge mit einem arbeitsfreien Tag verbunden war. 1919 wurde er schließlich zum Staatsfeiertag. 1933 wurde er durch den Bundeskanzler Dollfuß verboten und im Jahr darauf als Feiertag für die Einführung der ständestaatlichen Verfassung bestimmt. Dieses Vorgehen des „Überschreibens“ eines Feiertags gab es in der Geschichte nach einem Machtwechsel oft. Ab 1945 wurde der 1. Mai wieder als Staatsfeiertag eingeführt. Interessant ist hier die Verschiebung der Bedeutung, wurde nicht mehr der Staat gefeiert, sondern hieß der Begriff nun, dass der Feiertag nicht religiös sondern staatlich begründet ist.

Der Maifeiertag heute

Zumindest in Deutschland sind die oben angesprochenen Mairandale eher eine Ausnahme. Ich kenne den Ersten Mai als einen Tag mit Kundgebungen, Demonstrationen und Ständen verschiedener Gewerkschaften. Die meisten Arbeiter freuen sich wohl vor allem über den freien Tag oder ein extra langes Wochenende. (Ich war trotzdem in der Uni, ätsch!)

Zugegeben, als Arbeitnehmer würde ich mich vermutlich auch freuen; die Jobs die ich bisher hatte waren nun keine Traumjobs. Doch darum geht es gerade. Nicht um Traumjobs, das wäre etwas utopisch, aber um Arbeitsbedingungen. Denn die sind in Deutschland trotz Bemühungen aus unterschiedlichen Seiten noch sehr divers. Man kann Glück haben und in einen modernen Betrieb geraten, der vernünftig zahlt, Flexibilität nicht nur verlangt sondern auch bietet und Job und Familie praktisch vereinbar macht.

Sehr häufig sehe ich aber Betriebe, die so wenig wie möglich zahlen, von ihren Arbeitnehmern nahezu Selbstaufgabe verlangen und Arbeitsgesetze nur dann befolgen, wenn sie ihnen nutzen. Die Verteilung der „guten“ und „schlechten“ Betriebe ist standortabhängig. Das möchte ich einmal an Thüringen erläutern.

Thüringen als ehemals russisch besetztes Gebiet hatte nach der Wiedervereinigung Deutschlands zu kämpfen mit den wirtschaftlichen Konkurrenzen. Betriebe wurden stillgelegt oder für eine symbolische Mark verkauft und ausgeschlachtet. Durch die Verschiebung der Wirtschaften (etwa der geringere Stellenwert der Landwirtschaft gegenüber der Fabrikarbeit) nach dem Mauerfall wurden viele Arbeiter aus ihren Berufen verdrängt, ihre Berufe verloren an Bedeutung oder ihre Fertigkeiten wurden obsolet. Jedoch ist es aufgrund seiner Lage im Zentrum Deutschlands (theoretisch) in einer günstigen wirtschaftlichen Lage. Das Verkehrsnetz wurde ausgebaut und Betriebe modernisiert.

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Quelle: http://www.bestof-thueringen.de/reisefuehrer/thueringen-karte.html | Die Seite bietet eine interaktive Karte.

Der Gürtel um Erfurt – Weimar – Jena öffnete sich für Modernisierungen und internationale Firmen. Es entstanden, vor allem in Erfurt und Jena, moderne Zentren mit diversen Einkaufsmöglichkeiten.

Andere Gebiete Thüringens haben diese Modernisierung verpasst. Städte wie etwa Suhl wurden nach dem Mauerfall zunächst beliebter und es gab einen Bevölkerungsanstieg; jedoch konnte die Wirtschaft dort nicht im gleichen Maß ausgebaut werden oder es dauerte schlicht zu lange, sodass die Bevölkerung ab Anfang der 2000er wieder abwanderte – entweder in die moderneren Regionen oder nach Westdeutschland.

Gerade in den ländlichen Gegenden sind die Arbeitsmöglichkeiten gering und die Menschen, die nicht abgewandert sind, haben dafür oft wirtschaftliche Gründe, sind zu alt, nicht ausreichend qualifiziert oder wohnen in Häusern, die sie nicht aufzugeben bereit sind. Darum wissen die Betriebe und nutzen das oft schamlos aus.

Von eklatanten Arbeitszeit- und Arbeitsschutzrechtsverletzungen, massivem Druck auf die Arbeiterschaft und anderen illegalen Verfahrensweisen könnte ich hier einiges berichten, das würde jedoch den Rahmen sprengen.

Was all diesen Gegenden gemein ist ist die fehlende Organisation in Arbeiterorganisationen, in Gewerkschaften. Dadurch haben Arbeitnehmer kaum eine Möglichkeit, die Arbeitgeber soweit unter Druck zu setzen, ihre Arbeitsbedingungen an den Stand deutschen Rechts sowie an Sitte und Anstand anzupassen.

Hier sehe ich Handlungsbedarf – aber nicht nur der Arbeitnehmer selbst, sich zu organisieren. Sondern auch einerseits durch Kontrollinstanzen, um solche Betriebe stärker unter die Lupe zu nehmen (wobei ich nebenbei für eine Überprüfung jener Kontrollinstanzen wäre, da mir in der Vergangenheit das „Übersehen“ von Problemfeldern sehr aufgefallen ist), andererseits durch Gewerkschaften selbst, die nicht nur darauf warten sollten, dass Arbeiter zu ihnen kommen, sondern die von sich aus in solchen Gebieten aktiv werden sollten. Sie sollten stärker auf sich aufmerksam machen und den Beitritt so niedrigschwellig wie möglich gestalten.

Vielleicht wäre es ein guter Vorsatz bis zum nächsten Jahr, mehr Mitglieder zu gewinnen und den Druck auf Ausbeuterbetriebe* zu erhöhen. Dafür ist es nicht mehr ausreichend, sich in Fußgängerzonen zu stellen und Flyer zu verteilen.

Prekäre Arbeitsverhältnisse

Neben der bestehenden (illegalen) Ausbeutung sehe ich jedoch noch andere Probleme, die ich als Präkarisierung der Arbeitsverhältnisse benennen will:

  • befristete Arbeitsverträge: werden oft eben nicht verlängert und führen dazu, dass Arbeiter von einer Arbeitsstelle zur nächsten wandern, wodurch Zukunftsplanung unmöglich wird, was wiederum einen Einfluss auf die Demographieentwicklung hat (Stichwort Kinderkriegen, Altersvorsorge, Immobilien)
  • Nullstunden-Arbeitsverträge: oft in saisonabhängigen Betrieben, ein Weg Arbeitszeitgesetze zu umgehen, da Mehrarbeit ja theoretisch in Flauten ausgeglichen wird. Kann zu extremen Einkommensschwankungen und Engpässen während jener Flauten führen, welche zwar in Theorie aufgestockt werden können, was jedoch eingeschränkt wird, wurde in den Monaten zuvor „zu viel“ verdient**
  • Teilzeitverträge: Auch wenn der Arbeitnehmer Teilzeit möchte, stellt dies doch einen Verdienstausfall im Vergleich zur Vollzeitbeschäftigung dar, was sich nicht nur kurzfristig auswirkt, sondern auch enorme Auswirkungen auf die Grundversorgung im Alter (Stichwort Mindestrente) hat. Es gibt auch Betriebe, die keine Vollzeitanstellungen anbieten, etwa bei einer berühmten Drogeriekette, bei der Azubis, sofern sie überhaupt übernommen werden, sich mit 25h/Woche -Verträgen über Wasser halten müssen, was ebenfalls Auswirkungen auf demographische Entwicklungen haben kann, siehe „befristete Arbeitsverträge“
  • Zeitarbeit: in der Theorie eine gute Hilfestelle für Arbeitnehmer, um kurzfristige Engpässe auszugleichen. In der Praxis jedoch ausgenutzt, um Kündigungsgesetze zu umgehen. Übernahmen sind extrem selten und nach der gesetzlichen Frist wird die Stelle eben kurzzeitig unbesetzt belassen, umbenannt oder anderweitig ausgefüllt. Ist zwar teurer als ein regulärer Angestellter, aber bequemer austauschbar und kündbar. Für den Arbeitnehmer heißt das nicht planen zu können, niedrige Löhne selbst bei guter Qualifizierung, hohe Konkurrenz, teils miserables Betriebsklima, oft lange Arbeitswege, kaum Mitbestimmungsrecht über den Arbeitsplatz (wer ablehnt, wird von der Zeitarbeitsfirma entlassen), fachfremde Anstellungen zu niedrigerem Gehalt sind möglich.
  • Mindestlohn: Beim Mindestlohn gibt es gleich mehrere Punkte, die verändert werden müssen:
    • Der aktuell gültige Mindestlohn von 8,84€ ist zu niedrig. Bei Vollzeitarbeit (40h/Woche bzw 174h/Monat) steht der Arbeitnehmer bei 1538,16€ brutto, das sind etwas mehr als 1100€ netto.
    • Die Unterscheidung des branchenabhängigen Mindestlohns nach Ost und West ist verfassungsfeindlich. Sie mag Sinn ergeben haben, als sich die Lebenserhaltungskosten wesentlich unterschieden haben. In den letzten Jahren gab es im Osten jedoch einen rasanten Anstieg der Lebenserhaltungskosten, diese sind nun mit westdeutschen Niveaus vergleichbar. Dadurch ist eine Unterscheidung nicht mehr akzeptabel. Sie diskriminiert bei gleicher Arbeit nach Wohnort und untergräbt so nebenbei noch das Recht auf freie Wahl dessen.
    • Die Ausnahmeregelungen betrachte ich ebenfalls als unzulässig. Zu den Ausnahmen zählen:
      ausnahmen
      Quelle: Screenshot von http://www.dgb.de/schwerpunkt/mindestlohn/mindestlohn-2018-was-aendert-sich-in-2018 am 30.04.2018.

      Auch wenn einige Gruppen überaus sinnvoll auszuklammern sind, sind gerade die Gruppen U18 und Langzeitarbeitslose unfair. Als Langzeitarbeitslose gelten laut Definition bereits Personen, die ein Jahr lang als arbeitslos gemeldet sind. Die Ausnahme von Praktikanten erscheint auf den ersten Blick sinnvoll. Bedenkt man jedoch, dass Praktika heute vielmals gefordert werden und eine (qualifizierte) Anstellung ohne vorhergehendes Praktikum nur noch selten erfolgt, somit ein indirekter Zwang zu unbezahlter Arbeit besteht, sieht dieser Punkt doch wieder anders aus.

  • Die massive Forderung nach Praktika bei jungen Arbeitnehmern und somit das Ausnutzen der Lage junger Generationen gehört ebenso auf die Agenda des Arbeitskampfes. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt wird so künstlich verzögert. Dass meine Generation wesentlich später damit anfängt, Kinder zu bekommen -und dann meist auch weniger- ist nur eine Konsequenz aus dieser Entwicklung.
  • Abwertung von Qualifikationen: Für viele Ausbildungs- wie Arbeitsstellen, die vor gar nicht so langer Zeit noch einen Realschulabschluss oder eine Lehre erforderten, werden heute nicht selten Abitur und ein Fachhochschul- oder Universitätsabschluss gefordert. Der Zugang zu Gymnasium und Universität ist aber kaum noch fähigkeits-, sondern vielmehr schichtabhängig. Eine Zugangsbeschränkung durch soziale Herkunft ist nicht nur unzulässig, sondern verschärft die Spaltung der Gesellschaft in ihre Schichten auf weite Sicht zunehmend. Der Anteil der unqualifizierten Arbeitnehmer nimmt nicht zuletzt durch diese Ungleichberechtigung weiter zu.

Dies sind nur einige Punkte, die es in der Präkarisierung der Arbeit zu beachten gilt. Doch dies soll an dieser Stelle reichen. Zum 1. Mai sollte entsprechend nicht mehr gegrillt und geredet, sondern tatsächlich wieder gehandelt werden.

Nur so können wir wirklich im 21. Jahrhundert ankommen. Die derzeitigen Verhältnisse sind jedenfalls noch unzureichend, um als modern zu gelten.


*Ich weiß das klingt polemisch, ich betrachte die Anwendung des Wortes in diesem Fall jedoch als angebracht, da die Verletzung diverser Arbeitnehmergesetze zur bloßen Gewinnmaximierung in meinen Augen ausbeuterisch ist.

** Es ist außerdem ein Armutszeugnis für ein Land wie Deutschland, wenn jemand trotz Arbeit auf Sozialleistungen angewiesen ist, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Gedankeneintopf

Ich bin über ein Video gestolpert, das ein paar Szenen in New York im Jahre 1911 zeigt.

Unfassbar gute Qualität, nicht wahr? Auch wenn es nachbearbeitet ist, so ist es doch faszinierend, wie gut die damals frisch erfundenen Videokameras ihren Dienst schon taten.

Es ist interessant zu sehen, wie gemischt die Technik noch war. Zwar gibt es vereinzelte Automobile zu sehen und auch Straßenbahnen fahren durch das Bild. Doch auch  Pferdekutschen wurden noch viel verwendet und die Zahl der Fußgänger ist auffällig. (Wobei ich gar nicht weiß, ob das mit heute vergleichbar ist. Zwar laufen heute auch viele Menschen durch die Straßen New Yorks, aber wenn man die Bevölkerungszahlen vergleicht…)

Damals dachte man vielleicht, man sei auf dem Höhepunkt der Zivilisation. Zwar waren Mischehen verboten und Frauen durften nicht wählen, aber das hat man doch schon immer so gemacht…

Heute geht es uns mit dem Gedanken der Hochkultur ja nicht viel anders. Wir gleichberechtigen, wo es nur geht; achten auf Ansprachen. Wir stellen alles in Frage, was „schon immer so gemacht wurde“ und das ist auch gut so. Technisch sind wir so fortgeschritten, dass es schon Mühe macht sich etwas auszudenken, das es noch nicht gibt; Erfindungen finden meist im Kleinen statt. Alles Weltbewegende scheint bereits erfunden.

Und doch wird es in naher und ferner Zukunft Dinge geben, die wir uns nicht vorstellen können und die wohl eines Tages ganz alltäglich sind. (Für den Anfang wäre ein Sandwichtoaster mit Schalter doch was…) So wie es den Menschen 1911 auch ergangen sein muss.

Doch nur 3 Jahre nach diesem Video fielen zuerst Europa und dann die ganze Welt in ein Loch, das knapp 20 Jahre später zu einem viel größeren Loch wurde. Wer sich mit den Weltkriegen befasst, was zu ihnen führte und wie instabil das politische Weltgeflecht war, kommt nicht umhin, in der heutigen Zeit Parallelen zu finden.

Auch ich finde Parallelen – und es macht mir Angst. Werden wir in einen Krieg gezogen werden, der uns ganz direkt berührt?

Zu Beginn des ersten Weltkriegs im Sommer 1914 ging man davon aus, dass man Weihnachten wieder zu Hause sei. Was ist, wenn die Sache in Syrien etwa so eskaliert, dass Europa wieder in ein solches Loch fällt?

Ich will nicht, dass meine Tochter einen Krieg erleben muss. Ich will selbst keinen Krieg erleben. Ich will nicht, dass wir Mr. English im Extremfall gar in den Krieg ziehen lassen müssen.

Kann bitte jemand ISIS ganz still und leise auflösen, Kim Jong Un und Donald Trump zum Spielen schicken und überhaupt mal allen sagen, dass sie gefälligst chillen sollen?

Status Quo

Na, Ostern überstanden?

Bei uns hat der Osterhase das WLAN versteckt, weswegen es auch keine Freitagsfragen gab. So sehr es mich genervt hat, so produktiv war ich am Ende des Tages aber auch. Was mich zum Nachdenken brachte. Warum verschwende ich so viel Zeit im Internet, auf Spaßseiten, auf Facebook, mit Spielen? Dieses Prokrastinieren ist ziemlich blöd, es macht unglücklich und unzufrieden.

Anfangen. Man muss nur anfangen zu arbeiten und dann geht es. Dieses Anfangen fiel mir seit eh und je schwer. Jordan B Peterson, ein kanadischer Psychologe, schrieb in seinem Writing Guide, einem Essay über das Schreiben guter Essays (sehr empfehlenswert! Wenn ihr bessere Essays schreiben wollt, ist der Text ein Muss!), dass man sich hinsetzen muss und mehr oder weniger zwingen anzufangen. Die Gedanken werden rebellieren, doch nach einer Weile hören sie damit auch wieder auf und man arbeitet und es ist gar nicht schlimm. Je länger man das macht, desto kürzer wird die Zeit bevor die Gedanken klar und fokussiert sind, doch es wird nie aufhören, dieses Gedankendriften wenn man anfängt.

Überhaupt habe ich in letzter Zeit viel gedacht und gelernt. Ich habe TedTalks für mich entdeckt und das tägliche Lesen. Ich bereite mich auf meine Kurse vor, die in ein paar Tagen anfangen, schaue Dokus, lese Fachtexte und denke nach.

Wie froh ich sein kann, in dieser Zeit und in diesem Teil des Erdballs geboren zu sein. Vor 100 Jahren endete ein bestialischer Krieg, Familien waren zerstört und viele überlebende Soldaten waren verstümmelt, körperlich wie geistig. Deutschland war vernichtet. Eine kurze Zeit des Aufschwungs und ein wenig Freiheit, bevor der Kontinent erneut im Chaos versank. Wenn man seine Angehörigen nicht im letzten Krieg verloren hatte, verlor man sie in diesem. Oder man wurde von seinem eigenen Land, für das man in den Jahren zuvor arbeitete und sich verbog,  von seinen eigenen Landsleuten, Nachbarn, Kollegen verraten, gedemütigt, gequält, ermordet.

Erneute Niederlage Deutschlands, in Thüringen und anderen Teilen kamen erst die Alliierten und nahmen sich mit, was sie gebrauchen konnten und dann kamen die Russen und nahmen den Rest. Ein Volk, das sich keine 70 Jahre zuvor den Nationalstatus erkämpft hat und 1871 damit endlich die ersehnte Einigung erbrachte wurde wieder gespalten und so sehr mit Hass und Propaganda gegen die jeweils andere Seite vollgestopft, dass diese Hirnwäsche auch 30 Jahre nach der Vereinigung noch wirkt – bei nachfolgenden Generationen, die nach dem Mauerfall geboren wurden und das indoktrinierte Erbe ihrer Eltern weitertragen.

Ich kann froh sein, dass ich in einer Zeit des Friedens lebe und große Freiheiten genieße. Würde ich meine Sachen packen und auswandern wollen, könnte mich keiner daran hindern. Menschen können ihre Persönlichkeiten finden und ausleben, ohne dafür in Gulags oder Psychiatrien gesperrt zu werden. (Meistens jedenfalls.) Ich bin nicht an den Status meiner Familie gebunden sondern kann in der gesellschaftlichen Hierarchie nach oben klettern. Studieren wird mir erlaubt, auch wenn meine Eltern nicht Mitglieder in einer (der einzigen) Partei sind.

Genug der Geschichte und des Lamentierens. Wie geht es sonst?

Das Mäuschen wächst rasant. Pünktlich zu ihrem neunmonatigen Geburtstag überraschte sie uns mit der Fähigkeit zu krabbeln und sie wird immer besser. Sie isst gerne und sie ist nicht wählerisch. Sie entwickelt Humor und entdeckt ihre Gefühlswelt, was nicht immer einfach für uns Eltern ist, aber doch interessant zu sehen. Wir haben einen Kindergartenplatz in einer wirklich schönen Kita für sie, in weniger als einem halben Jahr starten wir ganz langsam mit der Eingewöhnung.

Dann haben Mr. Englisch und ich mehr Zeit für Uni und Arbeit und vor allen Dingen für uns. Es ist wirklich nicht leicht für uns gewesen. Diese erste Zeit des Zusammenlebens ist nie leicht. Man lernt den anderen auf eine ganz andere Art und Weise kennen, findet seine Macken sozusagen. Es bedarf vieler Diskussionen und Verhandlungen um Kompromisse zu finden, sodass beide Seiten zufrieden sind.

Bei uns kamen aber noch zwei bedeutende Aspekte hinzu. Zum einen kommen wir aus ganz anderen Lebenswelten, einerseits aus verschiedenen Ländern, andererseits aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Zum anderen ist da natürlich noch unsere Tochter. Selbst langjährige Beziehungen können scheitern oder ins Straucheln kommen, weil es nicht einfach ist, sich auf diese gänzlich neue Lebenssituation einzustellen und den Druck und Stress zu managen, den die Verantwortung für ein Menschenleben mit sich bringt.

Wir sind aber auf einem guten Weg, denke ich.

Ansonsten habe ich meine Ernährung umgestellt, mache Sport und verliere fleißig Babypfunde. In nächster Zeit werden vier neue kleine Menschlein in meinem Freundeskreis das Licht der Welt erblicken und ich bin erfreut und gespannt auf jeden Einzelnen von ihnen. Weitere Zwerge sind in Planung und auch darauf freue ich mich.

Wir waren in England, bald kommt England zu uns und im Sommer geht’s für eine längere Weile an die Küste, wo wir von Püppis Großeltern umsorgt werden und ich in Ruhe meine Hausarbeiten schreiben kann. Ich freue mich zurück zur Uni zu gehen, zu arbeiten und eben nicht bloß Mutter und Hausfrau zu sein – auch wenn ich das genossen habe und noch genieße, aber ich muss auch raus in die Welt und meinen Geist füttern. Zudem sehe ich Freunde wieder und habe nebenbei etwas mehr Zeit für mich ganz allein. Psychische Hygiene ist eben auch wichtig.

 

Und bei euch so?

Wer bis hier gelesen hat, hat sich ein Fleißbienchen ins Muttiheft redlich verdient.

Meine Zeit im Kindergarten

Beim Runzelfüßchen bin ich über eine Blogparade gestolpert, die ich doch ganz gerne mitnehmen möchte. Es geht darin um die eigenen Erfahrungen an die Kindergartenzeit.

Meine Kindergartenzeit war keine schöne

Leider muss ich sagen, dass ich ähnliches erlebt habe wie das Runzelfüßchen beschrieben hat. Auch wir mussten einen Mittagsschlaf halten, was ich ziemlich nervig fand – hinlegen, wenn man nicht müde war und aufstehen, wenn man es dann zwangsweise doch (noch) war.

Zwang ab dem ersten Moment

Was mich heute noch schockiert, woran ich mich jedoch nicht selbst erinnern kann, sondern was mir meine Mutter später erzählte, war die Stunde, in der die Erzieherinnen die Windelkinder morgens erst einmal auf den Topf setzten. Eine volle Stunde auf dem Topf sitzen – im kalten Badezimmer, zusammen mit zig anderen Kindern. Mir entging diese Tortour, weil ich schon vor Eintritt in den Kindergarten trocken war. Doch die anderen Kinder, die da jeden Morgen sitzen mussten, hatten sicher keine Freude an der Maßnahme.

Meine Erzieherin war nicht nett

Ich erinnere mich nicht sehr gut an die Erzieherin meiner Gruppe. Was ich jedoch noch weiß ist, dass sie wegen allem gemeckert hat – und auch schon mal geschrien. Ob wegen Lapalien oder tatsächlich Wichtigem war dabei egal. Sowas hinterlässt natürlich Spuren in einer kleinen Kinderseele. Mich hat es demotiviert, großartig etwas zu machen – denn stille, unauffällige Kinder werden weniger angemotzt. Zudem konnte sie Lärm nicht ertragen, was in einer Kindereinrichtung natürlich suboptimal ist. So kommt es, dass ich mich an keines der anderen Kinder in meiner Gruppe erinnern kann, weil ich einfach nie Kontakte geknüpft habe.

So wenig Zeitaufwand wie möglich

Das war die Devise der Kindererziehung in der DDR und das war entsprechend auch so die Handhabe in Kindergarten und Kinderkrippe. Das hieß unter anderem auch, dass es täglich nur winzige Mengen zu trinken gab, etwa ein Drittel eines 200ml-Glases für den ganzen Tag, denn je mehr Trinken desto mehr Pipi desto häufigere Klogänge oder -Gott bewahre!- Windelwechsel. In der Kinderkrippe war ich in der glücklichen Position, mir mehr Wasser von meiner Mutter holen zu können, die dort arbeitete. Alle anderen hatten eben Pech gehabt.

Ich lebe noch, also hat es mir nicht geschadet

So in etwa wird argumentiert, wenn man von solchen und anderen negativen Erlebnissen berichtet. Ja, ich lebe noch aber doch, es hat mir geschadet. Essenszwang und Abtauchen sind keine gesunden Umstände für Kinder in der Entwicklung. Und ich weiß, würde ich das heute beim Mäusekind beobachten, wären wir da ganz schnell weg.

Mir zeigen diese ähnlich schlechten Erlebnisse einiger Blogger und Bloggerinnen aber noch etwas anderes: In der DDR war keineswegs mehr Lametta. Leistungsdruck gab es auch damals. Frauen mussten etwa nur 6 Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehen. Wenn ich daran denke, wie zerbrechlich und fertig ich 6 Wochen nach Mäuschens Geburt noch war, und wie sehr sie mich brauchte – da wird mir ganz unwohl und flau im Magen.

Wie war es bei euch?

Bis zum 11. März sammelt Runzelfüßchen noch Berichte zur Kindergartenzeit. Macht mit und erzählt, wie es bei euch so war und woran ihr euch erinnert.