24. Dezember

Wie ist das eigentlich, wenn man zu Weihnachten Geburtstag hat?

Da ich diese Frage mit jeder neuen Begegnung, die irgendwie mein Geburtsdatum erfährt, wieder gestellt bekomme, schreibe ich heute einfach mal darüber in der Hoffnung, dass es eines Tages aufhört.

Die kurze Antwort:

Zum einen ist es so, dass man ständig mit der in der Überschrift gestellten Frage konfrontiert wird, mit ohhs und ahhs und „ach ist das nicht toll/doof/aufregend/scheiße?“ Zum anderen: sorry, aber ich kenne meinen Geburtstag nur so. Wie ist das denn, wenn man NICHT zu Weihnachten Geburtstag hat, sondern an einem beliebigen Tag im restlichen Jahr, den man sich auch noch extra merken muss mit Eselsbrücken und in drei Kalendern und weiß nicht was sonst noch? Ach äh, wann war nochmal deiner?

Die längere Antwort:

Als Kind dachte ich, Weihnachtsbäume würden für mich aufgestellt werden. Ich konnte nicht unterscheiden zwischen Weihnachten und Geburtstag, es war einfach alles eins und somit kam auch der Geburts Weihnachtsmann extra zu mir und überhaupt wurde zur Vorbereitung meines Geburtstages überall so schön geschmückt, das war schon toll.

Später in der Schule genoss ich die Kommentare und das bisschen Extraaufmerksamkeit, wenn ich mein Geburtsdatum sagte. Erst da fiel mir auf, dass es doch nicht nur für mich ein besonderer Tag ist, sondern auch für andere.

Insgeheim war ich allerdings neidisch, wenn für andere ein Lied an deren Geburtstagen gesungen wurde und sie ein kleines Geschenk erhielten. Wenn überhaupt sang man für mich erst 2 Wochen nach Geburtstag, ferienbedingt, und an ein Geschenk kann ich mich zumindest nicht erinnern. Andererseits war ich aber auch froh, an meinem Geburtstag nicht in der Schule sitzen zu müssen, sondern zu Hause zu sein und zu feiern. Naja und dann ist da auch noch dieses komische Gefühl, wenn jemand für einen singt: Was mache ich mit meinen Armen? Wie sieht mein Gesicht aus? Hört das je wieder auf? Alles nicht meine Sorgen.

Gefeiert haben wir immer im kleinen Rahmen, meine Eltern, meine Großeltern und ich. Nachdem meine Oma gestorben war, kam mein Opa immer zu uns. Das war der einzige Tag im Jahr, an dem er zu uns kam. Die Bitte seiner Enkelin, die darauf bestand, konnte er nie ausschlagen. 😉

Fast schon Tradition war die Lübecker Marzipan, die er mir immer mitbrachte und die für mich sowohl nach Weihnachten als auch Geburtstag als auch Zuhause und Familie schmeckt. Wie sehr etwas dazu gehört merkt man erst, wenn es fehlt.

Irgendwann in den letzten Jahren habe ich beschlossen, mir diese Marzipan einfach selbst zu schenken. Ich werde dann immer etwas traurig, aber auch glücklich und fühle mich besonders. Sie schmeckt nun bittersüß und das ist okay. Auch wenn mein Opa  nicht mehr mit am Tisch sitzt, ist er dann trotzdem irgendwie da.

Als Kind oder Jugendlicher ist es eigentlich völlig egal, wann man Geburtstag hat, weil die Freunde in der Regel im selben Ort oder nicht weit weg wohnen und in den Weihnachtsferien genauso viel Zeit haben wie man selbst. Ich habe zwar nur zwei oder drei Mal „offiziell“ mit Freunden gefeiert, aber das war schön.

Heute ist es so gut wie unmöglich, eine Geburtstagsfeier nahe meines Geburtstages zu planen. Die meisten meiner Freunde wohnen weit(er) weg oder sind über die Feiertage bei ihren Familien. Im Januar und Februar ist bei vielen meiner studierenden Freunde, und das sind nunmal die Hälfte, Prüfungs- beziehungsweise Lernzeit. Und im März noch feiern, 3 Monate danach? Ist irgendwie auch doof, weil man dieses Geburtstagsfeeling dann einfach hinter sich hat.

Natürlich brauche ich kein Geburtstagsfeeling, um meine Freunde einzuladen. Aber eine Geburtstagsfeier, besonders jetzt zu meinem 30., wäre doch schön.

Jedoch: So sehr mir das Gefühl, die Vorfreude in den letzten Jahren fehlte, umso mehr genieße ich es jetzt, dem Mäuschen die glänzenden Lichter und die bunten Dekorationen zu zeigen, die oh so interessant sind – und ganz zu meinen Ehren im ganzen Land geschmückt werden!

Also: Geburtstag zu Weihnachten zu haben kann schon doof sein, es gibt aber Schlimmeres. Und mal ehrlich, wer würde meinen Geburtstag denn vergessen? 😉

Und nun wünsche ich euch allen ein frohes Fest. Genießt die Zeit und lasst die Hektik von euch fallen. Danke an alle, die zum Adventskalender beigetragen haben. Besonderen Dank an Bohli und Ianna, die mich mit Notfallmaterial versorgt haben. 😉

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22. Dezember

Ein Beitrag von Lady Angeli

Alle Jahre wieder…..

Vor langer, langer Zeit, aber doch schon zu Zeiten von Internetz & Co. schrieb ich fleißig Erfahrungsbe-richte auf der Plattform Ciao zu allen möglichen und (vermeintlich) unmöglichen Themen wie Dildos etc.

Umgekehrt las ich natürlich auch quer Beet die Erfahrungsberichte anderer User und stolperte dabei über ein Rezept für Rotweinkuchen, der seitdem für mich in die Advents- bzw. Weihnachtszeit gehört. Leider weiß ich den Namen derjenigen welchen nicht mehr, aber um den Copyrightschutz leidlich zu wahren, kann ich zumindest ihre Überschrift noch nennen: „Wenn ich nur aufhören könnt!“

Genauso wenig wie die Verfasserin des Rezeptes kann ich mit dem Kuchenessen aufhören und manch einem meiner Gäste oder auch Bürokollegen ging bzw. geht es ähnlich.

Daher hier für euch das Rezept zum Nachmachen:

Rotweinkuchen

250 g Butter o. Margarine

250 g Puderzucker

250 g Mehl

70 g gem. Haselnüsse

¼ l Rot- oder Glühwein

1 TL Kakao

4 Eier

100g Raspelschokolade (Zartbitter oder Vollmilch)

1 geh. TL Zimt

Eier trennen und das Eiweiß steif schlagen. Zunächst noch kühl stellen. Butter mit Puderzucker steif schlagen, nacheinander die Eier zufügen. Mehl mit Haselnüssen, Kakao und Gewürzen mischen und abwechselnd mit dem Rotwein untermischen. Zum Schluss die Raspelschokolade unterrühren. Den Eischnee zum Schluss möglichst mit einem Teigschaber unterrühren.

In eine mit Backpapier ausgelegte Form füllen und gut 60-70 Minuten bei 160 °C auf der mittleren Schiene backen.

Angeli

21. Dezember

Ein Beitrag von Moya

(Ich dachte, mir wuerde noch irgendein weihnachtlicher und besinnlicher Text einfallen. Leider ist mein Hirn aber aus aktuellem Anlass out of order. Daher nur ein paar wirre Gedanken … )

Ihr kennt ja alle diese Weihnachts-Romantik-Filme, wo immer alle, spaetestens nach ein paar Irrungen und Wirrungen, am Heiligabend ganz gluecklich verliebt sind?
Das ist alles Quatsch. Zu Weihnachten verliebt sein ist Gruetze.

Wenn man noch sehr jung ist und das erste Mal verliebt, dann ist das Mist, weil die Eltern darauf bestehen, dass Weihnachten ein Familienfest ist und man gefaelligst zu Hause zu bleiben hat, anstatt mit seinem Schwarm herumzuhaengen. Dann sitzt man seufzend unterm Weihnachtsbaum und hadert mit der Welt.

Wenn man dann nicht mehr ganz so jung ist und ungebunden und selbst ueber seine Zeit bestimmen kann, dann kann man sich, frisch verliebt, zwar ueber Weihnachten sehen und es sich miteinander gutgehen lassen. Wahrscheinlich wird man dann aber auch zu irgendeinem Weihnachtsessen mit potenziellen Schwiegereltern geschleppt und muss sich Menschen auseinandersetzen, die man nie kennenlernen wollte.

Wenn man es schafft, die Verliebtheit in eine eigene Familie hinueberzuretten, hat man erst recht nichts mehr davon, denn Weihnachten gehoert dann, und zwar 100%ig gerechtfertigt, den Kindern.

Ganz schlimm ist es, verliebt man sich ueber Weihnachten, obwohl man familiengebunden ist. Dann verzehrt man sich im Lichterglanz nicht nur nach der neuen Liebe, sondern hat auch noch ein schlechtes Gewissen der Familie gegenueber, der doch die eigentliche Aufmerksamkeit gebuehrt.

Ueber weihnachtliche Verliebtheit in der post-familien-Zeit oder im Altersheim kann ich noch nichts sagen, hat aber bestimmt auch wieder irgendeinen Haken.

Also Leute – verliebt Euch nicht kurz vor Weihnachten! Das hat Zeit bis Januar.

 

(Falls es Euch aber doch passiert … geniesst. Geniesst die Zeit, die Ihr miteinander habt, wenn Ihr sie habt. Geniesst aber auch die Sehnsucht, wenn Ihr Euch nicht sehen koennt. Geniesst das Gefuehl zu leben. Verliebt sein ist naemlich trotz allem wunderwunderschoen…)

20. Dezember

Ein Beitrag von Poesieunterwegs

Da war doch noch was…

Nur noch ein paar Tage und dann…dann ist Weihnachten!

Da kommt ja die ein oder andere Einladung und manchmal möchte man gerne auch etwas schenken. Ich verschenke am liebsten Selbstgemachtes. Geschenke aus der Küche sind eigentlich immer willkommen. Ein aufgepimptes Meersalz (Chili, Kräuter, Orangenschale etc.), leckere Trüffelbutter oder ein Likörchen…das Ganze dann noch schön verpackt. Fertig! Einfach mal im Internet nach Rezepten suchen. Da gibt es sehr viel Feines.

Ein schnelles und duftendes Weihnachtsmitbringsel sind auch „Duftorangen“. Dafür einfach Orangen mit getrockneten Nelken verzieren. Am besten sticht man ein kleines Loch mit einer Stopfnadel und spickt dann die Nelke rein. So kann man auch schöne dekorative Muster stechen. Riecht köstlich und sieht, z.b. mit ein paar Christbaumkugeln in einer Schale dekoriert, wunderschön aus.

Ich habe heute mal einiges mit Washi-Tape gebastelt (siehe Foto). Das geht super schnell und Washi-Tape gibt es für kleines Geld in riesiger Auswahl im Bastelladen.

Bei mir wurden z.b. Holzbleistifte beklebt, die sich all die Jahre in der Schublade angesammelt haben (ich sag nur Möbelhaus ;)), dann noch ein Schleifchen um ein Bündel Stifte…fertig!

Auch langweilige Cremedosen oder Sprayflaschen sehen mit Washi-Tape gleich viel dekorativer aus.

Simple Holzwäscheklammern, Pappsterne, Bilderrahmen oder Teelichter…mit dem bunten Tape beklebt bekommt man gleich ein individuelles Geschenk oder eine Deko hin. Ihr braucht nur eine Schere und könnt loslegen. Auch die kleinen Fähnchen sind schnell gemacht. Dafür ein Stück Tape um einen Zahnstocher kleben und mit der Schere noch ein Dreieck rein schneiden.

Dieses Jahr habe ich hauptsächlich Ladekabel und Headsets beklebt. Die sind nun mal in der Regel recht langweilig und so hat man ein buntes, individuelles Geschenk. Geht ruckzuck und wer braucht nicht mal ein neues Kabel oder einen Kopfhörer!?

Hach! Ich freue mich auf Weihnachten! Mit und ohne Geschenke!

19. Dezember

Ein Beitrag von grossstadtpoetin
An dieser Stelle ein großes Sorry. Der Beitrag landete nicht nur im Spam Ordner. Auch wurde er mir erst einen Tag zu spät angezeigt. Mea culpa!

 

 

das christkind kommt bald

 

geschmückte bäume

plätzchenduft und orangen

in unsren stuben

 

lametta am zweig

der tannenbaum trägt lichter

ein funkeln im raum

 

auf dem gabentisch

pakete in goldpapier

obenauf schleifchen

 

festliche freude

das christkind mit lockenhaar

kennt unsre wünsche

18. Dezember

Ein Beitrag von Mein Name sei MAMA

Erst 1, dann 2, dann 3, dann 4

1

Der Weihnachtstag war endlich da. Die schulfreie Zeit, nicht unbedingt die lernfreie. Aber diesen Pflichten würde man sich erst wieder nach den Feiertagen widmen müssen. Jetzt kam erst einmal Weihnachten.

Der Zauber des Fests aus der Kindheit war längst verflogen und doch war ihr diese Zeit im Jahr die allerliebste. Zumindest bei der Erinnerung an die Vorfreude von früher schlug ihr Herz ein schneller. Erwartungsvoll summte sie von früh bis spät Weihnachtslieder. Das Gefühl, ein paar Tage lang alle Sorgen in eine Schublade stopfen zu dürfen, die erst wieder nach den Feiertagen geöffnet wurde, ließ sie leicht und beschwingt durch den Tag schweben. All die Greuel in der Welt wollte sie für kurze Zeit einfach draußen vor der eigenen Tür lassen und so tun, als wäre das Leben einfach nur schön und friedvoll.

Friedvoll war der Weihnachtstag jedoch nur selten. Die Mutter war am 24. Dezember stets besonders in Eile und leicht reizbar, der großen Schwester eine verzückte „I’m dreaming of a white Christmas“-Stimmung ohnedies fremd, weil alle Feierlichkeiten für sie einfach nur unter Kitsch fielen und der Vater setzte sich schon vormittags ab, um die häusliche Hektik zu meiden. Da ging er lieber mit seinen Freunden etwas trinken.

2

Was der Anlass für die Meinungsverschiedenheit am frühen Nachmittag zwischen Eltern und Tochter war, daran konnte sie sich später gar nicht mehr erinnern, vielleicht war es nur eine pubertäre Spinnerei gewesen oder eine jener prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten wie sie Heranwachsende mit ihren Eltern haben müssen, um sich im Kampf gegen alles Bestehende neu zu definieren. Streit ist Streit und zu Weihnachten bricht er nicht nur schneller vom Zaun, er bohrt sich auch umso schmerzhafter in das Herz, das sich nach der versprochenen Idylle der Weihnachtsgeschichte sehnt.

Nach ein paar lauteren Worten verließ sie wütend die elterliche Wohnung. Obwohl Schnee lag, hatte sie in der Eile, um den Abgang theatralisch zu gestalten, bloß die Jacke vom Haken gerissen. Rums, die Tür war zu. Da gab es jetzt erst einmal kein Zurück.

Verärgert stapfte sie hinaus, einfach weg. Ihr jugendliches Ich fühlte sich wie ein Ikarus, der an den Boden gekettet war. Jede elterliche Vorschrift, jeder elterliche Rat war ein Glied dieser Kette. Aber wie der Phönix aus der Ausche würde sie sich eines Tages erheben und endlich sie selbst sein dürfen.

Während sie ihren wütenden Racheplänen und Weglaufvisionen nachhing, wurde ihr zunehmend kälter. El Nino musste in jenem Jahr ausgelassen haben. Selten gab es am 24. wirklich weiße Weihnachten. Die düsteren Gedanken verblies nach und nach der Wind, dafür wurde ihr die Ziellosigkeit dieses „Spaziergangs“ immer schmerzlicher bewusst. Da merkte sie, dass ein kleiner Hund mit einem zotteligen grau-braunen Fell ein paar Meter hinter ihr lief.

3

Hier am Rande der Stadt war es nicht unüblich, dass manche Hunde alleine ihre Gassirunden drehten. Ganz besonders dann, wenn schlechtes Wetter war. Schlecht war es ja eigentlich nicht. Sondern sogar der perfekte Weihnachtstag. Glitzernder Neuschnee, klirrende Kälte und rundherum nur Stille. Die Läden hatten bereits geschlossen, alle Welt schien zu Hause zu sein und auf die Bescherung zu warten. Alle bis auf sie und diesen kleinen Hund.

Irgendwann holte er sie ein und trottete neben ihr her, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. So spazierten die beiden auf verschneiten Feldwegen durch eine fast unberührte, weiße Landschaft und genossen schweigend die Gesellschaft des jeweils anderen.

Gerade als sie anfing sich Sorgen zu machen, dass der Hund womöglich kein Zuhause haben könnte, weil er nun schon ein sehr langes Stück des Weges mit ihr gelaufen war, und sie längst die letzten Häuser der Stadt hinter sich gelassen hatten, bog er ab und lief über die Felder davon.

„Natürlich muss er ein Zuhause haben“ dachte sie, um sich selbst zu beruhigen und schaute ihm nach. Konnte das ein Streuner sein? Ein Ausreißer oder gar einer, der ausgesetzt oder verloren gegangen war? Hätte ihr Zusammentreffen womöglich ein Fingerzeig sein sollen, den sie – ganz typisch – nicht verstanden hatte? Ein stummer Hilferuf nach einem warmen Obdach an so einem kalten Tag?

Ihr Herz wurde schwer. Sie kehrte um und ging nachdenklich nach Hause. Die eigenen Sorgen waren verflogen.

4

Abends nach der Bescherung saß die Familie zusammen und lauschte einer Geschichte von Heinrich Waggerl.

Unverziehen bleibt das Gute, das wir nicht getan haben.“

So endete die Erzählung von dem Stock und dem alten Trinker, die sie schon seit Kindertagen kannte. Sie schluckte schwer und ihre Gedanken wanderten hinaus zu den schneebedeckten Feldern und einem kleinen Hund mit zotteligem Fell, wo immer er nun auch sein mochte.

 

 

 

17. Dezember

Ein Beitrag von 365tageimleben

Ruth im Weihnachts-Wunderland

Wie verzaubert die Welt doch in weiß und feierlich beleuchtet aussieht, sogar hier. Als sie das dachte, saß Ruth zusammen mit Sophie, ihrer Großnichte und der zuckersüßen kleinen Rosie bei MacD., nicht gerade ihr Lieblingsrestaurant, aber Rosies Windeln waren voll und Ruths Hände trotz der dicken Handschuhe geradezu Eisblöcke, kalt war es in der Schweiz, sehr kalt sogar hier auf über 1.600 m Höhe.

Eigentlich war es ja ein kleines Wunder, dass sie überhaupt hier in Zermatt waren, wer hätte das gedacht, Herr Grüetzli, der Kurdirektor hatte auf Miras Blog von Ruths’ aufregendem Abenteuer auf Teneriffa gelesen. Er hatte sie spontan eingeladen, Zermatt als ein Reiseziel für jedes Alter zu bewerben und dafür war ihr Grüppchen im Alter von vier Monaten (Rosie) bis zur 85-jährigen Ruth ja geradezu prädestiniert.

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Tatsächlich war dieser Ort der Schönen und Reichen, sogar hier bei Mäci besonders und anders, denn so ein Lokal der Kette, hatten sie tatsächlich noch nirgends gesehen, der Gastraum war ganz in honigfarbendem Holz gehalten, mit großen rustikalen Tischen auf denen dicke, rote Kerzenstumphen standen, dazu gab es passende Stühle und rot-goldenem Weihnachtsschmuck und vor dem Fenster – wofür weder die Kette noch Zermatt etwas konnten – breitete sich ein weißes Märchenland aus, die Welt schien mit Sahnebaiser bedeckt zu sein. Laut und voll war das Lokal, von Lachen und Wärme erfüllt, sie hatten mit Mühe und Not noch zwei Plätze am Tisch einer englischen Familie mit gleich vier Kindern, alle unter zehn, ergattert, die sich erstaunlich gut benahmen, aber doch aufgeregt plapperten. Heute sollte nämlich der Weihnachtsmann in ihr Hotel kommen, erfuhren Ruth und Sophie, sie durften ihm was vorsingen, ein Gedicht aufsagen oder etwas vorspielen und wenn es dem Weihnachtsmann gefiel, würden sie ein Geschenk und einen Brief von ihm bekommen. Nur die Vierjährige war ein bisschen traurig, weil ihr bester Freund aus dem Kindergarten, Georgie nicht dabei war und dann sagte der Vater der Kinder, um die kleine Dame zu trösten, doch tatsächlich zu ihr: “Aber dann wäre doch Her Majesty the Queen ganz traurig und müsste Weihnachten ohne ihr Urenkelchen verbringen”. Ruth blieb fast der Mund offen, was selten vorkam, vorsichtig kramte sie ihre sehr dürftigen Englischkenntnisse hervor und fragte mit großen Augen: “Sorry Sir, do you speak about Prince George the son of Prince William and Kate?” Der Mann, wie sich noch herausstellen sollte, ein waschechter Lord, antwortete lächelnd und in fast akzentfreiem Deutsch: “Aber ja, unsere Kinder besuchen den gleichen Kindergarten und sind dicke Freunde, George ist ein prima kleiner Kerl und schon heute ein echter Herzensbrecher”. Sophie, die gerade mit der am Däumchen lutschenden Rosie vom Windeln wechseln kam, hatte nichts von alledem mitbekomm und freute sich nur, dass sie alle von Lord Teascones – so hieß der Lord – zur Kinderweihnachtsfeier ins beste Hotel am Platz eingeladen wurden. Was würde Röschen staunen, wenn sie diese bunte Pracht sah und ihren ersten richtigen Weihnachtsmann, wobei die Maus eigentlich alles toll fand, solange es nur bunt war und Lärm machte: “Wie kommt denn das jetzt?”, fragte sie Ruth vor der Tür und konnte sich gar nicht beruhigen, als sie die Geschichte hörte, hatte sie doch als Teenie mal geplant, Williams Kate zu werden. Stattdessen war sie nun Rosies Mama und wer weiß, vielleicht eines Tages, Rosi und Georgie?

Aber jetzt mussten sie erstmal machen, Rosie wurde dick verpackt in den Babyschlitten gelegt und zusammen zogen sie durch die dick verschneiten Straßen, um auf dem Weihnachtsmarkt, Mira, Sophies Mama zu treffen, die noch schnell Windeln und Gläschen besorgt hatte. Aber wo steckte sie nur? Langsam wurde es dunkel und in der Winterlandschaft glitzerten tausende von Lichtern an Hütten und Weihnachtsbäumen, der wunderbare Duft von Tannennadeln, Glühwein und Lebkuchen, vermischte sich mit dem Geruch von frischem und sauberem Schnee. Aber da, was war das? Da stand ein kleiner Weihnachtsengel mit goldenen Flügeln und einem roten Näschen, er weinte bitterlich, vor ihm hockte Mira und sprach tröstend auf die Kleine ein. Ruth bückte sich zu den beiden (auch wenn ihren alten Knochen das nicht wirklich gefiel), die vor der einzigen dunklen Hütte weit und breit standen und fragte, was denn los sei. Laut schluchzend berichtete das Engelchen, in der Hütte hätten sie und ihre Omi zusammen Plätzchen für die Gäste backen und den Erlös zugunsten armer Kinder spenden wollen, aber nun hatte die Oma einen Unfall gehabt und konnte nicht kommen, ihre Mama müsse im Hotel arbeiten und der Papa bei der Feuerwehr. Das ging doch gar nicht, fand Ruth, so sollte ein kleines Mädchen nicht enttäuscht werden und schon gar nicht an Weihnachten, Mira und Sophie waren der gleichen Ansicht und so fragten sie die kleine Angelina, so hieß das Engelchen passenderweise, wo denn die Zutaten wären. Schon etwas weniger verzweifelt, sagte sie, dass alles in der Hütte sei und sie den Schlüssel habe, mit elf wäre man ja schon sehr groß.

Tatsächlich fanden sie sich nach dem Öffnen der Tür und dem Betätigen des Lichtschalters in einer großen, wohl vorbereiteten und sortierten Küche mit einer Scheibe, die man zum Weihnachtsmarkt hin öffnen konnte. Schnell erleuchteten sie die Backstube, stellten die Heizung an und heizten den großen Herd schon mal vor. Die kleine Rosie war ganz entzückt von den vielen Lichtern und der Weihnachtsmusik, sie krähte und brabbelte entsprechend vergnügt vor sich hin. So schöne altmodische weiße Rüschenschürzen fanden sie auch, nachdem sie noch schnell, Angelinas Mama angerufen hatten, sie musste ja wissen, wo ihre Kleine ist. Ruth beschloss, als erstes würden sie Engadiner Knusperli und Matterhorn-Batzen backen, Engadiner und Matterhorn im Namen waren ihre freie Erfindung, trugen, wie sie fand, aber sehr zum Lokalkolorit und hoffentlich zum Verkaufserfolg bei. Schon die Haferflocken-Knusperlis waren ein Gedicht, aber diese Mürbchen mit Butter, Sahne und einem dicken Puderzucker-Zitronenguß schmecken einfach göttlich und waren noch dazu schnell gebacken. Angelina half voller Hingabe mit vor Aufregung roten Bäckchen und formte die Plätzchen ganz wunderbar. Sobald die ersten Bleche fertig waren, öffneten sie das Schiebefenster und begannen mit dem Verkauf: “Hier gibt es leckere Plätzchen nach Omas Rezepten” rief Ruth und schon bald stand eine Menschentraube, wohl auch angezogen vom herrlichen Duft rund um die Hütte, sie konnten mit dem Backen kaum nachkommen.

Fünf Stunden später waren sie alle todmüde, die kleine Rosie schlief tief und fest, auch die schon sehr große Angelina nickte, genau wie Ruth immer wieder am Tisch ein, hielt aber die prall gefüllte Kasse eisern und glücklich fest. Ruth spürte jeden einzelnen Knochen und wollte dringend liegen, ein Schläfchen machen, so wie das mit 85 eben war, jedenfalls, wenn man Glück hatte. Trotzdem waren sie alle lange nicht so zufrieden gewesen und hatten sich seit Jahren nicht mehr so weihnachtlich gefühlt. Als Angelinas Mama kam um sie abzuholen und sich über das glückliche Gesicht ihrer Kleinen freute, machten sie, die Mädels-Familie, sich dann auf zum Weihnachtsmann im Hotel. Aber so feierlich und chic hier alles war mit all dem Glitzer, den teuren Kleidern, dem edlen Schmuck, den Lords und Ladies, waren sie dem Gedanken der Weihnacht wohl noch nie so nah gewesen, wie in der kleinen, himmlischen Backstube im Schnee.

Ruths Rezept für Matterhorn-Batzen

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Für den Teig:

500 gr Mehl, Typ 505

200 gr. Butter

2 Eier

175 ml Sahne

125 gr Voll- Rohrzucker (fein)

1 Päckchen Bourbon-Vanillezucker

1 Teel. Backpulver

1 Teelöffel Natron

Für den Guß:

1 Paket Puderzucker

Saft von einer Zitrone

Zubereitung:

Den Ofen auf 180 Grad vorheizen. Alle Zutaten für den Teig zusammen in eine große Rührschüssel füllen und zunächst mit den Handrührgerät vermengen, dann mit den Händen kneten bis ein glatter Teig entstanden ist. Den Teig für mindestens 30 Minuten in den kältesten Bereich des Kühlschranks stellen und ruhen lassen. Anschließend mit feuchten Händen den Teig zu 3-3 cm großen Kugeln formen und direkt auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen (Abstand halten!). Dann die Teigkugeln mit einer Gabel leicht plattdrücken und ca. 12-15 min auf dem mittleren Einschub backen lassen. Haben die Plätzchen eine helle goldene Farbe sind sie gut.

Am besten man belässt sie auf dem Blech oder man zieht sie mit und auf dem Backpapier auf den Tisch und lässt sie komplett kaltwerden.

Wenn die Batzen erkaltet sind, werden sie mit einem dickflüssigen Zitronenguss überzogen, dazu wird der Puderzucker mit dem Zitronensaft vermischt, so dass er noch ganz zähflüssig vom Löffel tropft (ähnliche Konsistenz wie Honig).

Guten Appetit und allen Leserinnen und Lesern eine friedliche und fröhliche Weihnacht!

Ela

©365tageimleben, 2017

16. Dezember

Ein Beitrag von Radioactive Waste Man

Weihnachten in der Schwerelosigkeit

Nafra und Jadjari überlegten, was sie in der Schule als Abschlussprojekt machen konnten. Es musste etwas gutes sein, etwas sehr gutes, da waren sie sich einig. Aber wie konnten sie die anderen Bewohner ihres Raumschiffes, der Sejereh, unterhalten? Was konnten sie machen, was die Menschen auf diesem Schiff in den letzten siebenhundert Jahren nicht schon mal gemacht hätten, um sich zu unterhalten?

Tagelang hatten die beiden am Computer in alten Unterlagen gestöbert und verschiedene Ideen verworfen: Ein Oper – wie langweilig. Das Spiel Völkerball mit allen 500 Bewohnern – hatte es letztes Jahr schon gegeben. Eine Verschönerung von Verbindungsgängen – gab es auch schon. In siebenhundert Jahren konnte man eine Menge Unterhaltungsmöglichkeiten ausprobieren.

„Die Schüler am Anfang der Reise hatten es echt besser“, sagte Nafra.

Jadjari nickte zustimmend. Dann sagte sie: „Wir werden schon noch etwas finden, das wir machen können. Vielleicht suchen wir einfach nach den falschen Begriffen.“

Nafra überlegte und sagte dann: „Du meinst, wir sollten nach Walfisch suchen, um Unterhaltung zu finden?“

„Vielleicht. Lass es uns ausprobieren.“

Die nächsten drei Stunden verbrachten die beiden damit, alle möglichen Begriffe, die ihnen einfielen, in die Suche einzugeben und zu schauen, was sie für Ergebnisse bekamen. Sie lernten zwar viel interessantes über die Erde, aber wirklich weiter kamen sie mit ihrem Projekt nicht.

Dann fand Nafra einen Artikel über Ferien und insbesondere über Weihnachtsferien. „Das hier könnte interessant sein“, sagte sie.

Jadjari schaute sich den Artikel und die zugehörigen Bilder an. „Hier steht, dass die Menschen die vier Wochen vorher immer mit Vorbereitungen für dieses Weihnachtsfest verbracht haben.“

„Vier Wochen? Was war das für ein Fest, dass sie vier Wochen zur Vorbereitung gebraucht haben?“

Jadjari schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, aber das ist genau das, was wir suchen. Ein Fest, wo jeder an der Vorbereitung beteiligt ist, und das vier Wochen lang… Wenn wir dafür keine eins kriegen, weiß ich es auch nicht.“

Die nächsten Wochen suchten die beiden nach allen Informationen, die sie über dieses Weihnachtsfest und die Adventszeit, wie die Vorbereitungszeit hieß, finden konnten. Es schien in manchen Regionen der Erde ähnlich wichtig gewesen zu sein wie ihr Abflugsfest auf der Sejereh. Mit Geschenken für alle und gutem Essen und mehreren Tagen ohne Arbeit. Nur dass es vorher einen Haufen Zeremonien zur Vorbereitung des Festes gab.

Jadjari und Nafra trugen alles zusammen, was sie über die Vorbereitung des Festes fanden. Dann stellten sie ihr Projekt ihrem Lehrer vor. Der fand es eine gute Idee und sagte, dass sie es weiter verfolgen sollten.

In den nächsten drei Wochen mussten Jadjari und Nafra in jedem der Wohnmodule von ihren Plänen berichten und so die Zustimmung der Bewohner der Sejereh zu ihrem Projekt einholen. Tagelang mussten sie ständig Fragen beantworten und Auskünfte geben. Über 500 Personen zu überzeugen, merkten sie, war nicht ganz einfach. Aber am Ende hatten sie es geschafft und ihrem großen Abschlussprojekt stand nichts mehr im Weg.

Sie erstellten Anleitungen und Rezepte, die in der Vorweihnachtszeit benutzt werden sollten. In Modul Gamma Zwei, in dem auch die Pinguine lebten, gab es drei Tage lang einen Weihnachtsmarkt, mit Kinderpunsch, Glühwein und gleichmäßigem, ruhigem Schneefall. Dazu spielte die Kapelle zusammen mit dem Kinderchor mehrfach am Tag sogenannte Weihnachtslieder, die meistens von Frieden, Ruhe und obskuren göttlichen Wesen handelten.

Abends trafen sich die Familien in ihren Wohnzimmern und die Erwachsenen lasen den Kindern Geschichten vor und sangen gemeinsam Lieder. Meistens sangen sie ziemlich schief, aber bei Kerzenschein war es egal.

Außerdem waren alle damit beschäftigt, Geschenke für die Leute, die ihnen wichtig waren, zu basteln oder zu besorgen. Eltern halfen ihren Kindern dabei und brachten ihnen so ganz nebenbei

erste handwerkliche Fähigkeiten bei. Oder aber sie malten mit den Kindern Bilder oder schrieben Gedichte.

In vielen Häusern trafen sich die Bewohner in den Küchen, um gemeinsam Weihnachtsgebäck zu backen. Vor allem für die Kinder war es ein großer Spaß, die Kekse in verschiedenen Formen zu schneiden und anschließend zu backen.

Während all dies sich über vier Wochen hinzog, bereiteten Jadjari und Nafra die große Zeremonie vor. Im Modul Beta vier, dem Modul mit dem größten offenen Raum, dekorierten sie in der Mitte auf der Rotationsachse, wo Schwerelosigkeit herrschte, einen großen Tannenbaum mit allerlei Schmuck, wie sie ihn auf den Bildern von der Erde gesehen hatten. Elektrische Kerzen, Äpfel, Strohsterne, die der Kinderhort im Modul Gamma eins gebastelt hatte, bunte Figuren aus Holz und aus Salzgebäck, filigrane Glaskugeln und einiges mehr. Durch die Schwerelosigkeit, die in diesem Bereich herrschte, war das Dekorieren des zehn Meter langen Baumes kein Problem.

Die Leute murrten ein wenig, dass Jadjari und Nafra das Modul für alle anderen gesperrt hatten, aber mit dem Hinweis auf eine große Überraschung konnten sie doch alle davon abhalten, ihre Vorbereitungen zu stören.

Für jeden Bewohner der Sejereh hatten die beiden ein kleines Geschenk besorgt, eingepackt und mit dem Namen beschriftet. Dann sortierten sie die Geschenke nach den Wohnmodulen der Empfänger und ließen sie, jedes versehen mit einem kleinen Licht, um dem Baum herum schwirren. Immer wieder mussten sie einzelne Geschenke, die sich zu weit entfernt hatten, wieder einfangen, aber insgesamt funktionierte es gut.

Dann war der große Zeitpunkt gekommen und sie öffneten die Türen, dass alle in das Modul herein kommen konnten. Jadjari und Nafra hatten sich Aufzeichnungen von einigen Weihnachtszeremonien angeschaut und daraus ein Programm entwickelt, das sie für die Sejereh für angemessen hielten.

Rund um das Modul versammelten sich die Bewohner der Raumschiffs, jedes Wohnmodul an einer Seite des rotierenden Zylinders. Jadjari und Nafra schwebten in der Mitte in der Nähe des Baumes, das Orchester der Sejereh und der Chor schwebten jeweils über bzw. unter dem Baum, dessen Spitze entlang der Rotationsachse zeigte.

Gemeinsam sangen alle mit Unterstützung von Chor und Orchester drei Lieder, dann trugen Jadjari und Nafra abwechselnd einen rituellen Text vor und dann wurde wieder gesungen. Dann löschten sie alle Lichte im Modul bis auf den Baum und die an den Geschenken. Jedem einzelnen Geschenk gaben sie einen Schubs, so das es in einem großen Bogen um den Baum herum schwirrte und von der künstlichen Schwerkraft nach außen gezogen zu seinem Empfänger trudelte.

Es sah wunderschön aus, wie der ganze Zylinder des Module mit den kleinen Lichtern der Geschenke gefüllt war, die sich langsam immer weiter nach außen bewegten und schließlich wie kleine Schneeflocken bei ihren Empfängern ankamen.

Nachdem jeder sein Geschenk erhalten hatte, verabschiedeten Jadjari und Nafra die Leute und dann gingen alle nach Hause, um gemeinsam mit ihrer Familie zu Essen und die Geschenke, die sie sich gegenseitig gebastelt hatten, auszutauschen.

Als alle das Modul verlassen hatten, kam ihr Lehrer zu Jadjari und Nafra und gratulierte ihnen zu diesem sehr gelungenen Projekt und der guten Note, die sie damit zum Abschluss erhalten hatten. Dann gingen auch Jadjari und Nafra zu ihren Familien nach Hause.

15. Dezember

Ein Beitrag von Lady Angeli

Dieses Jahr wollen wir keinen Weihnachtsbaum….

Vor ungefähr 12/13 Jahren wohnten wir in Herten, schön oben unterm Dach. Wir hatten eine ganze Etage für uns, die beiden ursprünglich getrennten Wohnungen wurden auf unseren Wunsch hin im Wohn-Essbereich zusammengelegt und so hatten wir echt jede Menge Platz für unsere beiden Hunde und unsere beiden Katzen.

In dem besagten Jahr berieten wir uns erneut darüber, ob wir einen Weihnachtsbaum aufstellen soll-ten. Denn wir mussten beide „zwischen den Jahren“ arbeiten, hätten also nicht viel davon gehabt. Daher beschlossen wir, ok, der Adventkranz reicht, dieses Jahr gibt es keinen Weihnachtsbaum.

Der 24. 12. kam. Ich hatte den ganzen Tag frei und irgendwann am Vormittag ging es mir durch: Nee, so ganz ohne Baum ist doch irgendwie doof! Da ich wusste, dass wir keinen Christbaumständer mehr hatten, beschloss ich einen mit Wurzeln zu kaufen, den in einen Blumentopf zu packen und gut wäre es.

Ein Stück die Straße runter war ein Weihnachtsbaumhändler und so schnappte ich mir in Ermangelung eines Autos mein Fahrrad und kurvte dahin. Ich fand auch einen tollen Baum, auch bezahlbar und transportierte den mehr schlecht als recht die Straße wieder rauf und in die 3. Etage hoch. Ich sag‘ nur Altbau!

Klar, dass nach der Hochschlepperei zunächst der Flur von oben nach unten gewischt werden durfte, denn es war nasse Erde, die nur mit diesen Stofflumpen umwickelt war und da war einiges auf die Stufen und Zwischengeschosse gerieselt.

Aber gut, irgendwann stand das Teil im Wohnzimmer, schön geschmückt und harrte zusammen mit mir auf die Rückkehr von GöGa, der an dem Tag arbeiten musste, damit wir endlich Weihnachten feiern könnten.

Um 16 Uhr klingelte es. Verwundert drückte ich den Türsummer, flitzte zum Küchenfenster und sah, dass GöGas Auto vor der Tür stand. Nanu? Warum schellte er?

Mich überfiel eine Ahnung….

Also öffnete ich die Tür und genau, da tauchte auch schon die Baumspitze auf und kurz dahinter das Gesicht meines Mannes…

Ich fing schallend an zu lachen! Er stand inzwischen vor der Tür, guckte mich an und meinte ganz tro-cken: Du hast auch einen Baum gekauft, oder?

DAS konnte ich ja nur bejahen!

Nun gut, er hatte einen ohne Wurzeln gekauft und jagte noch einmal zu seiner Mutter los, um sich von ihr einen Baumständer zu leihen. Derweil packte ich noch einmal den Weihnachtsschmuck aus, damit wir auch diesen Baum schmücken könnten. Gut nur, dass wir die beiden Wohnungen so zusammenge-legt hatten, dass wir ein schönes großes Wohnzimmer und ein ebenso großes Esszimmer hatten!

So stand in dem Jahr ein schöner Weihnachtsbaum im Esszimmer und einer im Wohnzimmer, bei deren Anblick wir jedes Mal breit schmunzeln mussten.

Insofern war das von ganz allein eine fröhliche Weihnacht!

Angeli