Wie ist das eigentlich, wenn man zu Weihnachten Geburtstag hat?
Da ich diese Frage mit jeder neuen Begegnung, die irgendwie mein Geburtsdatum erfährt, wieder gestellt bekomme, schreibe ich heute einfach mal darüber in der Hoffnung, dass es eines Tages aufhört.
Die kurze Antwort:
Zum einen ist es so, dass man ständig mit der in der Überschrift gestellten Frage konfrontiert wird, mit ohhs und ahhs und „ach ist das nicht toll/doof/aufregend/scheiße?“ Zum anderen: sorry, aber ich kenne meinen Geburtstag nur so. Wie ist das denn, wenn man NICHT zu Weihnachten Geburtstag hat, sondern an einem beliebigen Tag im restlichen Jahr, den man sich auch noch extra merken muss mit Eselsbrücken und in drei Kalendern und weiß nicht was sonst noch? Ach äh, wann war nochmal deiner?
Die längere Antwort:
Als Kind dachte ich, Weihnachtsbäume würden für mich aufgestellt werden. Ich konnte nicht unterscheiden zwischen Weihnachten und Geburtstag, es war einfach alles eins und somit kam auch der Geburts Weihnachtsmann extra zu mir und überhaupt wurde zur Vorbereitung meines Geburtstages überall so schön geschmückt, das war schon toll.
Später in der Schule genoss ich die Kommentare und das bisschen Extraaufmerksamkeit, wenn ich mein Geburtsdatum sagte. Erst da fiel mir auf, dass es doch nicht nur für mich ein besonderer Tag ist, sondern auch für andere.
Insgeheim war ich allerdings neidisch, wenn für andere ein Lied an deren Geburtstagen gesungen wurde und sie ein kleines Geschenk erhielten. Wenn überhaupt sang man für mich erst 2 Wochen nach Geburtstag, ferienbedingt, und an ein Geschenk kann ich mich zumindest nicht erinnern. Andererseits war ich aber auch froh, an meinem Geburtstag nicht in der Schule sitzen zu müssen, sondern zu Hause zu sein und zu feiern. Naja und dann ist da auch noch dieses komische Gefühl, wenn jemand für einen singt: Was mache ich mit meinen Armen? Wie sieht mein Gesicht aus? Hört das je wieder auf? Alles nicht meine Sorgen.
Gefeiert haben wir immer im kleinen Rahmen, meine Eltern, meine Großeltern und ich. Nachdem meine Oma gestorben war, kam mein Opa immer zu uns. Das war der einzige Tag im Jahr, an dem er zu uns kam. Die Bitte seiner Enkelin, die darauf bestand, konnte er nie ausschlagen. 😉
Fast schon Tradition war die Lübecker Marzipan, die er mir immer mitbrachte und die für mich sowohl nach Weihnachten als auch Geburtstag als auch Zuhause und Familie schmeckt. Wie sehr etwas dazu gehört merkt man erst, wenn es fehlt.
Irgendwann in den letzten Jahren habe ich beschlossen, mir diese Marzipan einfach selbst zu schenken. Ich werde dann immer etwas traurig, aber auch glücklich und fühle mich besonders. Sie schmeckt nun bittersüß und das ist okay. Auch wenn mein Opa nicht mehr mit am Tisch sitzt, ist er dann trotzdem irgendwie da.
Als Kind oder Jugendlicher ist es eigentlich völlig egal, wann man Geburtstag hat, weil die Freunde in der Regel im selben Ort oder nicht weit weg wohnen und in den Weihnachtsferien genauso viel Zeit haben wie man selbst. Ich habe zwar nur zwei oder drei Mal „offiziell“ mit Freunden gefeiert, aber das war schön.
Heute ist es so gut wie unmöglich, eine Geburtstagsfeier nahe meines Geburtstages zu planen. Die meisten meiner Freunde wohnen weit(er) weg oder sind über die Feiertage bei ihren Familien. Im Januar und Februar ist bei vielen meiner studierenden Freunde, und das sind nunmal die Hälfte, Prüfungs- beziehungsweise Lernzeit. Und im März noch feiern, 3 Monate danach? Ist irgendwie auch doof, weil man dieses Geburtstagsfeeling dann einfach hinter sich hat.
Natürlich brauche ich kein Geburtstagsfeeling, um meine Freunde einzuladen. Aber eine Geburtstagsfeier, besonders jetzt zu meinem 30., wäre doch schön.
Jedoch: So sehr mir das Gefühl, die Vorfreude in den letzten Jahren fehlte, umso mehr genieße ich es jetzt, dem Mäuschen die glänzenden Lichter und die bunten Dekorationen zu zeigen, die oh so interessant sind – und ganz zu meinen Ehren im ganzen Land geschmückt werden!
Also: Geburtstag zu Weihnachten zu haben kann schon doof sein, es gibt aber Schlimmeres. Und mal ehrlich, wer würde meinen Geburtstag denn vergessen? 😉
Und nun wünsche ich euch allen ein frohes Fest. Genießt die Zeit und lasst die Hektik von euch fallen. Danke an alle, die zum Adventskalender beigetragen haben. Besonderen Dank an Bohli und Ianna, die mich mit Notfallmaterial versorgt haben. 😉