Immer wieder einmal hört man diesen Satz, meistens im Scherz, manchmal halbernst gemeint. Was ist dran?
Wenn ein Mann das Erwachsensein erreicht hat, wurde er sehr wahrscheinlich schon das eine oder andere Mal damit konfrontiert, dass Frauen eine Sache sagen und eine andere meinen und dadurch unverstehbar sind. Vielleicht glaubt der eine oder andere diese Aussage, zumindest in einem gewissen Ausmaß.
Zu einem gewissen Grad entspricht es der Wahrheit. Frauen reagieren tatsächlich oft anders als sie fühlen, verwischen ihre eigentlichen Meinungen und Intentionen. Wenn man einmal versteht, warum sie das tun, ist es jedoch gar nicht mehr so unverständlich. Es ist pures Überleben.
Während einige Männer gekonnte Schauspieler werden, müssen die meisten Männer die Kunst der Täuschung niemals erlernen, wenn es nicht gerade darum geht, ruhig auszusehen, während man innerlich den Chef erwürgen möchte. Bei Frauen sieht das ganz anders aus.
Frauen sind die meiste Zeit im Leben von Menschen umgeben, die größer und stärker als sie sind, sozial privilegierter, aggressiver (Testosteron ist Höllenzeug) und gesellschaftlich eher ermutigt dazu, dies zum Ausdruck zu bringen. Und das beste?
Manche dieser Männer um sie herum sind extrem gefährlich, andere nicht und in den meisten Fällen kann man nicht wissen, zu welcher Sorte ein Mann gehört. Meistens ist die einzige Möglichkeit das herauszufinden, etwas zu sagen oder zu tun, das ihn zum Explodieren bringt – oder eben nicht.
Diese Testmethode ist in etwa eine ebenso gute Idee wie mit dem Pogostick durch ein Minenfeld zu hopsen. Verständlicherweise entscheiden sich die meisten Frauen also dazu, diesen Test nicht zu fahren.
Dazu gehört manchmal auch zu lächeln, wenn sie in einer Situation ohne potenzielle Helfer angeflirtet werden oder über einen unangenehmen Witz zu lachen, weil der Raum voller Männer ist und alle lachen.
Männer sind nicht nur nicht in der Täuschungskunst bewandert, sondern bekommen beigebracht, ihren Selbstwert in der Bestätigung einer Frau zu suchen. Und in den meisten Fällen nehmen sie diese Bestätigung sehr ernst. Das kann zu unwohlsamen oder gar gefährlichen Spiralen und Beziehungen führen.
Es ist sehr schwer bis unmöglich für Frauen, da heraus zu kommen. So wie unsere Gesellschaft funktioniert, haben Frauen oft keine bessere Wahl, als ihre Sicherheit über die Transparenz ihrer Aussagen zu stellen, vor allem gegenüber Menschen, die ihnen gefährlich werden könnten.
Obgleich es sehr frustrierend für Männer sein kann, ist es nicht an den Frauen sich anders zu verhalten, solange Männlichkeit assoziiert wird mit Aggression, Macht und Gewalt. Frauen lächeln und lachen so lange über (unerwünschte) männliche Annäherungsversuche, so lange ein nicht unerheblicher Anteil an Männern eine potenzielle Gefahr darstellt.
Für diejenigen Männer, die nicht von Wölfen erzogen wurden, die nicht mit Genervtheit sondern tatsächlichem Interesse an dieser Situation reagieren, die Frauen nicht in Panik versetzen wollen, sondern jetzt vielleicht erkennen, dass sie ein „oh Gott bitte verschwinde“ als „dieses Gespräch mit dir allein in diesem Aufzug ist großartig“ gelesen haben, gibt es ein paar Anhaltspunkte:
- Wenn eine Frau sich bedroht fühlt, ist das meist erkennbar an bestimmten Reaktionen: Sie verlässt den Bereich, sie wechselt das Thema, sie bewegt sich selbst oder sich und den Gesprächspartner in Richtung anderer Menschen, besonders anderer Frauen, sie flirtet oder witzelt nicht zurück.
- Auch passt die Antwort nicht zu dem, was gerade gesagt wurde: etwa beantwortet sie ein Kompliment mit „Danke“ oder einem Lachen, statt eines zurück zu geben oder beantwortet eine intime Frage mit einer unsexuellen Gegenfrage etwa nach den Eltern.
Nun würden die meisten Männer bei der Feststellung, dass eine Frau sich unwohl fühlt, wohl intuitiv fragen wollen „Habe ich etwas falsches gesagt?“ oder „Fühlst du dich unwohl mit mir?“
Das führt jedoch nur sehr selten zu einer ehrlichen Antwort, sondern startet das gleiche System des Nicht-Reizen-Wollens, weil es ja noch immer kein Indiz dafür gibt, dass der Mann im Ernstfall ruhig reagiert statt in die Luft zu gehen.
Stattdessen stellt sich dann eher die Frage, ob das Gegenüber tatsächlich besorgt ist oder aber sich angegriffen fühlt weil er vielleicht gemerkt hat, dass das Lachen nicht echt war? Stecke ich in größerer Gefahr als vorher?
In dieser Situation ist es für den potenziell bedrohlichen Mann das beste, sich zurück zu ziehen, auch körperlich einen Schritt oder zwei nach hinten zu machen und mehr Raum zu lassen. Hat sich die Situation entspannt, kann es helfen, ehrlich zu sein:
„Falls dir die Witze über Clownspimmel unangenehm sind, lass es mich wissen und ich lasse sie aus.“
Das kann helfen, muss aber nicht. Jede Frau reagiert anders und jeder Mann ist unterschiedlich in seinem Auftreten und seiner Wirkung. Menschliches Verhalten ist enorm kompliziert und es gibt keinen Trick, keine Allgemeinlösung, keinen Cheat-Code, der immer funktioniert. Es ist aber ein Schritt in eine gute Richtung.
Das Wichtigste: Wenn Sie einmal signalisiert haben, dass Sie nicht explodieren werden, dann stehen Sie auch dazu. Wenn eine Frau Ihnen ihre Offenheit schenkt, dann ist das ein Privileg, das Sie sich verdient haben müssen. Ehren Sie es.
TL;DR: Frauen haben simple Bedürfnisse (Sicherheit) und leben in einer gefährlicheren Welt als der Großteil aller Männer, was mehr Vorsichtsmaßnahmen mit sich bringt als sich der durchschnittliche Mann Gedanken machen muss. Sich darüber lustig zu machen oder wütend zu reagieren, wenn Frauen sich schlicht selbst schützen, ist Arschlochverhalten. Versuchen Sie die Welt um sich herum wahrzunehmen und zu verstehen, üben Sie Empathie dafür, dass manche Menschen andere Wahrnehmungen haben und verhalten Sie sich nicht wie ein Arschloch, von denen hat die Welt bereits zu viele.
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