Gedankeneintopf

Ich bin über ein Video gestolpert, das ein paar Szenen in New York im Jahre 1911 zeigt.

Unfassbar gute Qualität, nicht wahr? Auch wenn es nachbearbeitet ist, so ist es doch faszinierend, wie gut die damals frisch erfundenen Videokameras ihren Dienst schon taten.

Es ist interessant zu sehen, wie gemischt die Technik noch war. Zwar gibt es vereinzelte Automobile zu sehen und auch Straßenbahnen fahren durch das Bild. Doch auch  Pferdekutschen wurden noch viel verwendet und die Zahl der Fußgänger ist auffällig. (Wobei ich gar nicht weiß, ob das mit heute vergleichbar ist. Zwar laufen heute auch viele Menschen durch die Straßen New Yorks, aber wenn man die Bevölkerungszahlen vergleicht…)

Damals dachte man vielleicht, man sei auf dem Höhepunkt der Zivilisation. Zwar waren Mischehen verboten und Frauen durften nicht wählen, aber das hat man doch schon immer so gemacht…

Heute geht es uns mit dem Gedanken der Hochkultur ja nicht viel anders. Wir gleichberechtigen, wo es nur geht; achten auf Ansprachen. Wir stellen alles in Frage, was „schon immer so gemacht wurde“ und das ist auch gut so. Technisch sind wir so fortgeschritten, dass es schon Mühe macht sich etwas auszudenken, das es noch nicht gibt; Erfindungen finden meist im Kleinen statt. Alles Weltbewegende scheint bereits erfunden.

Und doch wird es in naher und ferner Zukunft Dinge geben, die wir uns nicht vorstellen können und die wohl eines Tages ganz alltäglich sind. (Für den Anfang wäre ein Sandwichtoaster mit Schalter doch was…) So wie es den Menschen 1911 auch ergangen sein muss.

Doch nur 3 Jahre nach diesem Video fielen zuerst Europa und dann die ganze Welt in ein Loch, das knapp 20 Jahre später zu einem viel größeren Loch wurde. Wer sich mit den Weltkriegen befasst, was zu ihnen führte und wie instabil das politische Weltgeflecht war, kommt nicht umhin, in der heutigen Zeit Parallelen zu finden.

Auch ich finde Parallelen – und es macht mir Angst. Werden wir in einen Krieg gezogen werden, der uns ganz direkt berührt?

Zu Beginn des ersten Weltkriegs im Sommer 1914 ging man davon aus, dass man Weihnachten wieder zu Hause sei. Was ist, wenn die Sache in Syrien etwa so eskaliert, dass Europa wieder in ein solches Loch fällt?

Ich will nicht, dass meine Tochter einen Krieg erleben muss. Ich will selbst keinen Krieg erleben. Ich will nicht, dass wir Mr. English im Extremfall gar in den Krieg ziehen lassen müssen.

Kann bitte jemand ISIS ganz still und leise auflösen, Kim Jong Un und Donald Trump zum Spielen schicken und überhaupt mal allen sagen, dass sie gefälligst chillen sollen?

Werbung

Frauen sind kompliziert und Männer verstehen sie nicht

Immer wieder einmal hört man diesen Satz, meistens im Scherz, manchmal halbernst gemeint. Was ist dran?

Wenn ein Mann das Erwachsensein erreicht hat, wurde er sehr wahrscheinlich schon das eine oder andere Mal damit konfrontiert, dass Frauen eine Sache sagen und eine andere meinen und dadurch unverstehbar sind. Vielleicht glaubt der eine oder andere diese Aussage, zumindest in einem gewissen Ausmaß.

Zu einem gewissen Grad entspricht es der Wahrheit. Frauen reagieren tatsächlich oft anders als sie fühlen, verwischen ihre eigentlichen Meinungen und Intentionen. Wenn man einmal versteht, warum sie das tun, ist es jedoch gar nicht mehr so unverständlich. Es ist pures Überleben.

Während einige Männer gekonnte Schauspieler werden, müssen die meisten Männer die Kunst der Täuschung niemals erlernen, wenn es nicht gerade darum geht, ruhig auszusehen, während man innerlich den Chef erwürgen möchte. Bei Frauen sieht das ganz anders aus.

Frauen sind die meiste Zeit im Leben von Menschen umgeben, die größer und stärker als sie sind, sozial privilegierter, aggressiver (Testosteron ist Höllenzeug) und gesellschaftlich eher ermutigt dazu, dies zum Ausdruck zu bringen. Und das beste?

Manche dieser Männer um sie herum sind extrem gefährlich, andere nicht und in den meisten Fällen kann man nicht wissen, zu welcher Sorte ein Mann gehört. Meistens ist die einzige Möglichkeit das herauszufinden, etwas zu sagen oder zu tun, das ihn zum Explodieren bringt – oder eben nicht.

Diese Testmethode ist in etwa eine ebenso gute Idee wie mit dem Pogostick durch ein Minenfeld zu hopsen. Verständlicherweise entscheiden sich die meisten Frauen also dazu, diesen Test nicht zu fahren.

Dazu gehört manchmal auch zu lächeln, wenn sie in einer Situation ohne potenzielle Helfer angeflirtet werden oder über einen unangenehmen Witz zu lachen, weil der Raum voller Männer ist und alle lachen.

Männer sind nicht nur nicht in der Täuschungskunst bewandert, sondern bekommen beigebracht, ihren Selbstwert in der Bestätigung einer Frau zu suchen. Und in den meisten Fällen nehmen sie diese Bestätigung sehr ernst. Das kann zu unwohlsamen oder gar gefährlichen Spiralen und Beziehungen führen.

Es ist sehr schwer bis unmöglich für Frauen, da heraus zu kommen. So wie unsere Gesellschaft funktioniert, haben Frauen oft keine bessere Wahl, als ihre Sicherheit über die Transparenz ihrer Aussagen zu stellen, vor allem gegenüber Menschen, die ihnen gefährlich werden könnten.

Obgleich es sehr frustrierend für Männer sein kann, ist es nicht an den Frauen sich anders zu verhalten, solange Männlichkeit assoziiert wird mit Aggression, Macht und Gewalt. Frauen lächeln und lachen so lange über (unerwünschte) männliche Annäherungsversuche, so lange ein nicht unerheblicher Anteil an Männern eine potenzielle Gefahr darstellt.

Für diejenigen Männer, die nicht von Wölfen erzogen wurden, die nicht mit Genervtheit sondern tatsächlichem Interesse an dieser Situation reagieren, die Frauen nicht in Panik versetzen wollen, sondern jetzt vielleicht erkennen, dass sie ein „oh Gott bitte verschwinde“ als „dieses Gespräch mit dir allein in diesem Aufzug ist großartig“ gelesen haben, gibt es ein paar Anhaltspunkte:

  • Wenn eine Frau sich bedroht fühlt, ist das meist erkennbar an bestimmten Reaktionen: Sie verlässt den Bereich, sie wechselt das Thema, sie bewegt sich selbst oder sich und den Gesprächspartner in Richtung anderer Menschen, besonders anderer Frauen, sie flirtet oder witzelt nicht zurück.
  • Auch passt die Antwort nicht zu dem, was gerade gesagt wurde: etwa beantwortet sie ein Kompliment mit „Danke“ oder einem Lachen, statt eines zurück zu geben oder beantwortet eine intime Frage mit einer unsexuellen Gegenfrage etwa nach den Eltern.

Nun würden die meisten Männer bei der Feststellung, dass eine Frau sich unwohl fühlt, wohl intuitiv fragen wollen „Habe ich etwas falsches gesagt?“ oder „Fühlst du dich unwohl mit mir?“

Das führt jedoch nur sehr selten zu einer ehrlichen Antwort, sondern startet das gleiche System des Nicht-Reizen-Wollens, weil es ja noch immer kein Indiz dafür gibt, dass der Mann im Ernstfall ruhig reagiert statt in die Luft zu gehen.

Stattdessen stellt sich dann eher die Frage, ob das Gegenüber tatsächlich besorgt ist oder aber sich angegriffen fühlt weil er vielleicht gemerkt hat, dass das Lachen nicht echt war? Stecke ich in größerer Gefahr als vorher?

In dieser Situation ist es für den potenziell bedrohlichen Mann das beste, sich zurück zu ziehen, auch körperlich einen Schritt oder zwei nach hinten zu machen und mehr Raum zu lassen. Hat sich die Situation entspannt, kann es helfen, ehrlich zu sein:

„Falls dir die Witze über Clownspimmel unangenehm sind, lass es mich wissen und ich lasse sie aus.“

Das kann helfen, muss aber nicht. Jede Frau reagiert anders und jeder Mann ist unterschiedlich in seinem Auftreten und seiner Wirkung. Menschliches Verhalten ist enorm kompliziert und es gibt keinen Trick, keine Allgemeinlösung, keinen Cheat-Code, der immer funktioniert. Es ist aber ein Schritt in eine gute Richtung.

Das Wichtigste: Wenn Sie einmal signalisiert haben, dass Sie nicht explodieren werden, dann stehen Sie auch dazu. Wenn eine Frau Ihnen ihre Offenheit schenkt, dann ist das ein Privileg, das Sie sich verdient haben müssen. Ehren Sie es.

TL;DR: Frauen haben simple Bedürfnisse (Sicherheit) und leben in einer gefährlicheren Welt als der Großteil aller Männer, was mehr Vorsichtsmaßnahmen mit sich bringt als sich der durchschnittliche Mann Gedanken machen muss. Sich darüber lustig zu machen oder wütend zu reagieren, wenn Frauen sich schlicht selbst schützen, ist Arschlochverhalten. Versuchen Sie die Welt um sich herum wahrzunehmen und zu verstehen, üben Sie Empathie dafür, dass manche Menschen andere Wahrnehmungen haben und verhalten Sie sich nicht wie ein Arschloch, von denen hat die Welt bereits zu viele.

Plumps!

Dies ist ein tibetanisches Märchen. Viel Spaß beim Lesen.

Vor langer, langer Zeit wuchs am Ufer eines großen Sees ein kleiner Quittenbaum. Seine Früchte waren reif, und so machte sich eines Tages eine überreife Frucht los und fiel mit einem Plumps ins Wasser. Und unter diesem Quittenbaum hatten die Hasen ihren Bau. Und als die reife Frucht mit einem Plumps ins Wasser fiel, erschraken sie sehr, und weil sie nicht wussten, was das war, ergriffen sie das Hasenpanier.
Der Fuchs kam ihnen entgegen und fragte: “Was ist passiert? Wohin so eilig?” – “Es hat geplumpst, der Plumps ist gekommen!” riefen die Hasen und liefen weiter. Als der Fuchs diese bestürzende Nachricht vernahm, suchte er ebenfalls sein Heil in der Flucht. Und als ihm der Affe begegnete, fragte er: “Was ist denn passiert? Wohin so eilig?” – “Es hat geplumpst, der Plumps ist gekommen!” rief der Fuchs und rannte mit den Hasen weiter.
Die Ricke begegnete den Flüchtenden. “Was ist passiert? Wohin so eilig?” rief sie ihnen nach. “Es hat geplumpst. Der Plumps ist gekommen!” erwiderte der Affe, ohne sich umzusehen, und rannte mit dem Fuchs und den Hasen weiter. Dann trafen sie den Büffel, den Bären, den Elefanten, den Leoparden und den Tiger.
Und alle ergriffen die Flucht, sobald sie die schreckliche Kunde vom Plumps erfuhren. Sie rannten und rannten, bis sie zu einem hohen Berg kamen, wo ein alter, weiser Löwe seine Höhle hatte. Als er die eilenden Tiere erblickte, rief er: “Halt, Brüder und Schwestern! Was ist denn geschehen, warum lauft ihr so kopflos davon?” – “Es hat geplumpst. Der Plumps ist gekommen!” riefen die Tiere, nachdem sie auf Befehl ihres Königs stehen geblieben waren.

“Und wer ist dieser Plumps? Wo befindet er sich?” fragte der Löwe. “Wir kennen ihn nicht. Und wo er ist, wissen wir auch nicht”, riefen der Tiger, der Leopard, der Elefant, der Bär, der Büffel, die Ricke, der Affe, der Fuchs und die Hasen.
“Dann wartet mal, Freunde!” brüllte der Löwe mit furchterregender Stimme. “Zuerst müssen wir wissen, wer dieser Plumps ist und wo er lebt. Wer hat dir von ihm erzählt?” fragte er den Tiger. “Der Leopard”, antwortete der Tiger. “Und wer hat dir von ihm erzählt?” fragte der Löwe den Leoparden. “Der Elefant”, antwortete der Leopard. “Und wer hat dir von ihm erzählt?” fragte der Löwe den Elefant. Und so ging es weiter und weiter. Der Bär berief sich auf den Büffel, der Büffel auf die Ricke, die Ricke auf den Affen, der Affe auf den Fuchs und der Fuchs auf die Hasen. “Und was wisst ihr darüber?” fragte der weise Löwe die Häschen. “Als wir in unserem Bau schliefen, hörten wir einen dumpfen Aufschlag, und schon rief es plumps. Wir erschraken so sehr, daß wir das Hasenpanier ergriffen. Wenn ihr es wollt, zeigen wir euch die Stelle, wo sich der Plumps versteckt hat.”
Und so zogen alle Tiere, der König voran, zum See. Sie traten etwas ängstlich ans Ufer. In diesem Augenblick fiel wieder eine überreife Quitte mit einem Plumps ins Wasser. Und dann riß sich eine zweite und dritte Quitte los, und mit dumpfem Aufschlag fielen sie in den See. Und bei jedem Aufschlag machte es plumps.
Der König schüttelte seine prächtige Mähne und sagte: “Nun überzeugt euch selbst, was euch in Angst und Schrecken versetzte! Ihr seid mir ja schöne Helden!”

Horrornacht

fireWas ne scheiß Nacht.

Diese scheiß Nacht hatte schon beschissen angefangen, denn ich konnte trotz Müdigkeit und vorherigem Lesen, das mich sonst immer in den sicheren Schlaf bringt, einfach nicht einschlafen. Ich wälzte mich hin und her. Eine dieser Nächte eben, die ihr sicher auch kennt.

Dann hatte ich es endlich geschafft; schlief etwa eine halbe Stunde lang, es war mittlerweile halb 4. Nun ging draußen der Lärm los. Scheibenklirren, lautes Rufen. Ich dachte mir nur, was für Idioten da unterwegs sein müssten, nachts auf der Straße Party zu machen.

Plötzlich Hektik. „Steh auf, zieh dich an, neben uns brennt die Wohnung!“ Panik, Angst, Verwirrung, aus dem Schlaf in die kalten Realität in 0,5 Sekunden. Schnell anziehen, kurz aus dem Fenster gucken, Zittern ob der dicken Rauchschwaden. Was nehm ich mit? Was brauch ich dringend? Jacken anziehen, Asthmaspray mitnehmen, nur für den Fall. Das Portemonnaie habe ich immer in der Tasche. Die Schweinchen sollte ich da lassen, unsere Wohnung würde schon nicht betroffen sein. Meine Schweinchen, meine armen Schweinchen!

Schnell nach unten gehen, bloß raus. Nicht den Fahrstuhl nehmen, sondern die Treppen, man weiß ja nie. Gedanken kreisen wie der Abstieg über 7 Etagen entlang der spiralenen Treppen. Was kommt jetzt? Wie schlimm ist es? Hoffentlich bleiben die Tiere heil.

Unten angekommen nehmen wir den Hinterausgang, wollen keinem in die Quere kommen. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Als wir um den Block herum gelaufen waren, sahen und rochen wir den dicken Qualm, der die Straße entlang waberte. Nie war die Nacht so dunkel.

Dann sah ich die brennende Wohnung. Es sah furchtbar aus, die Flammen schlugen aus den Fenstern, die wohl geplatzt sein mussten- deswegen das Klirren. Die Feuerwehr war schon da und löschte. Ihnen sei Dank!

Ich erkannte, dass die Wohnung nicht direkt neben unserer lag, sondern zwei Wohnungen weiter und zwei Etagen weiter oben. Wir würden nicht betroffen sein. Trotzdem hatte ich noch Angst, ich weinte und atmete etwas zu schnell. Die armen Leute!

Meine Gedanken drehten sich nun um die Menschen, ob sie verletzt sind, ob die Person aus der Brandwohnung das wohl überlebt hatte. Ich sah in die Gesichter anderer Herumstehender. Sie sahen alle so gefasst aus. Wie kann man da nur so gefasst sein?

Nach einer Stunde etwa, mein Zeitgefühl war völlig aus der Bahn, war das Feuer gelöscht. Die Evakuierten aus den umliegenden Wohnungen wurden bereits in einem Bus untergebracht, damit sie nicht im Nieselregen und der Kälte stehen mussten. Da die Gefahr vorüber war, gingen wir wieder hinein.

Ich bin wirklich froh, dass wir nicht betroffen waren, auch wenn mir die tatsächlich Betroffenen sehr leid tun. Doch wie ich in der lokalen Presse las, wurde niemand verletzt. Nur eine Person ist noch mit Verdacht auf eine Rauchvergiftung im Krankenhaus.

Die Wohnung ist komplett ausgebrannt, zwei Wohnungen darunter wurden durch das Löschwasser zerstört. Warum es brannte ist unklar, der Mieter vermutet, dass eine Kerze Schuld war. Eine einzelne Kerze für so ein großes Feuer… Jetzt zeugt noch ein großes schwarzes Fleck vom Brand der letzten Nacht, der Schreck ist so langsam verklungen. Der Alltag kehrt wieder ein, heute nicht ganz, aber morgen schon.

Ohne das Fleck an der Fassade wäre das Geschehene nunmehr wie ein schlechter Traum.