Donnerstag war mein zweiter Auftritt im Jenaer Arbeitsamt. Genauer gesagt hatte ich einen Termin beim Berufsberater. Und zwar bei einem, der extra für Studienabbrecher da ist.
Ich gebe zu: ich war mehr als skeptisch vor diesem Termin. Begründet ist das darin, dass mein letzter Berufsberater, bei dem ich vor 8 Jahren nach dem Abi war, -mit Verlaub- ein Vollhonk war. Ich weiß nicht, ob er einfach nur überfordert oder bocklos war. Aber er legte jedem, aber auch JEDEM nahe, doch Lehrer zu werden. Selbst denen, die ganz offensichtlich nicht dazu gemacht waren. Er hat damals bei mir alles angeleiert und mehr oder weniger seinen Anteil an meinen Umwegen. Nicht, dass das jetzt alles doof gewesen wäre. Ohne diesen Strutz hätte ich nie meinen besten Freund kennen gelernt, hätte diesen Blog nicht und würde euch jetzt nicht hiervon berichten. 😉
So ging ich also zum Berufsberater in dem Gedanken, dass sicher nicht viel dabei rumkommen würde, es aber auch nicht schaden könne, mal vorbeizuschauen.
Zunächst musste ich ein wenig warten, bis ich aufgerufen wurde. Ich wartete nicht alleine. Bei mir saßen zwei Typen, etwa in meinem Alter. Ich muss ja mal sagen: das ist vielleicht kein Vorstellungsgespräch und entscheidet auch nicht über Leben und Tod. Aber so halbwegs was Vernünftiges kann man da doch schon anziehen, oder? Es war nicht so krass wie letztes Mal, als ein Junge in Baggypants, XXXXXL-Shirt und Blingbling um den Hals neben seiner Mutter saß, der das ärmellose grellpinke Oberteil mindestens 2 Nummern zu klein war und das auch kaum von ihren Kalkstampfern in kurzer Jogginghose ablenkte. Aber trotzdem… Der Typ in Achselshirt, Hüfthose und Karoboxershort wirkte irgendwie sehr stoned. Ist nicht mein Problem. Fand ich nur etwas merkwürdig. Schließlich ist auch ein Termin bei der Berufsberatung wenigstens halboffiziell.
Schließlich rief mich Herr B. auf und geleitete mich in sein Büro. Er war mir auf Anhieb sympathisch. So ein warmes Lächeln und leuchtende Augen! Fühlt man sich wenigstens für eine Weile nicht mehr so verloren im Kampf um den Ausbildungsplatz.
Ich erzählte ihm von meinem Studium und wo ich mich schon beworben habe; auch, dass ich mir ein Duales Studium in Richtung BWL und Co. absolut nicht vorstellen kann (war ein Vorschlag) und was ich gut kann. Er hat begriffen, dass ich einen Input brauche und mir diesen prompt geliefert. Seine Vorschläge, was zu mir passen könnte, waren wirklich gut. Fast, als hätte er mich gekannt und schon eingeschätzt.
Was ich mir von diesem Termin erhofft habe, bekam ich auch. Ich habe jetzt weitere Ideen für Berufsrichtungen und obendrein bekomme ich noch ein paar Adressen, die so nicht im Jobportal stehen. Warum mir das nicht direkt ausgedruckt und in die Hand gedrückt wird, sondern per Post geschickt, verstehe ich nicht so ganz. Würde ja kostbare Zeit und auch Geld sparen. Aber naja, damit muss ich mich wohl abfinden.
Dieser Termin war also ein voller Erfolg. 🙂
Und er sagte etwas zu mir, das mich sehr beruhigt hat:
Um Sie mache ich mir keine Sorgen! Sie finden bald etwas!
(Sollte ich dennoch bis Mai nichts haben, sollte ich noch einmal vorbei schauen. Auch wenn er mir sympathisch war: hoffentlich muss ich das nicht!)