Was ne scheiß Nacht.
Diese scheiß Nacht hatte schon beschissen angefangen, denn ich konnte trotz Müdigkeit und vorherigem Lesen, das mich sonst immer in den sicheren Schlaf bringt, einfach nicht einschlafen. Ich wälzte mich hin und her. Eine dieser Nächte eben, die ihr sicher auch kennt.
Dann hatte ich es endlich geschafft; schlief etwa eine halbe Stunde lang, es war mittlerweile halb 4. Nun ging draußen der Lärm los. Scheibenklirren, lautes Rufen. Ich dachte mir nur, was für Idioten da unterwegs sein müssten, nachts auf der Straße Party zu machen.
Plötzlich Hektik. „Steh auf, zieh dich an, neben uns brennt die Wohnung!“ Panik, Angst, Verwirrung, aus dem Schlaf in die kalten Realität in 0,5 Sekunden. Schnell anziehen, kurz aus dem Fenster gucken, Zittern ob der dicken Rauchschwaden. Was nehm ich mit? Was brauch ich dringend? Jacken anziehen, Asthmaspray mitnehmen, nur für den Fall. Das Portemonnaie habe ich immer in der Tasche. Die Schweinchen sollte ich da lassen, unsere Wohnung würde schon nicht betroffen sein. Meine Schweinchen, meine armen Schweinchen!
Schnell nach unten gehen, bloß raus. Nicht den Fahrstuhl nehmen, sondern die Treppen, man weiß ja nie. Gedanken kreisen wie der Abstieg über 7 Etagen entlang der spiralenen Treppen. Was kommt jetzt? Wie schlimm ist es? Hoffentlich bleiben die Tiere heil.
Unten angekommen nehmen wir den Hinterausgang, wollen keinem in die Quere kommen. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Als wir um den Block herum gelaufen waren, sahen und rochen wir den dicken Qualm, der die Straße entlang waberte. Nie war die Nacht so dunkel.
Dann sah ich die brennende Wohnung. Es sah furchtbar aus, die Flammen schlugen aus den Fenstern, die wohl geplatzt sein mussten- deswegen das Klirren. Die Feuerwehr war schon da und löschte. Ihnen sei Dank!
Ich erkannte, dass die Wohnung nicht direkt neben unserer lag, sondern zwei Wohnungen weiter und zwei Etagen weiter oben. Wir würden nicht betroffen sein. Trotzdem hatte ich noch Angst, ich weinte und atmete etwas zu schnell. Die armen Leute!
Meine Gedanken drehten sich nun um die Menschen, ob sie verletzt sind, ob die Person aus der Brandwohnung das wohl überlebt hatte. Ich sah in die Gesichter anderer Herumstehender. Sie sahen alle so gefasst aus. Wie kann man da nur so gefasst sein?
Nach einer Stunde etwa, mein Zeitgefühl war völlig aus der Bahn, war das Feuer gelöscht. Die Evakuierten aus den umliegenden Wohnungen wurden bereits in einem Bus untergebracht, damit sie nicht im Nieselregen und der Kälte stehen mussten. Da die Gefahr vorüber war, gingen wir wieder hinein.
Ich bin wirklich froh, dass wir nicht betroffen waren, auch wenn mir die tatsächlich Betroffenen sehr leid tun. Doch wie ich in der lokalen Presse las, wurde niemand verletzt. Nur eine Person ist noch mit Verdacht auf eine Rauchvergiftung im Krankenhaus.
Die Wohnung ist komplett ausgebrannt, zwei Wohnungen darunter wurden durch das Löschwasser zerstört. Warum es brannte ist unklar, der Mieter vermutet, dass eine Kerze Schuld war. Eine einzelne Kerze für so ein großes Feuer… Jetzt zeugt noch ein großes schwarzes Fleck vom Brand der letzten Nacht, der Schreck ist so langsam verklungen. Der Alltag kehrt wieder ein, heute nicht ganz, aber morgen schon.
Ohne das Fleck an der Fassade wäre das Geschehene nunmehr wie ein schlechter Traum.