Robin zeigte uns in ihrer Montagsliste, was sie beim Kellnern nervtötend findet. Am Ende die Frage, was in anderen Jobs unnötig die Arbeit erschwert. Und da mir das schon länger unter den Nägeln brennt, ist nun die Zeit da für meine Liste: (mit dunkler, dröhnender Stimme lesen)
Was Verkäufer zur Weißglut bringt
Ein Supermarkt ist ein öffentlicher Raum und da gelten ein, zwei Regeln, um miteinander auszukommen. Da viele dieser Regeln ungeschrieben sind, will ich sie einmal festhalten.
1. Ungewolltes ins nächstgelegene Regal schmeißen
Es ist kein Weltuntergang, wenn man etwas doch nicht kaufen möchte. Kommt am Tag mindestens fünf Mal vor, dass sich jemand spontan an oder nahe der Kasse umentscheidet oder sieht, das er sich vergriffen hat. Kein Ding, ehrlich. Aber dann gebt das doch bitte an der Kasse ab, wenn ihr keine Zeit oder Muse habt, das selbst wieder weg zu bringen. (Außer Tiefgekühltes. Das bitte gleich wieder wegschaffen, denn ehe man dran ist und die Kassenkraft jemanden gerufen hat, der es wegschafft, ist das Ding schon angetaut.) Auch die Regale rund um die Kasse als Ablage zu missbrauchen, ist nicht in Ordnung! Es ist wirklich unendlich nervig, wenn etwas in einem fremden Regal gefunden wird. Dinge, die aus der Kühlung kommen, müssen gar weggeschmissen werden, da man ja nicht weiß, wie lange das schon ungekühlt dort lag. Das ist ökologisch, ökonomisch und arbeitstechnisch ziemlich blöd. Teilweise wird das den Verkäufern angelastet, denn man hätte es ja sehen können und der Verlust hätte vermieden werden können. Macht es den Verkäufern und Verkäuferinnen also nicht so schwer und gebt es einfach ab.
2. Kinder einfach machen lassen
Kinder sind (meistens) super, keine Frage. Ich bin ein kinderlieber Mensch und habe grundsätzlich viel Geduld mit ihnen. Wenn ich aber arbeite, mich konzentrieren muss, dann geht mir ein quäkendes Kind schnell auf den Nerv. Wenn es weint oder sehr aufgeregt ist etc, kein Problem. Da kann man oft in der Situation nicht viel machen. Aber bitte schaut, dass die lieben Kleinen nicht alles aus dem Regal zerren, durch die Gegend brüllen oder Unsinn machen. Wenn das Kind auf der Kasse rumtatscht oder die Tür zur Kasse öffnet und einfach hinein schlüpft (wirklich so geschehen), dann kann man auch ein Machtwort sprechen. Der Kassierer eher nicht. Übrigens: die Stäbe, die sich so lustig drehen, sind unterhaltsam. Aber es nervt mit seiner Lautstärke. Außerdem beschleunigt es eure Waren (Physik!) und kann dazu führen, dass etwas zu Bruch geht.
3. Sich aufregen, wenn man nach dem Ausweis gefragt wird
Jaja, ich weiß. Manchmal kann das nerven. Aber schaut: Als Kassierer muss man sich sicher sein. Und meistens merkt sich ein Kassierer ja auch das Gesicht und fragt in Zukunft nicht mehr. Wird man dabei erwischt, einem Minderjährigen Alkohol oder Tabak zu verkaufen, wird das teuer und gibt Ärger: Das Vergehen wird ins Zentralregister des Einzelhandels eingetragen und brandmarkt, der Verkäufer bekommt eine Abmahnung und eine Strafe von mindestens 250€, die er selber bezahlen muss. 250€ sind im Enzelhandel verdammt viel Geld, da die meisten Verkäufer nur halbtags angestellt werden. (Kleiner Random Fact für zwischendurch.) Seid also ruhig genervt, aber macht bitte die Person nicht blöd an, die damit bloß ihren Arsch absichert.
4. Flaschen stellen oder horizontal zur Laufrichtung des Bandes ablegen
Mein persönlicher Hasspunkt und absolut unnötiger Stressfaktor. Hintergrund ist der, dass der Sensor, der das Band anhält, mit runden Sachen nicht gut klarkommt. Das Band wird also weiter gefahren, was dazu führt, dass die Flasche über die Kasse rollt. Bei einer Flasche kein Problem, die ist schnell aufgehalten. Ab 3 Flaschen wird das aber schon anstrengend, da man nunmal nur zwei Hände hat. Ab 5 Flaschen kann es sogar kritisch werden, weil das Band sich immer weiter dreht und immer mehr über die Kasse rollt. Man kann leider den Trennstab oft nicht schnell genug hinlegen, damit der Käse aufhört zu rollen. Genauso nervig und teilweise gefährlich sind stehende Flaschen. Bei Handgranatenbier nicht der Rede wert, aber normal große Flaschen fallen am Ende des Laufbandes um und mit etwas Pech auf die Hände der Kassierkraft. Das tut weh! Das ist gefährlich! Wenn ich mir die Hand verletze, kann ich nicht arbeiten und falle aus! Flaschen, Gläser und andere runde Sachen zukünftig bitte vertikal zur Laufrichtung des Bandes ablegen. Und hohe Dinge nicht stellen. Danke.
Übrigens: ganz furchtbar ist es, die Flaschen horizontal zu legen und den gesamten restlichen Einkauf darauf zu stapeln. Pain in the ass!
5. Kleingeld auf die Kasse werfen
Damit meine ich sowohl das tatsächliche Werfen, was schnell darin endet, dass ich meine gesamte Kasse auseinandernehmen muss, weil mir das Geldstück in eine der tausend Ritzen gefallen ist. Auch meine ich das dazuwerfen von Geldstücken, wenn ich gerade das Kleingeld zähle. Am besten noch mitten auf meine Hand oder das schon gezählte Geldhäufchen. Da bekomme ich nicht wenig Lust, es einfach zurück zu schmeißen. Ich habe absolut kein Problem mit Kleinged. Mir ist das sogar ganz recht. Aber das muss halbwegs zügig vonstatten gehen, was nur gelingt, wenn man mich in Ruhe zählen lässt, ohne mich durcheinander zu bringen oder meine bisherigen Bemühungen in die Tonne zu treten. Also: haltet mal kurz die Klappe und wartet ab, bitte. Werft nicht die Fuffies in‘ Club und schreit „Bo! Bo!“
6. Die Finger anlecken
ÖRKS!!! Ernsthaft, lasst das! Das ist wi-der-lich! Wenn die Geldscheine, Pfandbons, Gutscheine etc. sich nicht voneinander trennen lassen, gibt es auch noch andere Möglichkeiten als sich die Finger anzulecken. Würdet ihr der Verkäuferin denn auch die Finger ablecken? Nein? Warum dann über Umwege? Denn im Prinzip ist es doch genau das: den Verkäufer anlecken über Umwege. Eure Sabber verteilt sich ja schließlich auf das, was ihr anfasst. Und damit auch eure Bakterien, die ihr vielleicht gerade in der Erkältungszeit mit euch herum schleppt. Als Verkäufer ist man dem ohnehin schon ausreichend ausgesetzt. Da muss sowas nicht auch noch sein. Mal ganz abgesehen vom ÖRKS-Faktor.
7. Den Pfandbon in der Hand behalten
Meistens ist es ja so, dass man erst einmal die Pfandflaschen abgibt und dann einkauft. So hat man Platz in den Taschen und kann den Pfandbon direkt mit dem Einkauf verrechnen. Gut so. Nicht so gut ist es dagegen, den Pfandbon in der Hand zu behalten. Dadurch knickt er, kann dreckig werden und eventuell führen schwitzige Hände zum Aufweichen des Bons. Im Sommer, als es brühend heiß war, hielt sich ein Kunde an seinem Zettelchen fest und übergab mir einen komplett mit Schweiß getränkten, stinkenden Pfandbon. Ich hätte fast auf die Kasse gereihert.
Was viele nicht wissen oder realisieren: Die Pfandbons muss jeder Kassierer am Ende noch einmal zählen und die Gesamtsumme errechnen. Das heißt, mit den Dingern muss man nochmal arbeiten.
8. In der Haupteinkaufszeit an der Kasse diskutieren
Ja ich weiß, wenn etwas nicht in Ordnung war, muss und will man das kommunizieren. Aber schaut: wenn gerade Full House ist, ist das denkbar ungünstig. Anstehende Kunden sind extrem ungeduldig. Denen kommt eine Minute vor wie eine Ewigkeit. Ihr kennt das vielleicht selbst? Ein Kassierer kann nicht immer etwas machen, das hilft. Akzeptiert das. Das gilt auch, wenn ihr etwas nicht finden könnt. Wenn die Schlange wartender Menschen durch den halben Laden reicht und alle Kassen besetzt sind, solltet ihr nicht an der Kasse fragen, sondern jemanden im Laden. Und wenn partout kein Mitarbeiter zu finden ist, kann man auch mal andere Kunden fragen.
Ich als Kassiererin helfe zwar gerne und stehe auch gerne auf, um etwas zu holen, auszutauschen oder nachzuschauen, aber bei vielen Wartenden unter großem Druck. Und im Bewusstsein, dass der eine oder andere gleich mächtig genervt sein mag.
Das war eine relativ spontane Liste, die sicher noch fortgeführt werden könnte. Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Eindruck davon geben, was im Laden nervt.
Was macht euch bei der Arbeit rasend?