Mission accomplished

Ich habe es überlebt!

Nein, ehrlich. So schlimm war mein Referat heute gar nicht. Es hat mich zwar ein bisschen genervt, dass manche etwas unruhig waren, aber es war auch noch früh am Tag und da waren ohnehin 2 oder 3 Leutchen drin, die auch sonst zu viel schwatzen… Aber es war okay. Unglücklich war, dass das zweite Referat zur Kritik an der Extremismustheorie war, die ich thematisiert habe, wobei Kritik allerdings auch in meinem Text vorkam und ich deswegen mit aufgenommen hatte. Ich habe also diese Passagen extra herausgestrichen, damit ich nichts vorweg nehme. Leider hat die Dozentin mich aber genau dazu abgefragt und obwohl ich eingewendet habe, dass das im zweiten Referat drankommt, hat sie drauf bestanden, dass ich es ausführe. Ich habe also meine Punkte genannt, die ich ja ausgearbeitet habe. Und das war genau das, was auch zum Teil im nächsten Vortrag besprochen wurde… echt blöd!

Da ihr Interesse bekundet habt zur Extremismustheorie, möchte ich euch eine Studie ans Herz legen, die wie ich finde gut verständlich formuliert wurde. Es handelt sich um „Rechtsextremismus im Wandel“ von Stöß und ist frei zugänglich: KLICK.

Das Referat habe ich wohl so gut überstanden, weil ich echt gute Laune hatte. Denn vor dem Referat habe ich die andere Referentin M. kennengelernt und wir haben uns ein wenig unterhalten und gegenseitig Händchen gehalten. Nach dem Seminar haben wir uns weiter unterhalten, ein bisschen einander aus dem aktuellen Leben erzählt und morgen sehen wir uns wieder. Wir studieren die gleichen Fächer und haben viele Veranstaltungen zusammen. Ich glaube, ich hab eine neue Freundin gefunden und das macht mich total happy. Mit jemandem, der das gleiche studiert, ist das Studium doch gleich viel angenehmer. 🙂

Was mich wieder an einen Beitrag von mir denken lässt, in dem ich schon einmal bemerkte, wie vielen Menschen man während des Studiums begegnet -teilweise sehr oft- und man sich doch nie näher kennenlernt. Wäre ja toll, wenn das jetzt mal anders würde. 😉

Als ich daheim eintrudelte, erspähte ich auch einen zweiten Gute-Laune-Macher (neben Schatzi, der lecker kochte) : Ein bei Lovelybooks ergattertes Buch zur Leserunde zu „Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“ von Adam Johnson. Im Paket waren außerdem niedliche Lesezeichen, eine Postkarte und eine Zeitung zum Buch, in der der Autor über seine Recherchen zum Buch und seine Reise nach Nordkorea berichtet. Ich habe schon in das Buch hinein gelesen und es ist wirklich sehr schön geschrieben. Sobald ich es fertig gelesen habe und meine Bedingung erfüllt habe, eine Rezension bei Lovelybooks zu schreiben, werde ich euch mehr darüber erzählen. Ich mag es schon jetzt gern.

So schön wie der Tag anfing, so schnell war er im Prinzip zu Ende. Denn am frühen Nachmittag quälte mich wie letzter Zeit viel zu oft Migräne. Jetzt, viel Schlaf und 2 Tabletten Ibuprofen später, gehts mir wieder gut (wobei ich wohl keine schweren Maschinen bedienen sollte… *hust*) und ich gehe bald ins Bett, um mich auf mein Simmelseminar und M. zu freuen.

Stadtkirche Jena

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Voll extrem, ey!

Morgen gehts rund: ich halte ein Referat. Als Allererste!

Die Vorbereitungszeit war verdammt kurz, vor allem wenn man berücksichtigt, dass ein Tag für Muttern reserviert war und ich an einem anderen -wie sollte es anders sein- Migräne hatte. Somit hatte ich nur zwei Tage Zeit, ein halbwegs vernünftiges Handout zu gestalten, das ich am Sonntag schon meiner Dozentin schicken sollte, mich in 3 längere wissenschaftliche Texte einzuarbeiten (wovon einer so angenehm zu lesen war wie Hämmorrhoiden während einer Magen-Darm-Grippe) und diese zu einem Vortrag auszuarbeiten, bei dem meine Kommillitonen weder einschlafen noch fiese Fragen stellen können. Einer dieser beiden Tage war leider auch nur zur Hälfte zum Ausarbeiten gut, denn am Abend kam Besuch und davor möchte man ja schon mal ein wenig Ordnung in der Wohnung schaffen…

Nichtsdestrotrotz bin ich nahezu fertig und habe dabei sogar was gelernt- wie es ja sein sollte. Somit referiere ich morgen früh über Rechtsextremismus und Extremismustheorien. 30 Minuten soll der Spaß dauern. Eigentlich ist es interessant, aber ich habe so gar keine Lust, mich vor alle zu stellen und zu reden. Ich bin gerade echt maulfaul. Und auch sonst faul. Ich will eigentlich nur meine Ruhe haben und ungestört zuhören. Jetzt muss ich selber reden. Und die anderen dürfen zuhören. Menno!

Aber was solls. Danach habe ich zumindest den Rest des Semesters in diesem Seminar Ruhe vor sowas. Dann lehne ich mich zurück und sehe den anderen beim Schwitzen Erzählen zu. Und einen Vorteil hat es, wenn man als Erster dran ist: Einerseits gibt es keinen Vergleichswert, keine Messlatte. Andererseits kann ich mir diejenigen merken, die blöde Fragen stellen und dann bei ihren Vorträgen blöde Fragen stellen, hähä! Nicht dass ich nachtragend wäre, … ach was erzähl ich da, manchmal finde ich Rache schon schön. 😉

Um es kurz zusammen zu fassen: Es gibt die Theorie, dass eine demokratische Mitte existiert, die es von extremen Rändern zu unterscheiden und vor diesen zu schützen gilt. Neben linkem, rechten oder religiösem Extremismus wurde auch der Begriff des Extremismus der Mitte geprägt (Ende der 50er von Seymour Martin Lipset), der besagt, dass auch die gesellschaftliche Mitte intolerante Tendenzen aufweisen kann, die autoritären Regierungen Tür und Tor öffnet. Ein Beispiel wäre der Übergang von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus (der Wahlerfolg der NSDAP ist Eliten aus der gesellschaftlichen Mitte zuzuschreiben; Umberto Eco sagte auch, der Faschismus sei aus der Frustration des Mittelstandes heraus entstanden.) Als weiteres Beispiel wird das Gesellschaftssystem der 90er Jahre genannt, in dem politische und ökonomische Eliten durch ihre Positionierung in Debatten um Leitkultur, Multikulturalität, Nation und Einwanderung rechtsextremes Gedankengutschlecht und somit eine autoritäre Gesellschaft förderten.

Kritiken an der Extremismustheorie sind unter anderem, dass das Extremismus – Mitte – Extremismus- Modell viel zu eindimensional wäre, wobei ich auf jeden Fall zustimmen würde. Außerdem sei „Extremismus“ ein Kampfbegriff, der Ansichten lediglich nach Freund und Feind unterscheidet und dadurch bestimmte Meinungen und Einstellungen ausgrenzt und die Träger stigmatisiert. Gegenkritik: Wenn man den Begriff des Extremismus ablehnt, kann man gleich alle wertenden, normativen Begriffe ablehnen, denn schließlich hat man schon immer verschiedene Begriffe als „Kampfbegriffe“ gebraucht und sie mit verschiedenen Bedeutungen versehen, um Stellung zu beziehen.

Weitere Kritik: „Extremismus“ setzt Ungleiches gleich, indem ex z.B. Rechts- und Linksextremismus in einen Topf wirft. Einige Wissenschaftler, die über Rechtsextremismus schreiben, weigern sich, den Begriff des Linksextremismus anzuerkennen. Und überhaupt würde das Extremismuskonzept eine Ähnlichkeit suggerieren, die es so nicht gibt. Persönlich bin ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher, ob man diese „Kritik“ überhaupt ernst nehmen kann…

Übrigens gibt es sogar Wissenschaftler, die die Existenz von Extremismus in jeder Form komplett leugnen. Ich denke mal, dann sind extremistische Übergriffe oder aber die Arbeit von Extremismusforschern und deren deutliche Ergebnisse bloß eine Lüge der Matrix. Oder Zufall. Oder eine kollektive Halluzination.