Geschlossener Raum, geschlossener Geist

Bericht vom 20.04.2016

Der 20.04.2016 ist ein sonniger Tag mit dunklen Gedanken. Es wird am Abend einen Fackelumzug geben von Thügida, der braunen Schwester von Pegida, geleitet von Faschisten. Das Gericht in Gera sieht keinen Zusammenhang mit dem Hitlergeburtstag. Bittersüße Fassungslosigkeit erfasste mich in den letzten Tagen ob dieser Einschätzung, gehe ich schon seit 15 Jahren an diesem Datum gegen Faschisten auf die Straße und kenne die Neonaziszene Südthüringens sowie die Netzwerke dieser geistigen und wortwörtlichen Brandstifter, die sich vor wenigen Jahren in Form des NSU endlich auch ins Bewusstsein der Gesellschaft brannten, die das Problem unterschätzte oder vernachlässigte, obwohl wir¹ sie doch immer warnten…

Ich bemerke beim Schreiben dieser Zeilen eine gewisse Verbitterung, aber auch Traurigkeit ob der verschlossenen Herzen der Menschen. Manchmal erscheint mir die Welt tiefschwarz, wenn ich sehe, welche Geister sich darin befinden.

Im Vorfeld der Demonstrationen habe ich mich mit einigen Mitstudierenden unterhalten. Alle sind ausnahmslos gegen Neonazis und fassungslos über die Entscheidung des Gerichtes, vor allem auch der nachträglichen und kurzfristigen Verbote einiger angeblich die öffentliche Sicherheit gefährdender Gegendemonstrationen – was ist gefährlicher als eine Horde Faschisten mit Fackeln für den Führer? Nur wenige Mitstudierende wollen zu den Gegenveranstaltungen gehen; ich ertappe mich dabei, wie ich ihre Haltung ein wenig verachte: Ist das nicht auch eure Stadt? Wollt ihr „die“ hier haben? Tatsächlich fühlt sich die Thügida-Demo wie ein Eindringling in „meine“ Stadt an; ich möchte meine Stadt schließen und keinen Rechtsradikalen hineinlassen. In den Gesprächen bekomme ich die Information, dass 47 Busse mit Polizisten aus verschiedenen Bundesländern eintreffen sollen, doch sämtliche Informationen beruhen stets auf Hörensagen.

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Am Nachmittag laufe ich einige Stunden vor Beginn der Veranstaltungen durch die Stadt, als Zäune aufgebaut werden. Erschaffung geschlossener Räume. Die Route der Fackelfaschisten wird großräumig abgegrenzt. Jetzt, da noch niemand dort marschiert, aber niemand mehr hindurch laufen darf, fühlt sich der Raum leer und unwirklich an. Wer nicht über die geplanten Geschehnisse bescheid weiß, könnte dort auch einen Festumzug vermuten. Dennoch fühle ich mich angespannt. Die Straßenbahnen fahren nicht mehr durch bzw. in die Stadt, sodass ich auf meinem Weg von einem Termin in der Stadt nach Hause durch den Park laufen muss, um zur temporären Endhaltestelle zu gelangen. Dabei begegne ich einigen zwangsspazierenden Menschen, die in die Stadt hinein gelangen wollen. Ich beginne schon hier in „Freund“ und „Feind“ zu unterscheiden und merke selbst eine gewisse Geschlossenheit in meinem Denken.

Gegen 18.00 Uhr fahre ich zurück in die Stadt und treffe mich im Zentrum mit Mitstudierenden. Auf dem Weg vernehme ich in Lautsprecher geschriene Hassbotschaften. Klingt ein bisschen wie Hitlers Reden; Betonung und phonetische Kniffe sind gleich. Der Redner kehrt die Konstellation der Ausgrenzung um und sieht die Fackelläufer als ausgegrenzte Andersdenkende. Wenn er meint.

An einer Barrikade wird mein Gang gestoppt, ich muss Umwege gehen. Auf der anderen Seite sind Gleichgesinnte. Ganz geschlossen kann dieser Raum also (noch) nicht sein.

Ich laufe auf Gegendemonstrationsseite an mehreren Ständen mit Musik vorbei, auch bei der Partei Jena, die später noch relevant wird. Am Treffpunkt angekommen, es ist mittlerweile 18.30 Uhr, fällt mir vor allem die Leere in den Läden auf, einige schließen gar.

Treffe mich mit Freunden; wir bewegen uns weiter zur Demonstrationsgrenze. In der Masse stehend werden wir von einem wohl verirrten älteren Mann angepöbelt, der sich beschwert, dass er „wegen dieser Scheiße hier“ drei Stunden für seinen Weg gebraucht hat. Tauschen ein paar Worte aus, ehe er weiterzieht und andere Unbeteiligte anpöbelt. Mir wird klar, warum er bisher drei Stunden benötigte.

Stehen mittlerweile nahe der Musikbox der Partei Jena. 90er Jahre Techno- und Chartmusik. Vorbeilaufende beginnen zu grinsen, manche tanzen, manche singen mit. Makarena ertönt und es bilden sich mehrere Grüppchen Tanzender. Stimmung ist locker. Die Polizei bewacht weiterhin den abgegrenzten leeren Raum.

Mit fällt das Kommunikationsteam der Polizei auf in ihren Uniformen, die sich klar von der Masse abgrenzt. Kleidung ist eine Möglichkeit, Zugehörigkeit zu signalisieren und Geschlossenheit zu schaffen. So bilden auch der schwarze Block oder eine Gruppe pink Kostümierter jeweils eigene scheinbar geschlossene Gruppen; wobei auch ich ganz in schwarz gekleidet bin, ohne zum schwarzen Block zu gehören. Das Kommunikationsteam steht derweil abseits und kommuniziert mit niemandem.

Nach einer Weile kommt der rund 200 Personen umfassende Trupp Faschisten vorbei, es wird laut. „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten ertönt, wir singen mit und grenzen sie dadurch aus, bilden eine Gemeinschaft, die gegen eine andere Gemeinschaft ansingt. Sie marschieren mit schwarz-weiß-roten Fahnen und Sprüchen wie „Ami go home“ oder „Wir sind das Volk.“ Sie lechzen nach einer geschlossenen Gesellschaft, die keine Einflüsse von außen erfahren soll. (Allein schon die Unterscheidung in „wir“ und „sie“ ist interessant.)

Gegen 20 Uhr haben wir den Standort gewechselt, nachdem der Fackelumzug weiter zog. „Nazis raus“ und „haut ab“ wird gerufen. Jemand aus meiner Gruppe wird gefragt, ob er Nazi sei; er trägt ein Metalshirt. „Aber dann habe ich gesehen, dass Sie mit einem indisch aussehenden Mitbürger reden.“ – „Er ist Inder.“ Vorurteile zeigen geistige Verschlossenheit der Vorurteilenden.

Auch in der Gruppe der Gegendemonstrierenden kann man Uneinigkeit finden. An dieser Stelle frage ich mich, wie sehr „unsere“ Gruppe eine geschlossene Gruppe sein könnte. Denke ich zurück, sehe ich vor meinem geistigen Auge Buntgekleidete neben Metalheads, Studenten neben Arbeitern, Jugendliche neben Rentnern. Dementsprechend dürften sich viele verschiedene und sicher auch gegenläufige Ansichten finden; was uns eint ist es, gegen Neonazis zu sein. Reicht es aus, ein gleiches „Feindbild“ zu haben? Ist der Mechanismus auf der rechten Seite ähnlich, oder definieren sie sich doch –die Weltanschauungen außen vor gelassen- über andere Variablen als wir?


Tage später erfahre ich, dass Gegendemonstranten mit Flaschen und Steinen geworfen haben. Das ist nicht in Ordnung. Davon distanziere ich mich. Mit Gewalt gegen Faschisten vorzugehen ist wie Saufen gegen Alkoholismus. Und das ist genau das, was sie wollen. Dass wir eskalieren und sie als die ordentlichen, friedlichen Demonstranten gelten. Wobei es wohl auch auf Naziseite zu Ausschreitungen kam. Empfehlen kann ich dazu DIESEN Artikel.

Am 17. August wollen die Faschos schon wieder meine Stadt belästigen. Diesmal zum Todestag von Hess. Es kommt nicht überraschend, wollen sie doch die Stadt erobern, die massiven Widerstand leistet. Dennoch bin ich erzürnt und sehr genervt.

P.S.: Hey Gericht Gera, bleibt ihr bei der Aussage, dass das alles nix mit Hitler zu tun hatte?


¹ „Wir“ heißt eine antifaschistische Interessengruppe, der ich in meiner Jugend angehörte. Wir warnten einige Jahre vor Bekanntwerden des NSU vor rechtsradikalen Netzwerken, doch wurden nicht beachtet.

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Neues zum Tierheim Jena

Wie ihr wisst, unterstütze ich das Tierheim, soweit es mir möglich ist und ich mache ja auch Werbung für Spenden etc. Dass das alles ziemlich mühselig abläuft, weil die Stadt sich nen Scheiß drum kümmert, was mit Fundtieren und den Tieren passiert, die aus welchen Gründen auch immer abgegeben werden, ist mir vollständig bewusst.

Aber jetzt hat die Stadt echt den Vogel abgeschossen. Ich bin stinkwütend und könnte diesem selbstgefälligen Finanzgeier gerade ein paar Takte an den Schädel knallen. Was mich so aufregt?

Lest selbst:

„Bei Sanierung ist Eigentum des Tierheimvereins Jena weg“, OTZ vom 28.01.2014.

Kurzfassung: Entweder der Tierheimverein behält das Tierheim und bekommt dafür keine Zuschüsse mehr. ODER das Gebäude wird zwar saniert, aber durch die Stadt bzw. deren Beauftragte verwaltet und der Verein tritt seinen Besitz ab.

Klingt ja halb so schlimm, dieser Vorschlag nach dem Oder. Wenn man sich aber mal die Stadtpolitik der letzten Jahre sowie die Lage des Tierheims in der Nähe des neuen Autobahntunnels ansieht, wird schnell klar: die haben was ganz anderes vor! Es ist damit zu rechnen, dass das Gebäude zwar saniert wird, aber nur kurzfristig gehalten, um es an irgendwelche Sponsoren zu verkaufen und irgend was anderes hinzubauen. So war es an fast jeder Ecke Jenas und so hässlich sieht die Kommunalpolitik hier aus. Hauptsache Konsumtempel und Profit, alles andere ist zweitrangig.

Könnt ihr euch eine Großstadt vorstellen, die so vollgepackt ist mit Haustieren, dass auf jeden Haushalt durchschnittlich 2-3 Tiere (oder mehr?) kommen, die aber kein Tierheim hat? Nichts, wohin man sich wenden kann, wenn der Hund weggelaufen ist? Nichts, wohin man sich wenden kann, wenn man plötzlich eine Allergie entwickelt hat? Wenn der Nachbar gestorben ist und eine Katze zurücklässt, um die sich keiner kümmern kann? Wenn man eine Urlaubsbetreuung braucht?

Das nächste Tierheim ist eine halbe Stunde Zugfahrt plus Bus entfernt. Wenn man kein Auto hat, gelangt man auch mit dem Nahverkehr ziemlich schlecht dort hin. Und die haben ja auch nur begrenzte Kapazitäten. Davon ab: Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass das große nachweihnachtliche und vor den Ferien – Tieraussetzen zunehmen würde. Für die meisten ist es schon eine Überwindung, überhaupt ins Tierheim zu gehen, aber dann noch ne Stunde unterwegs sein?

Lange Rede, kurzer Sinn: die Stadt erpresst das Tierheim, nichts anderes ist das. Ich bin sauer, ich hab die Schnauze voll. Man hat sich hier echt viel geleistet in den letzten Monaten, aber langsam sollte sich doch mal der fackel- und heugabelschwingende wütende Mob formieren, der den Finanzhoschi samt Oberbürgermeister aus dem Dorf, Pardon, der Stadt jagt. Ich wäre dabei!

Fußball in Jena

Wenn es um Fußball geht, bin ich ja ohnehin schon genervt, denn ständig wird man damit beschallt und belästigt. (Siehe dazu auch Lady Crooks heutigen Beitrag.)

Wenn es aber um Fußball in Jena geht, da platzt mir derzeit regelmäßig die Hutschnur.

Zur Vorgeschichte: Durch das Hochwasser dieses Jahr wurde das aktuelle Stadion, das sich direkt am Paradiespark befindet, in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem mussten die Flutlichtmasten demontiert werden, da sie einsturzgefährdet waren. Mittlerweile gibt es neue Flutlichtmasten, lustigerweise in den Farben Rot-Weiß. Das sind die Farben von Erfurt, dem Erzfeind des Jenaer Fußballs (und eingebildetermaßen auch Feind der Jenenser* und lange hier lebenden Jenaer*.)

Jedenfalls soll das Stadion nun umgebaut werden. Statt es aber hochwassersicher zu machen (Hochwasser in solchem Ausmaß kommen extrem selten vor und sind vor allem der Firmenpolitik von Vattenfall geschuldet, die statt notwendige Leerkapazitäten bereitzuhalten lieber Geld schinden wollen) soll es nun komplett verlegt werden.

Das kostet nicht nur unglaublich viel mehr, es ist auch eine beschissene Gegend für ein Stadion. Nämlich eine Wohngegend! Und zwar nicht irgendeine. Es handelt sich um Lobeda, der bevölkerungsreichsten Gegend Jenas. Genauer gesagt um Lobeda-Ost, das ohnehin schon durch den ständigen Lärm des überdimensionierten Krankenhauses gebeutelt ist. Wenn es laut unseres -Verzeihung- von allen guten Geistern verlassenen OB geht, ist weder das ein Problem, noch der Preis, noch die Sicherheitsfrage.

Zur Sicherheitsfrage muss man wissen, dass gerade bei Derby-Spielen gegen Erfurt ein enormes Polizeiaufgebot vonnöten ist, weil sich die Leute einfach nicht benehemen können, sondern es immer Vollidioten gibt, die randalieren oder sich unbedingt gegenseitig aufs Maul hauen müssen. Dieser Pöbel wurde bisher immer vom Bahnhof bis zum Stadion eskortiert, damit nichts weiter passiert. Das wäre bei dem geplanten Stadionstandort nicht mehr möglich, da diese Strecke ca. 7 Kilometer betrüge. Das bedeutet, dass der randalierende Pöbel (ich möchte echt nicht gerne verallgemeinern, aber die Erfahrungen zeigen, dass immer genügend randalierender Pöbel dabei ist) mit den Straßenbahnen fahren müssten, die dann (erfahrungsgemäß) beschmiert und zerstört werden, was dann wieder Fahrpreiserhöhungen nach sich zöge, die es ohnehin schon gibt, weil sich der Jenaer Nahverkehr neue Straßenbahnen gegönnt hat. Ich finde aber jetzt schon eine Einzelfahrt für 1,90€ nen stolzen Preis, zumal der gilt, egal ob man nun 2 Stationen fährt oder 10. Aber das ist ein anderes Thema.

Wegen des Verbundgebietes müssten die Erfurter, die mit dem Zug kommen, ja nicht einmal was für die Straßenbahn bezahlen, was für Touris super ist, aber für Fußballrandalierer…naja lassen wir das. Ergo müssten allein die Jenaer dieses Problem mit der Straßenbahn ausbaden.

Zum Lärm: Schaut euch einfach mal die Karte an. Das rot umrandete ist das geplante Stadion (heute ist da ein kleiner Bolzplatz, den man den Jugendlichen dafür wegnehmen würde.)

Stadion Lobeda Ost

Eigentlich müsste man dazu auch nix weiter sagen, aber: schaut euch mal an, wie viele Wohngebäude da drumherum stehen. Und auf der anderen Seite der Autobahn stehen noch mehr. Noch besser: um da ein zweitligataugliches Stadion hinzubauen (für einen Viertligaverein!) müsste man das Otto-Schott-Gymnasium dort wegreißen.

Um es auf den Punkt zu bringen: statt das alte Stadion in idealer Lage zu sanieren, will man ein komplett neues Stadion mitten in eine Wohnsiedlung stellen, dafür eine Schule wegreißen und sowohl Anwohner als auch die Straßenbahn den ewig bekannten Rangeleien der Fußballclubs aussetzen.

Ist ja nicht genug, dass man den Stress um diese überbewertete Sportart schon jetzt ständig mitkriegt, nein, jetzt will man auch noch den einwohnerreichsten Ortsteil mit reinziehen. Das und der Fakt, dass dafür so unglaublich viel Geld ausgegeben wird, während man Jugendzentren schließt, weil das Geld dafür fehlt, kotzt mich so unendlich an. Ich hoffe inständig, dass diese Schnapsidee wieder verworfen wird, ansonsten hab ich die Schnauze voll von dieser eigentlich schönen aber leider mittlerweile verhunzten Stadt.

Und um mal den Bogen zu meinen Uniforschungen zu spannen: wenn man Jugendlichen ihre Möglichkeiten raubt, ihre Zeit sinnvoll zu nutzen und stattdessen gewalttätige Auseinandersetzungen in die Wohngebiete eindringen lässt, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man hinterher ein Rechtsextremismusproblem bekommt. Mag übertrieben sein, sind aber genau diese Nährböden, die aus den Forschungen so bekannt sind…

Nachtrag: Wie ich gerade lese, sollen auch Sanierungen der Schulen für den Stadionneubau auf 2017 verschoben werden. Zudem müsste man einen 20 Millionen-Kredit aufnehmen. Jena wollte eigentlich schuldenfrei werden. Wer mehr lesen möchte, der schaut HIER.

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*Jenaer sind Zugezogene, Jenenser sind ausschließlich in Jena geborene. Die sind da furchtbar penibel!

Projekt Tierheim 2013

Ich weiß, ich habe hier und da schon einmal zu Spenden aufgerufen (siehe Weihnachtspost von 2010) oder an euch appeliert. Ich habe mich immer versucht, mit sowas zurück zu halten, da ich selber weiß, wie es nerven kann.

Aber diesmal möchte ich auf etwas aufmerksam machen, das mir wirklich am Herzen liegt. Es handelt sich hier um das Tierheim in Jena, das dringend Hilfe benötigt.

Ja, klar, eigentlich braucht ja jedes Tierheim Unterstützung. Aber was ist hier anders?

Nun, hier handelt es sich gewissermaßen um einen Sonderfall. Denn in der Vergangenheit gab es Menschen, die dem Tierheim und seinen Bewohnern nichts Gutes wollten. Und auch wenn das schon lange wieder geradegerückt wurde und nun liebe Menschen, von denen ich schon ein paar kennenlernen durfte, gute Arbeit machen, so nagen jetzt doch die Langzeitfolgen am Tierheim. Denn es braucht dringend einige Einrichtungen wie eine Quarantänestation für Hunde, Sanierungsmaßnahmen, eine vernünftige Heizungsanlage (der Winter steht vor der Tür) und dergleichen.

Da die Stadt aber lieber Geld in Prestigeprojekte und sinnlose Bürgerbefragungen steckt, bleibt kaum etwas für das Tierheim über. Und genau hier kommen wir -also ihr und ich- ins Spiel. Denn schon ein winziger Beitrag von uns hilft dem Tierheim.

Wie ihr helfen könnt und worum genau es nun geht, erfahrt ihr hier: Projekt Tierheim 2013.

Und damit es nicht in Vergessenheit gerät, habe ich rechts in der Leiste einen Button eingebaut, der euch auch auf die Seite leitet.

Vielen Dank für eure Hilfe und ein schönes Wochenende.

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Halb 8

Wie auch Bob der Baumeister ist „Halb 8“ in Jena sehr bekannt. So ereignete es sich eines Tages, dass Männchen am Bahnsteig stand und mit ihm ins Gespräch kam.

Halb 8: „Der Zug fährt nach Amerika!“

Männchen: „Nein, tut er nicht. Der fährt nach Buxtehude.“

Halb 8: „Doch, tut er! Halb 8!“

Und weil er dieses „Halb 8“ ständig wiederholt, hat man ihn kurzerhand so genannt. Offensichtlich ist das schon so einigen Leuten passiert, denn wie gesagt kennt man Halb 8 einfach.

Eignetlich fand ich die Geschichte ziemlich lustig, haha ein Zug nach Amerika. Doch da ich nun um seine vermutete Vergangenheit weiß, ist es nicht mehr so witzig.

Man sagt, Halb 8 sei früher ein gutgestellter, gebildeter Mann mit einem guten, anständigen Leben gewesen. Doch seine Frau starb früh – um halb 8- und das hat er einfach nicht verkraftet. Nun streift er durch die Straßen und murmelt vor sich hin, verschwindet immermal für ein paar Wochen (vermutlich in der Psychiatrie oder einem Heim) und kommt irgendwann wieder. Wie viel an der Lebensgeschichte wahr ist, weiß ich nicht.

Ich weiß aber, dass man einen Menschen niemals zu früh beurteilen sollte.

Bob der Baumeister

Wie vermutlich jede Stadt, so hat auch Jena stadtbekannte Menschen, die auffallen, da sie aus dem Rahmen fallen.

Und einer dieser Menschen ist Bob der Baumeister. Ich habe keine Ahnung, wie er wirklich heißt, aber es liegt nahe, ihn so zu nennen.
Er ist ein älterer Mann, vermutlich Mitte 60. Bei jedem Wetter trägt er einen blauen Overall. Auf seinem Kopf prangte vor einigen Jahren noch dazu ein blauer Bauarbeiterhelm. Nachdem dieser aber kaputt gegangen war, benutzte Bob mehrere Jahre lang eine blaue Salatschüssel aus Plastik. Neulich, als ich ihn wiedersah, zeigte er jedoch recht stolz einen neuen weißen Helm. Vielleicht hatte ihm den jemand geschenkt, wer weiß?

Immer mit dabei hat er auch etliche Tüten Müll. Naja, für uns ist das Müll. Für ihn nicht. Er ist Messi. Und wenn ich so in seine Taschen luge, muss ich sagen, dass vieles davon wirklich eigentlich kein Müll ist. Damit ist Bob so ein bisschen wie ein Mahnmal: Wir schmeißen zu viel weg!

Bob ist eine gute Seele, das merke ich, obwohl ich mich noch nie richtig mit ihm unterhalten habe. Mir jedenfalls erscheint er sympathisch, ich weiß jedoch nicht, warum. Vielleicht ja schon wegen des Lächelns, das er stets zu seinem Overall trägt. Ich weiß nur, dass man aufpassen sollte, wenn man ihn anspricht, denn seine Stimmung kann ganz schnell umschlagen, wenn man etwas Falsches sagt. Und das kann laut Aussagen erfahrener Jenenser wohl schon ein normales „Guten Tag!“ sein.

Letztes Jahr, es war Sommer und sehr heiß, musste ich leider unfreiwillig feststellen, dass er unter seinem Overall offensichtlich keine Unterwäsche trägt. Er stand mit dem Rücken zu mir und ich sah, dass sein Reißverschluss nicht ganz geschlossen war. So erblickte ich also seinen blanken Hintern. Haariger alter Arsch- ich sag euch, ein Bild davon im Süßigkeitenregal ist besser als jede Diät!

Bahnfahrten mit ihm sind aber immer lustig. Einmal, als er einstieg, tuschelte ein junges Mädchen hinter mir abfällig mit ihren Freundinnen über ihn und sagte wirklich ekelhafte Sachen. Bob stand im Gang vor mir und machte es sich auf einem der Kästen gemütlich und trank in Ruhe ein Bier. Da wurde das Mädchen lauter und sagte irgendwann „Boh der stinkt!“

Ich dachte nur „was für ne blöde Ziege!“ (er stinkt auch gar nicht!), als Bob anfing, sie mit quäksiger Stimme nachzuäffen. Und als er dann „hädädädä!“ machte, konnte ich nicht mehr an mich halten und musste lachen. Das Mädchen stieg mit hochroten Kopf an der nächsten Station aus und ich hatte einen geretteten Tag.

Hoffentlich bleibt uns Bob noch lange erhalten und versüßt die eine oder andere Bahnfahrt. Aber mit geschlossenem Reißverschluss, bitte! 😉

P.S.: Aus Respekt vor seiner Person werde ich hier kein Photo von ihm posten. Das eine oder andere Bild wird es im Internet aber schon geben.

Bildsprache

Sorry Freunde, aber bei so viel schönem Grün lasse ich einfach mal Bilder sprechen und spare mir viel Gerede.

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Die Lobdeburg zwischen viel Grün

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Der Eingang zum Goethepark
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…der fast immer von Enten besucht ist.

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Ostern auf der Leuchtenburg

Ostermontag schon war ich auf der Leuchtenburg- zusammen mit unserem jüngsten Traumpärchen in der Runde und meinem eigenen Traumprinzen. Ich wollte schon vor ein paar Tagen darüber berichten, doch da kam mir ein Migränedownload in die Quere. 😉 Deswegen hole ich das jetzt einfach mal nach.

Die Leuchtenburg ist eine wirklich gut erhaltene Burg auf dem 400m hohen Lichtenberg zwischen Jena und Rudolstadt. Sie wurde um 1200 auf Geheiß der fränkischen Herren von Auhausen errichtet und hat wirklich viel erlebt und überstanden.

Wer mehr über ihre Geschichte erfahren möchte, kann das hier tun: >KLICK<

Wir erreichten die Burg etwa um die Mittagszeit. Es war ziemlich kalt, was den Aufstieg für mich mit meinem Asthma etwas schwierig gestaltete. Aber oben angekommen wurde ich mit einer tollen Aussicht und vielen Sehenswürdigkeiten belohnt:

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Am Fuße der Burg stand ein kleines Häuschen, das ich irgendwie niedlich fand und neben der riesigen Burg ein wenig grotesk:

P1030186Wie man sieht: es lag noch ein wenig Schnee.

Wenn man durch die Stadtmauern geschritten ist, fällt einem erstmal der uralte gepflasterte Weg auf. Hebt man seinen Kopf dann wieder, kann man den Turm des heutigen Museums bewundern:

P1030189Er ragt über alle anderen Gebäude empor und man kann ihn auch besteigen. Doch dazu weiter unten.

Zunächst einmal sollte man sich nämlich stärken, denn es gibt keinen Aufzug, sondern viele viele viele viele Treppen. Das geht zum Beispiel beim Wirtshaus zur Dicken Magd

P1030191Oder in der Burgschanke:

P1030192Wir haben zunächst eine kleine Tour zum Aufwärmen gemacht. Dabei kann man weit blicken:

P1030193Oder sich in einem der unzähligen Gebäude aufhalten. Hier ein Blick aus einem der Fenster:

P1030197Schließlich bestiegen wir den Turm, Stufe für Stufe für Stufe..

…und noch weiter… und weiter….

…noch eine Etage…

…und immer höher. Schließlich gelangten wir nach oben und konnten den Blick über das Saaletal schweifen lassen. Am nähesten dran befindet sich Seitenroda:

P1030208Und hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen… Nagut, ist nur ein Berg. Leider konnte ich mir nicht merken, wie die nächsten Örtchen heißen, aber vielleicht weiß es ja jemand von euch?

P1030212 P1030217Und dann kann man natürlich noch Jena sehen- und wenn man genau hinschaut, sogar den Phallus Jenensis:

P1030221Stellenweise kam dann sogar die Sonne raus- aber wirklich nur stellenweise:

P1030218Und der Schnee um das kleine Häuschen am Anfang war auch geschmolzen:

P1030220Man konnte auch wunderbar auf das Markttreiben innerhalb der Burggrenzen schauen:

P1030209 P1030213 P1030214Übrigens ist hoch oben auf der Turmspitze ein kleines Zimmerlein. Wer darin wohl geschrieben, getrunken und geschlafen haben mag?

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Zum Schluss wurden wir noch mit einem Konzert der Band Cultus Ferox beglückt. Die sind wirklich spitze, hört mal rein!

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Der Tag dort hat mir wirklich sehr gut gefallen! Auch wenn es kalt war und man ziemlich durchfröstelt wieder zu Hause ankam, so hat sich der Ausflug gelohnt.

Also, falls ihr mal in der Nähe seid, empfehle ich euch einen Besuch auf der Leuchtenburg. 🙂

Na, noch Fragen, warum ich Thüringen so mag?

Kurze Anmerkung zum Copyright: Ihr dürft die Bilder gerne verwenden. Aber bitte gebt mir kurz in den Kommentaren Bescheid und gebt außerdem die Quelle an. Falls ihr sie auf einem Blog oder einer sonstigen Internetseite verwendet, verlinkt bitte hier her. Dankeschön.