„Wir müssen dann mal schauen, ob wir weiterhin nur Ultraschalls machen, oder ’mal reingucken“ sprach’s und verschwand.
Ich stehe mit dem Mäuschen auf dem Arm da wie angewurzelt und fühle mich vor den Kopf gestoßen. Man sollte meinen, ein Professor für Kinderradiologie habe etwas mehr Empathie, aber vielleicht ist er auch nach Jahren seiner Arbeit abgestumpft, ich weiß es nicht. Wie ich es hasse, wenn ein einfacher Kontrolltermin zu einer Stressbelastungsprobe wird. Völlig unnötig zudem.
Kurz und knapp übersetze ich, was der Prof uns da gerade an Informationsbrocken hingeworfen hat, aber wohl genauso trocken, wie ich es gesagt bekam, weil ich das Ganze noch gar nicht verarbeitet habe. Mr. English reagiert wie ich sparsam auf die Worte.
Wir gehen weiter zum nächsten Termin, auch eine Spezialistin und Professorin, aber noch spezialisierter als der Prof und ich bin erneut* so unfassbar froh, dass wir sie haben. Wir kennen sie bereits seit der Schwangerschaft, während der sie uns sehr beruhigt hat mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung. Sie nimmt auch heute meine Sorgen, indem sie mir zustimmt, wie unsinnig und unnötig eine Operation beim Mäuschen wäre, denn außer „mal gucken“ gibt’s da eben nichts zu machen. Wie an anderer Stelle gesagt ist des Mäusekinds Situation nicht lebensbedrohlich, wir können keine Einschränkungen in irgendetwas feststellen. Stattdessen ist das kleine lustige Mädchen aufgeweckt und entwickelt sich rasend schnell.
Und weil ich in der Situation nicht in der Lage war, es zu sagen, hole ich es nun nach: Nein, Herr Professor, wir werden ganz sicher keine Operation an unserem Baby durchführen lassen, nur damit man „mal gucken“ kann! Für Sie ist das vielleicht ein interessanter Fall. Für mich ist dieses kleine quietschende, aufgeweckte, neugierige kleine Wesen mein Alles.
*Erneut, da der Prof diese Unsitte schon beim letzten Kontrolltermin abgezogen hat. Grrr!
Was ist denn mit deiner Süßen?
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Hey, was genau möchte ich nicht sagen. Es handelt sich um eine organische Anomalie, mit der sie aber ganz normal und ohne Einschränkungen leben kann. Wir gehen nur in regelmässigen Abständen zur Kontrolle um zu sehen, ob alles auch in Ordnung bleibt.
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Äh… eine OP, „um mal zu gucken“?! Stehe ich jetzt gerade völlig auf dem Schlauch oder habe den Text nicht verstanden?! (Falls ja: Entschuldige die blöde Frage, ich lese nochmal…)
Und @Empathie: Die suchst du, zumindest in Kliniken, eher vergeblich. Wir haben sie damals nicht gefunden, allerdings sind Berliner Kliniken eh ne Nummer für sich. Wie auch immer: alles Gute für euch!
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Damit meinte er aufschneiden, gucken wie’s innen aussieht, zumachen. Man könnte ja was finden, das hochauflösende Ultraschallgeräte nicht sehen.
Zu viel Empathie ist für einen Arzt vielleicht hinderlich in der objektiven Ausübung seiner Tätigkeit. Aber so viel sollte man doch haben, dass man ein dreimonatiges Baby nicht mal eben ohne Indikator auf den Operationstisch legt.
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Dann ist meine Fassungslosigkeit berechtigt. Und das ist die zensierte Version der Antwort. 😉
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Ok, jetzt kann ich auch folgen! Ärzte in Krankenhäusern kann man meist in die Tonne klopfen! Geld machen ist da die einzige Devise. Was für ein Vollhorst! Der tickt doch echt nicht mehr ganz frisch. So ’ne Nummer ist ja schon bei einem Erwachsenen eine Dreistigkeit, dies bei einem Säugling durchführen zu wollen, würde mich dazu auffordern, den werten „Herrn Doktor“ bei der Ärztekammer anzuzeigen! Offenbar ein paar mal zu oft am Desinfektionsmittel geschnieft!
OHM…… Muss wieder runterkommen…..
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Deinen Ärger kann ich verstehen… ganz egal , um was es geht… ich kenne einen Krankenschwester die auch meinte, dass das Krankenhaus wirtschaftlich arbeiten muss und viele Untersuchungen wären überflüssig… dennoch würde ich nach meinem Gefühl gehen: also wie krank ist es… und mit immer eine weitere Meinung, gerade bei OPs einholen… LG
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So spricht man einfach nicht mit jungen Eltern. „Reingucken“, was für eine Vokabel, wenn es um ein Baby geht. Gut, daß es da auch eine andere Ärztin gibt.
Zur „Empathie“: Nach meiner Gallen-OP hieß es im Dezember lapidar: „Vielleicht ist der Körper schon zu sehr an Ibuprofen gewöhnt“. Die Laborwerte wurden aber dann doch noch an diesem Tag und nicht erst wie wohl üblich am nächsten Tag überprüft, und schwupps, war ich ein Notfall. Über den Satz rege ich mich heute noch auf.
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Ich empfinde das schon sonst als unverschämte Vokabel, aber im Bezug auf ein Baby ist es einfach nur…. dazu fällt mir nicht einmal ein Wort ein.
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Willkommen in meiner Welt 😉
Ich habe auch das Gefühl, dass gerade den alteingesessenen Ärzten die Empathie oft fehlt. Dabei wäre es so wichtig, mit den Eltern zusammen als Team zu agieren!
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Das stimmt. Und das würde es sogar einfacher machen für beide Seiten.
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