Nachhaltigkeit mit Kindern

Nachdem es zehn tolle Beiträge zur Blogparade „Nachhaltigkeit im Alltag“ gab, möchte auch ich nun endlich meinen Senf dazugeben. In diesem Beitrag geht es darum, inwiefern Nachhaltigkeit mit Kindern möglich ist. Dabei gehe ich ausschließlich von unseren Erfahrungen aus. Ich erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Im übrigen können gerne alle, die interessiert sind, jederzeit noch Beiträge nachschieben. Meine Deadline, die ich im Ankündigungspost gesetzt habe, galt lediglich für den Übersichtsbeitrag zu teilnehmenden Beiträgen.

Stoffwindeln vs. Wegwerfwindeln

Schon während der Schwangerschaft machte ich die Entdeckung, dass Nachhaltigkeit mit Babies ein regelrechter Glaubenskrieg sein kann. Im Mittelpunkt steht dabei oft die Frage nach den richtigen Windeln. Recht schnell wird klar, dass abgesehen vom Abhalten (Windelfrei) nur Stoffwindeln die eine richtige Lösung sind, will man nachhaltig wickeln. Darüber habe ich nachgedacht, Pro und Contra abgewogen und gestehe: wir sündigen und benutzen Einmalwindeln.

Wenn man sich das schönreden will, könnte man sagen, dass Stoffwindeln auch viel Energie und Wasser verbrauchen. Schlicht war es aber diese teure (mehrmalige) Anschaffung, die uns davon abhielt, damit anzufangen. Für ein Starterpaket mit (nur!) 10 Windeln legt man schon einmal 150€ hin und muss dann noch Einlagen und Waschmittel kaufen. Klar sind Einmalwindeln auf Dauer teurer, doch wie erwähnt sind große Einzelbeträge ein Problem.

Ein größerer Faktor bei der Entscheidung spielte tatsächlich ein persönlicher, menschlicher Aspekt: Ekel. Wegwerfwindeln macht man ab und wirft sie weg, während man sich um Stoffwindeln noch näher kümmern muss. Da ich während eines großen Teils der Schwangerschaft mit Hyperemesis zu kämpfen hatte, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, Stoffwindeln zu benutzen. Einmal in einer Entscheidung drin war es dann schwer, sich komplett umzustellen. Was den zweiten Aspekt der Faulheit anspricht. Wir hätten es besser machen können. Da wir nahe am Ende der Windelzeit angelangt sind, hat es nun aber auch keinen Sinn mehr zu wechseln.

Für unterwegs und die berühmten schlimmsten Windeln verwendeten wir Feuchttücher, für alles andere einen feuchten Waschlappen. Auf Einmalwaschlappen hat der Kindergarten leider bestanden, mein Versuch die Gruppe von täglich neuen Frottee-Waschlappen zu überzeugen schlug leider fehl.

Kleidung

Einen Teil von Püppis Kleidung habe ich selber genäht. Vorteil davon ist, dass ich Motiv und Stoff selber aussuchen kann. Jedoch, auch Stoffe sind nicht automatisch fairtrade und umweltfreundlich. Häufig kommen auch diese wie die Kleidung in den Läden aus Fernost. Eine gute Alternative zu neuen Stoffen ist die Wiederverwendung nicht mehr genutzter Erwachsenenkleidung. Toll ist auch, dass es Nähmuster für Stücke gibt, die über mehrere Größen gehen, sprich eine Hose ist durch längere Beinbündchen und einen klugen Schnitt nicht nur in Größe 80 tragbar, sondern auch in 86, 92 und vielleicht sogar noch 98.

Wesentlich günstiger als selber zu nähen ist Kleidung aus zweiter Hand. Auch unsere Kinderkleidung besteht zum Großteil aus Second-Hand Stücken. Ein Vorteil dabei: gebrauchte Kleidung ist weicher und hat bereits ihre endgültige Form; man sieht was man hat.

Praktisch ist, dass man Kleidung wieder weiterverkaufen kann um ein bisschen Geld für die nächste Größe zu bekommen. Die schönsten Teile verschenke ich gelegentlich weiter. Wir haben das Glück und das Privileg, bei Besuchen in England in den Charity Shops tolle Markenkleidung für wenig Geld erhaschen zu können.

Spielzeug

Überraschend viel von Püppis Spielzeug ist aus meiner eigenen Kindheit. Ob das Kuscheltiere sind oder Holzbausteine, Autos und Dinos. Glücklicherweise hat sie den gleichen Geschmack wie ich. Ein weiterer Teil bildet sich aus Second-Hand-Käufen. Nur wenige Teile sind selber neu gekauft, einiges wurde neu geschenkt. Auch hier haben gebrauchte Teile einen Vorteil: es riecht nicht mehr nach neuem Plastik und eventuelle Rückstände sind schon rausgelutscht. 😉

Bei den Materialien achten wir auf die CE-Kennzeichnung. Gerne hätte ich persönlich mehr Holzspielzeug für Püppi, aber sie steht auf alles Bunte und Musikalische, was dann meist eben doch wieder Plastik ist. Jedoch machen wir da den Kompromiss, keine Kunststoffteile zu kaufen, die von kurzer Lebensdauer sind. Zudem ist gutes Holzspielzeug leider oft teuer und für uns nicht drin. Dennoch haben wir eine gute Mischung aus Holz- und Plastikspielzeug. Kuscheltiere sind bis auf drei Ausnahmen Second Hand oder aus unseren eigenen Kindertagen.

Essen

Da ich leider nicht stillen konnte, mussten wir zu Babyzeiten Milchpulver geben, was enorm viel Müll verursacht hat. Es gab keine Alternativen. Zwar gibt es zumindest umweltfreundliche Produkte, doch die schnitten in den vergangenen Jahren in Tests zu Lebensmittelsicherheit unterdurchschnittlich bis schlecht ab. Die einzige Verbesserung, die wir vornehmen konnten, war ein Pulver zu kaufen, das nicht in zwei einzelnen sondern einer großen Packung verpackt war, womit weniger Folienabfall anfiel.

Gläschen haben wir insgesamt weniger als 10 gekauft – zum einen sind die ohnehin recht teuer verglichen mit selber kochen. Zum anderen ist es einfach genug, vom eigenen Essen vor dem Würzen etwas abzuzweigen und zu pürieren. Das geht entweder täglich, dann ist es frisch gekocht. Ich habe aber auch schon eine größere Menge gekocht und mehrere Portionen eingefroren.

Jetzt beim festen Essen isst die Tochter alles mit, was wir essen. Womit sich die selben Grenzen auftun, die wir für uns selber auch haben. Unverpackte Nahrungsmittel sind oftmals zu teuer, um sie als Alternative zu Sparpacks zu wählen. Immerhin, Fleisch essen wir selten und achten dann darauf, dass es aus der Region stammt. Essen schmeißen wir sehr selten weg und dann ist es meistens deshalb, weil es schon faul gekauft wurde.

Abschluss

Das Leben mit Kindern stellt den ökologisch bewussten Menschen vor neue Herausforderungen. Manche Fragen stellen sich in kinderfreien Haushalten gar nicht. Für uns sind Grenzen einer nachhaltigen Lebensweise vorrangig finanziell gesetzte Grenzen. Wir könnten vieles verbessern, doch bedarf es dafür oftmals Investitionen, die wir zumindest in näherer Zukunft nicht stemmen könnten. So tun wir eben, was uns möglich ist und verbessern Schritt für Schritt weitere Elemente, die uns auffallen. Etwa mussten wir durch Püppis empfindliche Haut das Waschmittel wechseln. So suchten wir eben nicht nur ein milderes Waschmittel, sondern auch gleich ein ökologisch verträgliches.

Zu dem Thema Nachhaltigkeit im Alltag mit Kindern gibt es ein paar Blogs und Youtube Channels, auf denen wir uns weitere Anregungen holen. Eine Liste mit Blogempfehlungen gab es schon einmal auf dem Blog „Ich lebe jetzt!“ von Suse. Auf Youtube empfehle ich Shelbizlee, die Minimalismus und Nachhaltigkeit sehr gut vereinbart, ohne teure Kaufempfehlungen zu geben. (Der Kanal ist auf Englisch.)

Für weitere Empfehlungen, Tipps und Anregungen bin ich auch hier gerne offen.

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